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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Kopfschmerzen, begann er zu grinsen und wechselte endlich das Thema. Er schnupperte in den Küchendunst und meinte: «Das riecht köstlich. Was hat dich auf die Idee gebracht?»
    Was brachte einen denn auf die Idee, sich etwas zu kochen? «Ich hatte Hunger», sagte sie. «Aber jetzt ist es kalt.»
    «Soll ich es dir aufwärmen?»
    Ein äußerst freundliches Angebot, unter anderen Umständen hätte sie daraus Schlüsse auf seinen Charakter und seine Umgangsformen in der Ehe gezogen. So sagte sie nur: «Nein. Ich mag nicht mehr.»
    «Was dagegen, wenn ich es nehme?»
    Sie schüttelte den Kopf, wusste nicht, wohin sie schauen, ob sie aufstehen und die Küche verlassen oder für Ordnung sorgen, das Handy unter dem Berg hervorsuchen und noch einen Versuch machen sollte.
     
    Michael schnappte sich den Teller und stellte ihn in die Mikrowelle. Zwei Minuten später saß er ihr am Küchentisch gegenüber und aß mit gutem Appetit. Er benutzte sogar ihr Besteck. Es machte sie ganz steif, ihm dabei zuzusehen. Unwillkürlich folgten ihre Augen seinen Handbewegungen. Er bemerkte es und deutete es falsch. «Du wolltest doch noch was essen.»
    «Nein», versicherte sie rasch.
    Das klang ihm wohl nicht überzeugend genug. Er schnittein Stück Fleisch ab, spießte es auf die Gabel und hielt ihr den Bissen hin. «Mund auf», kommandierte er. «Wir teilen.»
    Widerstrebend öffnete sie den Mund und ließ sich die Gabel hineinschieben. Nadias Mann nickte zufrieden und nahm sich den nächsten Bissen selbst. Sie kaute auf dem Fleisch herum wie auf Pappe und wurde das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas Harmloses sagen müsste, um ihn nicht erneut misstrauisch zu machen. «Du bist früh heute», würgte sie hervor.
    Er hob mit einem vernehmlichen Seufzer die Schultern an, ließ sie resignierend wieder sinken. «Olaf hat sich aufgehängt.»
    Sie zuckte schockiert zusammen. Der Name hallte in ihren Ohren nach. Olaf und Kemmerling, seine Laborkollegen! «Das ist ja furchtbar», sagte sie. «Weiß man schon, warum?»
    Offensichtlich irritierte ihn ihre Betroffenheit. Ihn schien Olafs Tod nicht sonderlich zu berühren. Er hielt ihr erneut die gefüllte Gabel hin und erklärte: «Kemmerling meint, es wäre ein Virus. Morgen früh kommt ein Techniker.»
    Sie ließ sich den zweiten Happen in den Mund schieben und war erleichtert, dass ihr das Kauen eine Fortsetzung der Unterhaltung ersparte. Das Mercedeswrack am Rand einer Autobahn geriet vorübergehend in den Hintergrund. Ihre Gedanken kreisten um Olafs Tod, ein Virus und die Frage, wie ein Techniker dazu passte. Während Michael die Gabel wieder für sich füllte, sagte er: «Ich vermute, Kemmerling hat mal wieder rumgefummelt und ist zu feige, es zuzugeben. Man kann ihn wirklich keine halbe Stunde mit so einem Ding alleine lassen. Wenn wir tatsächlich ein Virus im System haben   …»
    Er sagte noch mehr, es rauschte an ihr vorbei. Aber nun zeichnete sich ein Sinn ab, und sie spürte Hitze ins Gesicht steigen. Ding. System. Er sprach von einem Computer! Daspasste auch besser zu seinem gefühllosen Verhalten. Hoffentlich vergaß er ihre schockierte Frage wieder.
    Es war ungewohnt, aber nicht unangenehm, sich von ihm füttern zu lassen. Nachdem die Scheu vor der gemeinsam benutzten Gabel überwunden war, entstand eine gewisse Vertrautheit. Trotzdem fühlte sie sich erbärmlich; außerstande, noch lange an ihrer Rolle festzuhalten, unfähig, die kleinen Fallstricke des täglichen Lebens zu überspringen. Wie oft mochte er Nadia schon von Olaf und Kemmerling erzählt haben? In genau dem Ton, in dem er jetzt ihr davon erzählte. Er plauderte harmlos über die Widrigkeiten im Labor. Sie hörte ihm schweigend und mit halbem Ohr zu, grübelte dabei wieder, was sie tun könnte.
    Irgendwann sprach er von einem Abgleich, der bis zum morgigen Abend vorgenommen sein sollte. Auf Olaf durfte man nicht hoffen. Niemand konnte garantieren, dass der Techniker pünktlich erschien. Und selbst wenn, gab es noch keine Garantie, dass der Fehler bis zum Abend gefunden und ausgemerzt war. Aber der komplette Datenabgleich musste am Montag vorliegen.
    Sie registrierte, dass der Klang seiner Stimme sich veränderte. Vermutlich wollte er sie schonend darauf vorbereiten, dass er am Wochenende arbeiten müsste.
    «Heißt das   …» Sie räusperte sich, um Zeit zu gewinnen und abzuwägen, ob es ratsam war, weiterzusprechen. Er betrachtete sie gespannt und abwartend. Zögernd fuhr sie fort: «Du musst wieder am Sonntag

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