Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Lord Dewhurst unter dem Vordach stehen zu sehen. Sie war nicht sicher, ob ihre erste Reaktion Angst oder Dankbarkeit sein sollte. Er hatte Angelica entführt und sie an jenen schrecklichen Ort gebracht, von wo sie und Corvindale sie gerettet hatten ... aber dann wiederum hatte er nach ihnen geschickt und ihnen auch noch ihre Schwester wiedergegeben. Angelica war nichts geschehen.
Nun fast nichts – bis auf die vier kleinen Bissspuren an ihrem Hals, korrigierte sich Maia im Geiste.
Und dennoch, Angelica hatte von ihm geträumt, in Alpträumen, weinend und um sich schlagend ... und rief immer wieder seinen Namen. Voss.
Sie fragte sich, was sonst noch zwischen den beiden vorgefallen war.
Und ob man einem Vampir je vertrauen könnte.
„Es gibt kein Problem“, sagte der Butler gerade. „Kann ich Ihnen behilflich sein, Mylord?“
Dewhurst sah Maia an. „Sie suchen nach Corvindale? Er ist dort drinnen?“
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Jawohl. Egal, was dieses Individuum hier sagt, ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er hineinging.“ Und das auch nur, weil sie sich auf der Suche nach ihm in sein Arbeitszimmer begeben hatte, nachdem er gedacht hatte, er hätte sie mit Mirabella zusammen in Blackmont Hall zurückgelassen – just in dem Moment hatte sie ihn dabei gesehen, wie er sich davonstahl.
Natürlich war sie ihm, diesem abscheulichen Mann, in ihrer eigenen Kutsche mit ihrem eigenen Diener gefolgt. Wie konnte er es wagen fortzugehen, ohne ihre Fragen zu beantworten und sie in seine Pläne einzuweihen?
„Auch ich bin auf der Suche nach Corvindale“, sagte Dewhurst. „Und es ist genauso dringend.“
Das überraschte Maia, wenn man bedachte, wie wütend Corvindale auf Voss war.
Sie konnte später nicht genau sagen, wie er den Butler dazu brachte, ihnen den Weg freizugeben, aber nur wenige Worte zwischen den beiden Männern genügten, und Maia war mit Dewhurst drinnen.
Selbstverständlich war sie noch nie in einem Klub für Gentlemen gewesen, obwohl sie natürlich insbesondere von diesem hier gehört hatte, und als Lord Dewhurst ihr Zeichen gab, ihm durch einen dunklen Korridor vorauszugehen, nutzte Maia die einmalige Gelegenheit, sich gründlich umzuschauen. Obwohl dies ein wenig genutzter Teil des Klubs zu sein schein – vielleicht ein Dienstboteneingang – entsprach die Dekoration haargenau ihren Vorstellungen eines solchen Rückzugsortes für das männliche Geschlecht.
Schwere, dunkle Wandtäfelung erstreckte sich vom Boden bis zur Decke. Alle paar Schritte warfen Wandleuchter kleine, orangegelbe Halbkreise von Licht auf das geölte, dunkle Holz. Und ... Grundgütiger! Das Bild einer Frau, die nichts anderes trug als einen durchsichtigen Schleier!
Neben einer Auswahl an Bildern gingen mehrere Türen von dem Korridor nach rechts und links ab, und als sie an diesen vorübergingen, hörte sie Männerstimmen laut lachen oder diskutieren und derlei mehr. Aber sie hielten an keiner von ihnen, bis der Korridor ganz hinten eine Biegung machte.
Dewhurst, der den Butler nur mit Verachtung strafte und hinter ihnen zurückgelassen hatte, kam ans Ende der Halle – eine Sackgasse – und drehte sich zu ihr. In dem Moment sackte Maia das Herz in ihre nicht existente Hose, als sie begriff, dass sie hier war, alleine, in einem leeren Korridor in einem Klub, wo niemand sie hatte hineingehen sehen, in der Falle, und das mit einem Vampir, der ihre Schwester angefallen hatte. Töricht, töricht!
„Ich bitte um Vergebung, Miss Woodmore“, sprach Dewhurst mit einer erstaunlich sanften Stimme zu ihr, „aber Sie werden diesen Umhang anziehen müssen, wenn Sie hier weitergehen möchten.“
Maias Augen weiteten sich, als er einen Umhang mit schwerer Kapuze aus Samt von einem der Haken an der Wand nahm. „Sie sind von Sinnen“, erwiderte sie. „Warum sollte ich Ihnen vertrauen?“
Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Wie Sie wünschen. Aber ich habe nicht die Zeit, um auf Ihr Einverständnis zu warten. Entweder Sie tun, worum ich Sie gebeten habe, oder Sie werden hier warten müssen, bis ich – oder Corvindale – zurückkomme. Und das könnte ein Weilchen dauern. Ich habe die Vermutung, dass es Moldavis Männern gelungen ist, Angelica zu entführen.“
„Zum zweiten Mal“, sagte sie spitz zu ihm.
„Ich hatte Corvindale gewarnt, verdammt noch mal.“ Seine Mund zuckte,
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