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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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welcher?«
    »Daß Ihr in Padua in einer intakten Familie in Demut vor Jesus und Maria aufgewachsen seid.« Brindisi lächelte und schnippte eine unsichtbare Brotkrume von seiner Soutane. »Aber wenn man gegen solche Unterstellungen ankämpft, kann es nützlich sein, das gesamte Bild zu kennen, damit man weiß, was noch kommen könnte.«
    »Was schlagt Ihr vor?«
    »Eine kurze Denkschrift. Die bekommt außer mir niemand zu sehen und wird von mir nur benützt, um Eure Verteidigung zu planen – falls dies erforderlich sein sollte.«
    »Lernt man solche taktischen Finessen beim Studium des Kirchenrechts, Marco?«
    Brindisi lächelte. »Manche Dinge sind universell, Euer Heiligkeit.«
    »Gut, Ihr erhaltet ein Memorandum.«
    Papst und Kardinal verstummten, als zwei Nonnen eintraten, um das Geschirr abzutragen und den Espresso zu servieren. Lucchesi rührte Zucker in seinen Kaffee, dann sah er zu Brindisi auf.
    »Auch ich habe etwas, das ich besprechen möchte. Es betrifft die Sache, über die wir vor einigen Monaten diskutiert haben – meine Initiative, den Brückenbau zur Überwindung der Kluft zwischen Katholiken und Juden fortzusetzen.«
    »Sehr interessant, Euer Heiligkeit.« Als Mann, der in seiner Karriere die bürokratische Leiter der Kurie erstiegen hatte, verstand Brindisi sich darauf, seinen Tonfall sorgfältig unverbindlich zu halten.
    »Als Bestandteil dieser Initiative beabsichtige ich, eine Studie zur Reaktion der Kirche auf den Holocaust in Auftrag zu geben. Dazu werden alle relevanten Dokumente aus den vatikanischen Geheimarchiven zur Verfügung gestellt, und diesmal legen wir den Historikern und sonstigen Fachleuten, die wir für dieses Projekt auswählen, keinen Maulkorb an.«
    Kardinal Brindisis ohnehin schon blasses Gesicht büßte den letzten Rest Farbe ein. Er legte seine Zeigefinger wie einen Kirchturm aneinander, drückte sie an die Unterlippe und bemühte sich, die Fassung zurückzugewinnen, bevor er Widerspruch einlegte: »Wie Ihr natürlich wißt, Euer Heiligkeit, hat Euer Vorgänger eine derartige Untersuchung in Auftrag gegeben und im Jahr 1998 der Weltöffentlichkeit vorgelegt. Ich sehe keine Notwendigkeit, das Werk des Polen zu wiederholen, wenn es so viele andere – und meiner Einschätzung nach erheblich wichtigere – Probleme gibt, vor denen die Kirche gegenwärtig steht.«
    »Wir erinnern uns? Statt dessen hätte es Wir entschuldigen uns oder Wir bitten um Verzeihung heißen sollen. Die Untersuchung ist nicht weit genug gegangen – nicht als Gewissenserforschung, nicht bei ihrer Suche nach Wahrheit. Sie war nur eine weitere Kränkung eben jenes Volkes, dessen Wunden wir angeblich heilen wollten. Was hat sie schließlich ausgesagt? Die Kirche hat nichts Unrechtes getan. Wir haben zu helfen versucht. Manche von uns haben mehr geholfen als andere. Nicht wir, sondern die Deutschen waren die eigentlichen Mörder, aber wir bedauern trotzdem, was geschehen ist. Ein schändliches Dokument.«
    »Manche könnten Eure Art, über die Arbeit eines Vorgängers zu sprechen, für schändlich halten.«
    »Ich habe nicht die Absicht, die Bemühungen des Polen zu verdammen. Er hatte das Herz am rechten Fleck, aber ich vermute, daß die Kurie nicht rückhaltlos hinter ihm stand …« – Männer wie du, dachte Lucchesi – »… so daß die Aussagen der Studie seltsam vage blieben. Aus Respekt vor dem Polen werde ich die neue Untersuchung als Fortsetzung seiner guten Arbeit bezeichnen.«
    »Unabhängig davon, welche Deutung Ihr ihr zu geben versucht, wird jede neue Studie als verdeckte Kritik angesehen werden.«
    »Ihr habt der Kommission angehört, die Wir erinnern uns zusammengestellt hat, nicht wahr?«
    »Allerdings, Euer Heiligkeit.«
    »Zehn Jahre, um vierzehn Seiten zu schreiben.«
    »Abwägung und Genauigkeit brauchen ihre Zeit.«
    »Beschönigungen auch.«
    »Ich verwahre mich gegen …«
    Der Papst ließ ihn nicht zu Wort kommen: »Seid Ihr gegen neuerliche Untersuchungen, weil Ihr fürchtet, sie könnten Schande über die Kirche bringen, oder weil Ihr Euch ausrechnet, sie könnten Eure Chancen verringern, mein Nachfolger zu werden, wenn ich einmal nicht mehr bin?«
    Brindisi ließ die Hände sinken und blickte dann kurz gen Himmel, als bereite er sich auf eine Lesung aus der Bibel vor. »Ich bin gegen eine Wiederaufnahme der Untersuchungen, weil sie nichts anderes bewirken werden, als unsere Feinde mit frischer Munition zu versorgen.«
    »Noch riskanter sind unsere fortwährenden

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