Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Dimitris Gesicht war wie erstarrt, als er quer durch das Zimmer schaute. „Aber du bist hier nicht länger erwünscht, Voss. Geleiten Sie den Herrn hinaus“, sagte er zu dem Diener.
Voss stand da und wusste, er hatte es zu weit getrieben. Er sah keine Veranlassung, es auf einen Kampf ankommen zu lassen und sich die Kleider zu ruinieren, also verbeugte er sich nur knapp. Aber Dimitri beachtete ihn schon gar nicht mehr.
Stattdessen beobachtete er jetzt eine Gruppe von Männern, die gerade hereingekommen waren.
Cezar Moldavi und fünf seiner Begleiter.
Zu der Zeit wusste Voss herzlich wenig über Moldavi, außer dass er den Mann nicht sonderlich leiden mochte. Vielleicht war es die Art, wie er sich gab. Als würde er ständig mit einem Pfahl herumlaufen und nur darauf warten, jemand risse ihm noch eine Latte vom Zaun, damit er sich auf ihn stürzen könnte. Oder vielleicht war es die Art, wie er mit jedem redete, als stünde er über allen anderen. Was eigentlich recht schwer nachvollziehbar war, denn Cezar Moldavi war nicht gerade der größte aller Männer, noch war er besonders angenehm anzuschauen. Er war nicht einmal halb so reich wie Voss. Wie konnte er sich in der Gesellschaft anderer Drakule nur für etwas derartig Besonderes halten?
„Wer hat diesem Kindersauger Zutritt gewährt?“, fauchte Dimitri und hatte die Kelche anscheinend völlig vergessen. „Ich hatte ausdrücklich angeordnet –“
„Dimitri“, sagte Moldavi unverfroren und kam geradewegs auf sie zu. Voss erkannte augenblicklich, dass er wusste, er war hier nicht willkommen, und dass dies ihm gleichgültig war. Seine fünf Begleiter schoben sich durch die Menge, als wären sie nicht Gäste hier, sondern die Besitzer. „Dein Etablissement ist so gastfreundlich.“
„Ich hatte kaum erwartet, dich hier zu sehen, Moldavi“, erwiderte Dimitri und betrachtete ihn von seinem Stuhl aus, als lohnte es die Mühe nicht aufzustehen. Aber Voss vermutete, das hatte eher mit der schwächenden Wirkung zu tun, die einer der Edelsteine und auch das Salvi auf ihn ausübten. „Hier sind keine Kinder.“
Und jetzt verstand Voss, auf was sich sein Gastgeber bezog, und als der Diener ihn hinausgeleitete, blickte er kurz zu Moldavi. Der Mann schien angesichts des Kommentars nicht beleidigt und erwiderte Dimitris Miene mit unverfrorenem Blick.
„Wie bedauerlich“, sagte Moldavi. „Haben die doch das süßeste, reinste Blut.“
Selbst Voss konnte seinen Ekel hier nicht verbergen, und auch wenn der mit Salvi gespickte Blutbrandy ihm ein wenig die Sinne vernebelt hatte, so verdrehte es ihm hierbei den Magen. Es war also tatsächlich Cezar Moldavi gewesen, der den Körper des kleinen Jungen auf den Feldern hatte liegen lassen. Fast ausgeblutet hatte er den gerade mal Achtjährigen dort in der Sonne sterben lassen. Ganz Wien hatte davon gehört, und Entsetzen war durch die sterblichen Reihen der Bevölkerung gefegt, ebenso wie durch die Grundfesten der Drakulia.
Es war eine Sache, sich an einem Sterblichen zu laben, sich dort zu stärken. Selbst von einem, der überredet oder mit Hilfe von Magie gefügig gemacht werden musste. Aber jemanden einfach so sterben zu lassen, noch dazu ein Kind ....
„Ich kann dazu nichts sagen“, erwiderte Dimitri. Obwohl er sich nicht gerührt, ja, kaum mit einer Augenbraue gezuckt hatte, sah er aus, als wolle er ein großes Ungeziefer zertreten. Seine Zähne waren kaum zu sehen, und seine Augen hielten das orangerote Feuer der Wut in ihnen im Zaum, aber diese schwelende Wut strömte ihm unverkennbar aus jeder Pore. Auch wenn die Truhe der Kelche immer noch in seiner Nähe stand, schien sie fast vergessen. „Ich erinnere mich nicht, dich eingeladen zu haben, Cezar.“
Der andere Mann lächelte hinterhältig. „Das war sicher nur der Nachlässigkeit geschuldet. Du sorgst doch sonst so für uns alle. Weswegen ich auch ein Geschenk für dich mitgebracht habe.“ Er trat zur Seite und gab den Blick auf eine verhüllte Gestalt hinter ihm frei.
Es handelte sich um eine Frau, so viel konnte Voss sehen, und er hielt den Atem an, als jemand ihr den Umhang abnahm. Die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Sie hatte Haut glatt wie Elfenbein, Augen von überraschend strahlendem Blau und nachtschwarzes Haar, das ihr in schweren, langen Wellen über die Schultern fiel. Sie trug ein Gewand von dunklem, schimmerndem Violett, das sich auf geradezu unsittliche
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