Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
auf immer und ewig die Besitzerin vom Rubey’s sein. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts für immer und ewig tun möchte.“
„Nicht einmal leben?“
Aber was passiert, wenn du stirbst?
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist unnatürlich, ewig zu leben. Nichts lebt ewig. Nichts, Voss. Nur der Dämon, der dich so erschaffen hat – der dich unnatürlich werden ließ. Sieh dir an, wie du jetzt leben musst: indem du dich von anderen ernährst, von lebenden Wesen. Ich habe mich immer gefragt, warum er so etwas tun würde, aber jetzt glaube ich, dass er es tut, um euch noch stärker an ihn zu binden. Ihr nehmt von eurer eigenen Rasse. Ihr müsst. Was für eine Art Kreatur ist das, der macht, dass ihr das Leben von Euresgleichen nehmen müsst, um zu leben? Es ist faszinierend und macht Angst. Wie Kopulation, der gleiche Akt kann vertraut und lustvoll sein ... oder es kann eine Vergewaltigung sein. Wie glaubst du, möchte der Teufel es haben? Welche der beiden Möglichkeiten macht er euch leichter?“
Er musste etwas trinken. Voss stand auf und ging zum Schrank, wo er sich einen Brandy einschenkte. Und dennoch ... er sagte ihr nicht, sie solle aufhören zu reden.
„Ich kenne dich erst seit zehn Jahren, Voss, aber ich kann die Leere in deinem Leben sehen. Nichts ändert sich je, nicht wahr? Die einzigen Beziehungen von dir sind mit anderen Drakule, und keiner von Euch vertraut dem anderen wirklich. Anstatt euch zu beneiden, habe ich nur Mitleid. Mit euch allen. Ihr alle habt nichts außer Gleichförmigkeit, Leere, jeden Tag. Ihr habt nichts, wonach ihr streben könnt, nichts worauf ihr Euch freuen könnt. Euer Leben – selbst das von Giordan – ist angefüllt mit Ausschweifungen und Vergnügungen und nichts weiter.“
„Und Dandys oder Lebemänner wie Prinny und Byron und Brummell – keiner von denen versagt sich ein Vergnügen. Aber sie werden zu alt werden, oder zu arm, oder sie werden sterben, und dann ist es vorbei. Unser Leben – meins – geht für immer weiter. Ich werde niemals zu alt sein, um nicht zu vögeln –“
„Ah ja, die Eintönigkeit des Ganzen. Aber das ist genau die Natur eurer Existenz – das Verlangen, der Trieb nach Vergnügung. Wirst du denn dieser Lustbarkeiten niemals überdrüssig? Oder der Vergnügungen? Oder dass nicht ein Haar auf deinem Kopf grau wird oder dir ausfällt?“ Rubey zuckte mit den Schultern. „Ihr bleibt immer dieselben, in alle Ewigkeit – außer ihr landet auf einem Pfahl. Oder ein Schwert trennt euren Kopf vom Körper. Und was passiert dann? Was hat euer Teufel euch dann versprochen?“
Voss’ Mund war wie ausgedörrt. Sein Körper fühlte sich leer und kalt an, bei ihren Worten und dem, was ihm nicht aus dem Kopf wollte. Der Gedanke verfolgte ihn unablässig seit gestern. Er konnte nur noch nicken.
Es machte nichts. Es war geschehen, der Pakt war besiegelt. Das war sein Leben.
Auf immer und ewig, solange er sich nicht pfählen oder enthaupten ließ. Oder von der Sonne verbrennen.
Rubey war noch nicht ans Ende ihrer Litanei aus Fragen gekommen. Die er nicht hören wollte, aber die er jetzt auch nicht mehr ignorieren konnte. „Hast du dich jemals gefragt, warum er dich ausgewählt hat? Warum dir der Pakt angeboten wurde? Was der Teufel in dir gesehen hat, Voss, vor all diesen vielen, vielen Jahren, was ihn überzeugte, dass du dich seiner würdig erweisen würdest?“
Er trank den Brandy jetzt hastig, schloss die Augen, als sich Szenen seiner Vergangenheit hinter seinen Augenlidern jagten, sein Gedächtnis in Gang setzten. Er hatte gehört, wie Leute es beschrieben. Wie ihr Leben vor ihren Augen während einer Fast-Todeserfahrung vorbeizog. Er verstand diese Art von Erfahrung.
Und was er dort sah, die Zusammenfassung seiner hundertachtundvierzig Jahre, stand dort ganz klar fest. Es ging nur um ihn. So war es schon immer gewesen, schon seit er ein Kind war.
Verzärtelt, verwöhnt, verzogen.
„Irgendwann wirst du über alles Rechenschaft ablegen müssen, Voss.“
Er öffnete die Augen. „Ich will das nicht“, sagte er und war in dem Moment ehrlicher, als er es je in seinem Leben zuvor gewesen war. Etwas Warmes brach wie eine alte Wunde in ihm auf, und zugleich auch der brennende Schmerz von seinem Teufelsmal. In dem Moment spürte er Luzifers Hass.
„Wenn du davor Angst hast, dich für das zu verantworten, was du hier angerichtet hast“, sagte Rubey, als sie sich
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