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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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dem Diebstahl berichten wollte, deshalb fragte Emily nur: „Ist Sabri auch
wieder in Mogador?“
    Thomas nickte. „Er ist bei seiner Familie.
Aber er hat mir drei Mal aufgetragen, dich herzlich zu grüßen. Außerdem hat er
euren kleinen Patienten mit dem gebrochenen Arm und seine Eltern mitgebracht.
Sie wohnen im Maristan, und wir versorgen den Kleinen, bis er wieder gesund
ist.“
    Die Salontür wurde geöffnet, und John schaute
herein. „Können wir endlich essen? Wenn ich noch länger auf meinen Braten
warten muss, werde ich ungemütlich!“
    Sibylla räusperte sich. „Vorher muss ich euch
etwas sagen. John, bitte hol Victoria! Am Hafen ist etwas passiert.“
    Wenige Minuten später hatte sich die Familie
im Salon versammelt. John, der hinter Victorias Stuhl stand, die Hände rechts
und links auf die Lehne gelegt, brummte missgelaunt: „Ich bin gespannt, was so
wichtig ist, dass du mich von meinem köstlichen Sonntagsbraten fernhältst!“
    Sibylla verschränkte ihre Hände im Schoß,
blickte erst zu Thomas, dann zu John und begann: „Jemand hat den Schrank in
meinem Büro aufgebrochen. Der ganze Safran und die Geldkassette wurden
gestohlen.“
    „Gütiger Himmel!“ Victoria schlug sich die
Hand vor den Mund. „Was hätte euch passieren können, wenn ihr den Einbrecher
auf frischer Tat ertappt hättet!“
    „Sie hat völlig Recht. Ihr solltet auf keinen
Fall mehr ohne Begleitung zum Hafen gehen“, ermahnte Thomas sie.
    Sibylla nickte stumm. Auch sie mochte sich
gar nicht ausmalen, was ihr und Emily hätte zustoßen können, wenn sie den
Verbrechern in die Arme gelaufen wären.
    „Ich werde zum Kaid gehen und verlangen, dass
er eine Untersuchung durchführt“, beschloss John. „Vielleicht besteht ein
Zusammenhang mit dem Überfall auf Qasr el Bahia. Die Verbrecher hatten es
möglicherweise auf Roustons Safran abgesehen, aber sie wurden von dem
Heuschreckenschwarm verjagt. Jetzt haben sie es hier versucht.“
    „Woher sollten sie denn wissen, dass ich den
Safran mitgenommen habe?“, wandte Sibylla ein.
    „Stimmt.“ John überlegte mit gefurchter
Stirn. „Aber dann bliebe immer noch die Möglichkeit, dass es derselbe Mann war,
der vor ein paar Monaten hier einbrach.“
    Sibylla starrte ihn an. Warum hatte sie daran
noch nicht gedacht? Gänsehaut kroch ihr den Rücken empor, wie in jener Nacht,
als sie vor dem aufgewühlten Boden rund um das Fundament der Sonnenuhr
gestanden hatte.
    „Man könnte fast glauben, wir hätten einen
Feind, der uns Böses will“, flüsterte Victoria.
     
    Vorsichtig, als hätte er Angst vor
Verfolgern, schaute der Mann sich über die Schulter. Dann drückte er behutsam
die Klinke der blau gestrichenen Holztür herunter, die in die Küche der Familie
Hopkins führte, aber natürlich war sie so spät am Abend fest verschlossen. Der
Mann zog sich die Kapuze seiner Djellaba noch tiefer ins Gesicht, presste sich
eng an die Hausmauer und wartete.
    Ein paar Minuten vergingen, dann hörte er ein
leises Geräusch hinter der Tür. Metall schabte gegen Holz, ein schwerer Riegel
wurde zurückgeschoben, die Tür schwang einen Spalt auf, und Emily steckte den
Kopf heraus. „Sabri? Bist du da?“
    „Hier!“, wisperte er zurück und löste sich
von der Mauer.
    „Ich bin so froh!“ Sie stürzte sich in seine
Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Er zog sie eng an sich, schmiegte
sein Gesicht in ihre warme Halsbeuge und sog den süßen Duft ihrer Haut ein.
„Dir geht es gut! Allah sei Dank!“
    Seit ein Bote am Nachmittag einen Brief von
Emily mit den neuesten Nachrichten gebracht hatte, regte er sich auf. Hätte sie
nicht geschrieben, dass sie ihn nach dem Nachtgebet am Hintereingang des Hauses
treffen würde, wäre er schon vorher gekommen, um sich mit eigenen Augen von
ihrem Wohlergehen zu überzeugen.
    „Komm, lass uns hinsetzen!“ Sie hatte zwei
Kissen mitgebracht, die sie im Türrahmen auf den Boden legte. Darauf setzten
sie sich dicht nebeneinander. Emily schmiegte sich an Sabris Schulter. „Ich bin
so froh, dass du da bist!“, wiederholte sie. „Die Stimmung zu Hause ist
furchtbar. Alle sind angespannt.“
    „Ich verstehe das. Ich habe auch keine ruhige
Minute, solange der oder die Verbrecher noch frei herumlaufen.“ Sabri betrachtete
Emily lange. „Du siehst hübsch aus.“
    Sie hatte nur ein langes Nachthemd an,
Pantoffeln und gegen die Kühle der Nacht einen Schal um die Schultern gelegt.
Bei der Umarmung hatte er ihren Körper unter der dünnen Kleidung

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