Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
verzauberten. Offensichtlich verärgert, fragend, intelligent. Und weise.
Es war die Weisheit darin, der Friede, der ihn anrührte.
„Ich dachte, Sie wollten vielleicht eine kleine Erfrischung zu sich nehmen“, sagte er. „Wir werden hier ein wenig Rast machen.“
„Ist es sicher?“, fragte sie, und der Friede wurde verdrängt von einer neuen Wachsamkeit. Von Sorge.
Sie vertraute ihm immer noch genug, um diese Frage zu stellen.
„Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas zustößt, Angelica“, sagte er und reichte ihr die Hand. Zumindest nichts, was Sie nicht genießen würden.
Sie murmelte etwas, das verärgert klang, aber sie erhob sich von ihrem Sitz und legte ihre bloße Hand in die seine. „Gehört das hier Ihnen?“, fragte sie und zeigte ihm einen seiner Handschuhe.
„Ich hatte mich schon gefragt, wo der steckt“, erwiderte er und nahm ihn an sich, als sie aus der Kutsche stieg. „Danke dafür, dass Sie ihn gefunden haben.“
Sie warf ihm zur Antwort lediglich einen undurchdringlichen Blick zu und hob die Röcke von Rubeys Kleid an, damit sie nicht auf dem Boden schleiften.
Als er die schmutzige Tür zum Gebäude öffnete, wurde Voss durch ihre Zurückhaltung und Beherrschtheit ungewohnt abgeschreckt – er hatte damit gerechnet, einer Furie entgegentreten zu müssen, sobald er die Kutschentür öffnete – und ebenso von dem merkwürdigen Blick von gerade eben. Kaum waren sie durch die Hintertür getreten, fuhr seine Kutsche auch schon davon, um die Pferde zu wechseln. Der Stallknecht würde danach zurückkehren und in der Gasse auf sie warten.
Drinnen in der Schwarzen Maude, führte Voss Angelica durch eine dunkle Passage zu den privaten Räumlichkeiten, die ihm wohlvertraut waren. Wie erwartet grüßte sie niemand auf dem Weg dorthin. Er sprach erst wieder, als er den Riegel an der dritten Tür (die einzige, an der eine rote Schnur heraushing, was den Eingeweihten verriet, der Raum war leer) zurückschob und die winzige Kammer betrat.
„Sind Sie hungrig?“, fragte er und drehte sich um, um die Tür wieder zu verschließen, wobei er die rote Schnur nach innen zog. Gegenüber dieser gab es in der Kammer eine zweite Tür, durch die hindurch er mit der Betreiberin kommunizieren würde.
Es war alles recht diskret arrangiert, aber im Gegensatz zum Rubey’s war dieses Etablissement nicht auf die Bedürfnisse der Drakule zugeschnitten. Die meisten der Kunden hier waren Sterbliche mit ganz besonderen Vorlieben, die sie tunlichst geheim halten wollten.
Angelica stand in der Mitte des Zimmers und sah aus, als würde sie lieber nichts anfassen. Voss konnte es ihr nicht verdenken. Denn obschon das Bett ordentlich gemacht war, ließ seine Sauberkeit doch etwas zu wünschen übrig. Es gab zwei Stühle und einen kleinen Esstisch, sowie einen Paravent in der Ecke und einen Nachttopf. Auf dem Tisch standen eine ungeöffnete Flasche Whisky und eine Ansammlung von Gläsern. Und zum großen Ärger von Voss schien obendrein genau im Nebenraum eine Frau zu einem Klavier singen zu wollen, das hoffnungslos verstimmt war.
„Ihre Auswahl an Unterbringungen scheint sich zu verschlechtern“, sagte sie und machte eine Geste, die den ganzen Raum umfasste. Aber in ihrem Mundwinkel zuckte es, was ihre Gereiztheit etwas abmilderte.
„Der Stuhl ist wahrscheinlich der sicherste Platz“, sagte er und fegte sich den überwarmen Mantel von den Schultern. Er breitete ihn über den Stuhl neben sich und deutete ihr an sich zu setzen.
Und auf einmal fühlte er sich verlegen. Er war in einem Schlafzimmer. Mit einer Frau, die er begehrte.
Und er fühlte sich verlegen.
„Ist hier etwas komisch?“, fragte Angelica. Trotz des verlockenden Gewirrs von Locken um sie schaffte sie es, sehr schicklich auszusehen und sich ebenso anzuhören. Selbst ihre nackten Hände lagen ihr ordentlich gefaltet im Schoß.
Ein Klopfen an der Tür entband ihn kurzzeitig von einer Antwort, und Voss ging hinüber und ließ ein kleines Paneel zur Seite gleiten. Er bestellte für Angelica zu essen und zu trinken und schloss es dann wieder.
Ich vergaß zuvor zu fragen“, sagte Voss, wobei er dem Drang widerstand, auf und ab zu gehen, und entschlossen das schmerzhafte Zucken an seiner Schulter ignorierte, „ob Sie verletzt sind. Außer an Ihrem ... Fuß.“
„Verletzt? Nein, das ist nur ein kleiner Schmerz. Aber
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