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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ausgeruht gewesen. Sie zog sich aus und stellte sich unter die Dusche, genoss mit geschlossenen Augen das lauwarme Wasser auf ihrer Haut. Dachte plötzlich wieder an Renata Denner, die noch bleicher als sonst im Warteraum der Intensivstation auf und ab gegangen war. Seltsam unberührt hatte sie gewirkt. Ganz Ärztin. «Seine Chancen stehen schlecht», hatte sie zu Laura und Baumann gesagt. Sachlich hatte das geklungen. Laura war es sogar so vorgekommen, als hätte ein Anklang von Hoffnung in ihrer Stimme gelegen. Hoffnung, dass seine Chancen sehr schlecht stehen könnten?
    Mehr gab es nicht zu tun in dieser Nacht. Mit Baumann war sie übereingekommen, erst mal keine Fahndung nach Malenge auszulösen. Baumann wollte am Vormittag noch einmal in Malenges Wohngemeinschaft vorbeischauen. Vielleicht war Malenge dann da, vielleicht war alles nur ein Irrtum. Und doch, wo war dieser Mann, der sich selbst gerade aus dem Krankenhaus entlassen hatte? Er war nicht gesund, verzweifelt über den Verlust seiner Freundin. Kaum anzunehmen, dass er ausgegangen war, um mit Freunden ein Bier zu trinken … Baumann hatte Recht. Sie war bereits zu tief in diesen Fall verstrickt – niemals würde sie ihn einfach aus der Hand geben. Es war diese unvermutet dunkle Seite in Menschen, die noch immer eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausübte. Sie wollte wissen, warum Menschen dieser dunklen Seite nichts entgegensetzen konnten. Warum sie töteten, verletzten, zerstörten.
    Wie lange hatte sie unter der Dusche gestanden? Fünf Minuten, zehn? Sie wusste es nicht, drehte das Wasser ab und hüllte sich in eine Badetuch. Wo sollte sie Guerrini unterbringen in ihrem Leben? … Immer wieder diese Frage. Nicht darüber nachdenken!
    Sie massierte duftende Mangomilch in ihre Haut, bürstete ihr Haar, putzte die Zähne. So lautlos wie möglich schlüpfte sie endlich in ihr Schlafzimmer, hielt den Atem an und lauschte in Richtung Bett. Er schien tief zu schlafen, so leise zu atmen, dass Laura nichts hören konnte. Wenn nur dieser verdammte Parkettboden aus den Nachkriegsjahren nicht so laut knarren würde.
    Sie versuchte über den Boden zu schweben, doch es gelang ihr nicht. Endlich erreichte sie ihr Bett, setzte sich behutsam, tastete mit einer Hand, fand nur ihre Bettdecke, kühle Stofffalten. Das Bett war leer.
    Erschrocken knipste sie die Nachttischlampe an. Guerrini war nicht da!
    Laura sprang auf, lief ins Wohnzimmer. Diesmal achtete sie nicht auf das Knarren der Dielen, und sie schaltete das Deckenlicht ein. Angelo Guerrini lag auf der Couch, wie in den Nächten zuvor ihr Exmann, und blinzelte ihr verschlafen entgegen.
    «Was machst du denn hier?», fragte sie verwirrt.
    Guerrini richtete sich auf, mit einer Hand seine Augen vor dem grellen Deckenlicht schützend. «Ich schlafe.»
    «Aber warum hier?»
    «Deine Kinder haben dieses Bett für mich bereitet. Sie waren sehr nett. Nachdem du weg warst, haben wir uns noch ganz gut unterhalten. Sie mögen Benigni – genau wie ich …»
    «Und deshalb lässt du dich von ihnen austricksen?»
    «Aber du willst sie doch vor der schrecklichen Erkenntnis beschützen, dass ihre Mutter einen Liebhaber haben könnte!»
    Laura sah seine Augen, das zerzauste Haar, seine Schultern und das Grübchen am Ansatz seiner Schlüsselbeine. Es war ihr ganz egal, was ihre Kinder dachten. Sie streckte die Hand nach ihm aus, sah sein Lächeln, als er sich erhob und zu ihr kam.

    Am Karsamstag klingelte Lauras Telefon bereits um kurz vor acht. Sie hatte knappe zwei Stunden geschlafen. Angelo rührte sich nicht, deshalb warf sie ihren Morgenmantel über und wankte in die Küche. Leise schloss sie die Tür hinter sich, um niemand zu wecken. Es war Kommissar Baumann, und er entschuldigte sich. Laura antwortete nur mit einem Stöhnen.
    «Tut mir wirklich Leid», wiederholte er. «Ich habe nur keine Lust, den Chef anzurufen. Wenn der sich einmischt, ist der Fall in zwei Stunden geklärt, und der falsche Mann sitzt im Knast, bis wir ihn wieder rausholen!»
    Laura bewegte vorsichtig ihren Kopf. In ihrem Nacken knirschte es. «Wer ist denn der falsche Mann?» Sie räusperte sich; ihre Kehle war ganz eingetrocknet.
    «Malenge natürlich – na ja, vielleicht ist er ja auch der Richtige. Ich habe keine Ahnung, versuche nur, dich zu motivieren! Wahrscheinlich wirst du wach, wenn ich dir das Ergebnis der Spurensuche und des Genvergleichs erzähle!»
    Laura sagte nichts.
    «Bist du noch da?»
    «Ich wär’s lieber

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