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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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einem Picknick.
    „Gewiss gibt es einen Grund für das dringende
Audienzansuchen?“, fragte der Sultan schließlich.
    Sibylla war sicher, dass Abd Er Rahman den
Grund längst kannte, aber sie antwortete ruhig: „Euer Statthalter Kaid Hash
Hash hält seit mehreren Monaten meinen Gemahl auf der Insel Mogador fest.“
    Der freundliche Gesichtsausdruck des Sultans
wurde hart. „Der Kaufmann Hopkins hat mit Sklaven gehandelt. Wir gestatten
ungläubigen Besuchern Unseres Landes diese Art von Geschäften nicht – in
Übereinstimmung mit der englischen Königin, wie Sie sicher wissen.“
    „Mein Gemahl hat es Euch gegenüber an Respekt
fehlen lassen, Kaiserliche Majestät“, räumte Sibylla ein. „Aber er hat mir
versichert, dass er unschuldig und selbst Opfer einer Intrige geworden ist.
Wahrscheinlich hat einer seiner Kapitäne die schändlichen Geschäfte hinter seinem
Rücken durchgeführt.“
    „Glauben Sie wirklich, Wir würden einen
Unschuldigen gefangen nehmen?“, erwiderte der Sultan scharf. „Wir sind gut
unterrichtet, dass ihr Gemahl Sklaven von Unseren Küsten in die Karibik
verschifft hat!“
    Sibylla beschloss, dass es besser sei, nicht
mehr auf ihrer Unschuldsvermutung zu beharren und senkte demütig den Kopf. „Ich
werfe mich Euch als Mutter zweier kleiner Söhne zu Füßen, ehrwürdiger
Herrscher, und bitte Euch um Gnade für meinen Gemahl. Ihr seid als weiser und
großmütiger Herrscher bekannt. Verwehrt einer Mutter diese Bitte nicht!“
    In Abd Er Rahmans Gesicht zuckte ein Muskel.
Er winkte Feradge, der sich zu ihm beugte, und ein rascher geflüsterter
Wortwechsel entspann sich.
    „Ihr Gemahl hat Unser Ansehen in der Welt
tief beschädigt. Wenn überhaupt lässt sich das nur mit einer Entschädigung
sühnen“, ließ Abd Er Rahman sie schließlich wissen.
    Da war sie, die Forderung nach dem Geld, die
Sibylla so gefürchtet hatte, denn sie konnte kein Geld bieten. Sie antwortete
ernst: „Ich habe einen Verdacht, welcher Kapitän diese Geschäfte zu
verantworten hat, und werde persönlich dafür Sorge tragen, dass er in England
seine gerechte Strafe erhält. Nicht der Schatten eines Zweifels wird auf der
Ehre Eurer Kaiserlichen Majestät zurückbleiben!“
    „Das genügt nicht“ erklärte Abd Er Rahman
kühl.
    André hielt den Zeitpunkt für gekommen, um
sich einzumischen: „Vielleicht genügt es Euch, dass wir Nachrichten von Abd El
Kader, dem algerischen Rebellen bringen – und von Eurem Untertan Thabit El
Katthabi. Die beiden haben einen Pakt geschlossen, der Eurer Majestät nicht
gefallen dürfte.“
    Abd er Rahman erstarrte. „Was ist mit El
Katthabi?“
    „Diese Information ist die Freiheit von
Benjamin Hopkins wert“, erwiderte André. „Und nicht nur das. Sie ist es auch wert,
dass Ihr meiner Regierung den Rebellen Abd El Kader ausliefert, der sich im
Rif-Gebirge versteckt und Euren Schutz genießt.“
    Sibylla hielt die Luft an, während sie
beobachtete, wie die beiden Männer sich mit Blicken maßen, als fochten sie ein
Duell aus. Die schwarzen Augen des Sultans glühten, aber André fürchtete ihn
nicht. Schließlich klatschte Abd Er Rahman in die Hände, ein Sklave erschien,
erhielt einen kurzen geflüsterten Befehl und entfernte sich eilig.
    „Der Kaufmann wird freigelassen“, erklärte der
Herrscher. „Unser Schreiber wird Mrs. Hopkins die Urkunde für den Kaid
übergeben. Die Auslieferung Abd El Kaders hängt von Ihrer Information ab,
Rouston, und jetzt sprechen Sie!“
    Während André kurz und knapp das Komplott
darlegte, das Abd El Kader und Thabit El Katthabi geschmiedet hatten, blieb Abd
Er Rahmans Miene bewegungslos. Sibylla selbst saß wie auf glühenden Kohlen. Die
Spannung war fast mit Händen zu greifen. Sogar die Raubtiere liefen hinter den
Gitterstäben auf und ab und ließen ihr bedrohliches Knurren hören.
    Als André schwieg, hieb der Sultan mit einer
Faust auf den Diwan. „Möge Allah die Übeltäter verfluchen! Was für Schlangen
haben Wir doch an Unserer Brust genährt!“
    Er ging auf den Eunuchen los, der erschrocken
zurückwich. „Warum haben Wir davon nichts gewusst? Warum geben Wir ein Vermögen
für Spitzel aus, wenn dann ein Franzose kommt und Uns vom Verrat gegen den
Thron berichtet?!“
    „Kaiserliche Majestät“, stammelte Feradge,
„ich werde Nachforschungen anstellen lassen…“
    „Bringt El Katthabi zu Uns! Wir werden ihn
persönlich auspeitschen, vierteilen und seinen stinkenden Kadaver Unseren Löwen
zum Fraß vorwerfen!“,

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