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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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warm, ganz nah, und angefüllt mit dem Geruch von verfaulendem Essen, menschlichen und tierischen Abfällen, erstickendem Kohlerauch und, ganz schwach, Lilien. Ganz schwach.  
     
    Die unangenehmen Aromen trugen wenig dazu bei, von dem lähmenden Schmerz in seiner Schulter abzulenken. Er konnte nicht verstehen, wie Dimitri mit dem Schmerz von seinem Mal leben konnte, es musste schrecklich sein. Immerzu. Es war doch gewiss nicht diese Entsagung wert, und er konnte diesem Leiden doch zumindest vorübergehend entgehen. Aber dennoch: Dimitri verweigerte sich, schon seit über einem Jahrhundert ... seit jener Nacht in Wien.  
     
    Der fragliche Abend hatte eigentlich recht unschuldig begonnen. Dimitri hatte Geld in einen privaten Herrenklub gesteckt, der in Wien gebaut wurde – ein großes Haus im Barockstil, der seit dem Ende der langen türkischen Belagerung so beliebt war – und hatte ein paar Bekannte (die meisten von ihnen Drakule) zu einem Abend der Kartenspiele, weiblicher Gesellschaft und anderen Vergnügungen eingeladen.  
     
    Voss hatte sich gedacht, es wäre die perfekte Gelegenheit, seinen Vermutungen zu Dimitris Asthenie auf den Grund zu gehen und dies dann seinen Notizen hinzuzufügen. Da er schon des Öfteren mit Dimitri gespielt hatte, der nie seine Miene verzog, und er ihn auch bei anderen gesellschaftlichen Gelegenheiten in London und Paris genauestens beobachtet hatte, fand er heraus, dass dieser niemals Schmuck als Wetteinsatz annahm und sich nie mit Frauen abgab, die sich über und über mit Schmuck behängten.  
     
    Voss hatte also unter dem Vorwand, seinem Gastgeber ein Geschenk zu machen, ein Dutzend ganz besonderer Weinkelche anfertigen lassen. Bei jedem Kelch war ein anderer Edelstein in den Sockel eingearbeitet. Die Kelche sahen alle genau gleich aus, der einzige Unterschied war ein Zeichen ganz unten am Sockel und ebenso an dem Fach, in dem der jeweilige Kelch in dem mit Samt ausgeschlagenem Koffer verstaut wurde.  
     
    Als Voss im Klub ankam, musste er wie alle anderen Gäste sämtliche Waffen am Eingang abgeben – insbesondere Schwerter oder Spazierstöcke aus Holz, die man hätte anspitzen können. Ebenso wurden alle Wertsachen am Eingang in individuelle Fächer weggeschlossen. Das schloss natürlich auch Schmuck und andere Accessoires mit ein und bestätigte nur noch Voss’ Verdacht hinsichtlich Dimitris Schwäche.
     
    Da sie aus gehämmertem Metall waren und schlicht und unscheinbar aussahen, gelang es ihm, die Kelche wie beabsichtigt mit hineinzunehmen. Als Voss eintrat, hatte er die Truhe mit den Kelchen bei sich und fand in einer Ecke hinter einem schweren Vorhang ein ideales Versteck dafür. Sein Plan war, Dimitri einen davon gefüllt mit seinem besten Blutbrandy anzubieten und die Kelche dann falls nötig die ganze Nacht lang heimlich auszutauschen. So würde er herausbekommen, welcher Edelstein Dimitri schadete, ohne dass dieser etwas bemerkte.  
     
    Diese Art von ausgeklügelten Streichen, war genau die Art von Spiel, die Voss so liebte. Nicht nur die Vorbereitung, auch die Durchführung seiner Pläne bereitete ihm Vergnügen, und er betrachtete eine Falle nur dann als perfekt zugeschnappt, wenn das Opfer nicht einmal bemerkte, was mit ihm geschah.  
     
    Nur verliefen die Dinge dieses Mal nicht so, wie er es geplant hatte.  
     
    Dimitri und er saßen zusammen mit einigen anderen Gästen – darunter sowohl Sterbliche wie auch Drakule – in dem größten Salon des Klubs. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge und ließen nur dünne Strahlen Mondlichts ins Zimmer gleiten, und ein Geiger spielte in der Ecke. Wunderschöne Frauen, eine Seltenheit in Herrenklubs (zumindest in London), boten erfrischende Getränke an, oder zarte Handgelenke und Schultern wie aus Elfenbein.  
     
    Der Raum war durch und durch üppig und opulent, was nicht so sehr von der säulenverzierten Inneinrichtung herrührte, sondern von dem Duft warmen Blutes und schweren Weins, gepaart mit Schwaden von Haschisch-Rauch, die aus einem Nachbarzimmer herwehten. Der Raum verströmte pure Sinnenfreude, von Essen und Getränken bis hin zu all den anderen sinnlichen Genüssen – ob nun lebende oder solche aus unbelebten Material.
     
    Dimitri hatte sein Etablissement sorgfältig eingerichtet, und obwohl Voss vorgehabt hatte, den Abend zur Beobachtung seines Gastgebers zu nutzen, konnte er sich dem Locken der Musikklänge und der weiblichen Reize nicht ganz entziehen – es waren auch gestählte

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