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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Frau war, eine Jungfer, die ihre Tugend und Ehre hüten musste. Aber gerade deswegen wartete er gespannt darauf, wie sie auf diese Herausforderung reagieren würde.
    Zu seinem Leidwesen blieb sie kühl, ja geradezu provozierend gleichgültig. »Da es Euer Wunsch ist, werden wir das Mahl gemeinsam einnehmen. Malle, sorge dafür, dass alles gerichtet wird.«
    Caterina neigte kurz ihr Haupt in Rodolfos Richtung und nahm dann ein Schreiben zur Hand, das in ihrer Reichweite lag, um ihm zu zeigen, dass sie etwas anderes zu tun hatte, als sich mit einem Unbekannten zu unterhalten. Rodolfo verstand die Geste und verließ unter mehreren Verbeugungen das Zelt.

5.
    F abrizio Borelli hatte von Rodolfos Ankunft erst erfahren, als dieser schon in Caterinas Zelt weilte, und verfluchte ausgiebig die Tatsache, dass Ranuccio nicht im Lager weilte. Seinem Verwandten wäre der Fremde gewiss nicht entgangen. So blieb ihm nur, sich rasch zurechtzumachen und sein Schwertgehänge umzuschnallen. Ungeduldig rannte er aus dem Zelt, das er früher mit Giacomo di Monte Elde geteilt hatte und das ihm nun allein gehörte. Trotz der Tatsache, dass er das Eigentum des jüngeren Eldenberg zum größten Teil an sich gebracht hatte, betrachtete er neiderfüllt das große Zelt in der Mitte des Lagers, das dem Capitano zustand und in dem nun Caterina lebte. Längst hätte er dort residieren müssen, dachte er verärgert und fragte sich, ob Ranuccio so lange ausblieb, weil es unerwartete Probleme gab.
    Als er auf den Zelteingang zustiefelte, verstellte Malle ihm den Weg. »Die Capitana ist beschäftigt!«
    Der Begriff Capitana war ein Scherz, den ein paar Söldner aufgebracht hatten. Caterina hörte ihn nicht gerne und er kam Malle sonst auch nicht über die Lippen. Da sie aber wusste, dass Borelli sich über diese Bezeichnung ärgerte, rieb sie ihm gerne unter die Nase, wer in diesem Lager zurzeit das Sagen hatte. Sie mochte Eldenbergs Neffe nicht besonders, er war ihr zu glatt und zu berechnend. Außerdem wusste sie, dass Steifnacken ihm nicht traute, und sie hatte noch aus ihrer ersten Zeit auf Eldenberg einiges für den kernigen Schwaben übrig.
    »Ich muss Caterina dringend sprechen! Ein Fremder ist ins Lager gekommen, und ich will wissen, wer es ist.« Borelli machte Anstalten, Malle einfach beiseite zu schieben.
    Diese klopfte ihm jedoch wie einem unartigen Kind auf die Finger und wies auf Rodolfo, der unweit des Kommandantenzelts durch das Lager schlenderte. »Ihr könnt den Signore ja selber fragen. Dort ist er!«
    Borelli drehte sich um und erkannte den jungen Condottiere, der ebenfalls an dem Treffen bei Legrelli teilgenommen hatte. Seine Laune besserte sich, denn soviel er inzwischen wusste, zählte der Mann zu den Anhängern des Herzogs Gian Galeazzo oder stand zumindest in den Diensten eines Verbündeten des Mailänders. Kurz entschlossen ließ er Malle stehen und eilte auf Rodolfo zu. »Welch eine Freude, Euch zu sehen, Conte!«
    Im Unterschied zu Borelli konnte Rodolfo sich nicht auf Anhieb an den Mann erinnern. Dann aber hoben sich seine Augenbrauen und er musterte sein Gegenüber mit einem eher gleichgültigen Blick. »Ah, Signore Borelli!«
    »Conte, Ihr wisst gar nicht, wie ich mich freue, Euch zu sehen«, wiederholte dieser.
    »Das sagtet Ihr bereits, Signore.«
    Borelli war etwas aus dem Konzept gebracht, fasste sich aber rasch und legte einen Arm um Rodolfos Schulter. »Wir müssen dringend miteinander reden, Conte d’Abbati. Darum ist es gut, dass Ihr hierher gekommen seid.«
    »Wenn Ihr jetzt ein drittes Mal sagt, wie sehr es Euch freut, mich zu sehen, macht Ihr mich erröten«, spöttelte Rodolfo, der sich fragte, welchen Grund Borelli haben mochte, so zu tun, als hinge sein Lebensglück von dieser zufälligen Begegnung ab.
    Caterinas Vetter zog den Gast durch einen weniger belebten Teil des Lagers zu seinem Zelt. »Es müssen nicht alle sehen, dass wir miteinander reden«, erklärte er mit einem gekünstelten Auflachen.
    »Ihr macht mich neugierig, Signore.« Das war nicht einmal eine Lüge.
    Borelli lächelte etwas gezwungen, bot Rodolfo einen Stuhl an und befahl seinem Knecht, Wein zu bringen. Während er seinem Gast eigenhändig einschenkte, fragte er wie beiläufig: »Gibt es einen besonderen Grund, der Euch in das Lager unserer Kompanie geführt hat?«
    Da die Nachricht schon bald durch alle Zeltreihen gehen würde, sah Rodolfo keinen Anlass, sie zu verschweigen. »Ich kam im Auftrag Messer Battistas, um zu bekunden, dass

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