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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ihrer Erleichterung ging das erste Wort, wahrscheinlich der Name des Anrufers, unter. Wieder die Männerstimme mit dem harten Akzent. Das zweite Wort war: «Hier.» Auf ihre Reaktion und seinen ersten Versuch ging er nicht ein, erklärte nur: «Frau Barthel war so freundlich, mir Ihre neue Nummer zu geben. Bedauerlicherweise kann ich unseren Termin am Montag nicht einhalten.»
    «Schade», sagte sie.
    «Wie sieht es bei Ihnen am Mittwoch aus?», fragte der Mann.
    «Gut», behauptete sie.
    «Dann verschieben wir unser Gespräch doch auf Mittwoch. Ist Ihnen dreizehn Uhr recht?»
    «Ja», sagte sie.
    «Ich freue mich», sagte der Mann noch und legte auf.
    Sie grübelte minutenlang, wo sie in Erfahrung bringen könnte, wer sie angerufen hatte. Helga fiel ihr ein. Nadias Ratschlag für Notfälle legte den Verdacht nahe, dass Helga im gleichen Büro arbeitete und Auskunft über Nadias Termine geben konnte.
    Vor ihrem inneren Auge tauchten die kleinen Zahlen am unteren Rand des zerrissenen Alfo-Investment-Blattes auf, das sie aus ihrem Mülleimer gefischt hatte. Sie wagte es, hatte nach dem Wählen der ersten Nummer den Faxton im Ohr und nach der zweiten eine höflich geschäftsmäßige Frauenstimme. «Alfo Investment, hinterlassen Sie bitte Ihre Rufnummer, wir rufen zurück.» Büroschluss, dachte sie resignierend.
     
    Eine halbe Stunde später kam der nächste Anruf. Inzwischen saß sie vor dem Fernseher, den sie nach einigen Experimenten mit vier verschiedenen Fernbedienungen in Gang gebracht hatte. Das Handy lag neben ihr auf der Couch. Schon beim ersten Klingeln hatte sie es am Ohr und meldete sich mit einem zögernden: «Trenkler.»
    «Bist du nicht allein?», fragte Nadia.
    Und tief im Innern brach etwas, Erleichterung sickerte aus dem Spalt, aber auch Zorn. «Doch», fauchte sie. «Und ich warte seit Stunden. Ich dachte schon, dir sei was passiert. Immer wieder habe ich versucht, dich anzurufen.»
    «Das kann ich mir denken», sagte Nadia und legte los: «Der Akku hat den Geist aufgegeben. Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen Ärger ich bis jetzt hatte. Ich bin auf halber Strecke mit dem Auto liegen geblieben und konnte nicht mal einen Abschleppdienst rufen. So hatte ich mir den Ausflug nicht vorgestellt. Wie läuft es denn bei dir?»
    «Nur auf dem dritten Programm.»
    Nadia lachte über den Scherz, der gar keiner war, machte ihr ein Kompliment zu ihrer wachsenden Schlagfertigkeit und erklärte ihr die Fernbedienungen, von denen eine zum Videorecorder, die zweite zur Stereoanlage, die dritte zum Satellitenempfänger und die vierte zum Fernseher gehörte.
    «Wozu die vierte gehört, hab ich allein rausgefunden.»
    «Du klingst verärgert», stellte Nadia fest.
    «Du hast Nerven! Ich bin hier fast verrückt geworden.»
    «Ist ja gut», beschwichtigte Nadia.
    «Bei dir vielleicht. Bei mir war schon mächtig was los.»
    Sie berichtete von dem auf Mittwoch verschobenen Terminmit einem Mann, dessen Namen sie nicht verstanden hatte. Nadia fand, das sei kein Grund zur Aufregung. Joachim Koglers Blumenstrauß rührte Nadia, regte sie jedoch auch ein wenig auf, weil Susanne doch nicht an die Tür gehen sollte, wenn es klingelte.
    «Es hat ja nicht geklingelt», sagte sie. «Es hat gebellt und geknurrt. Ich habe mich zu Tode erschrocken.»
    «Ach Gott», seufzte Nadia. «Die Klingel hatte ich vergessen. Und sonst?»
    Michaels frühes Erscheinen erstaunte Nadia, das war nun wirklich nicht üblich. Der Irrtum zu Olafs Tod amüsierte sie. Auch das Problem mit dem Geschirrspüler fand sie erheiternd. «Wenn du die Tür herunterklappst, oben auf der Kante ist eine Leiste mit Sensortasten. Verzeih mir, dass ich an solche Kleinigkeiten nicht gedacht habe. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du in meiner Küche herumwerkelst. Du solltest dir einen schönen Tag machen. Hattest du auch Schwierigkeiten mit dem Staubsauger?»
    Der unverhohlene Spott ärgerte sie maßlos. Sie konnte es sich nicht verkneifen, Nadia wenigstens eine winzige Prise Furcht einzuimpfen. «Nein, aber mit Michael. Kann sein, dass er was gemerkt hat. Er wollte hier mit Kemmerling arbeiten.»
    «Er spinnt wohl», kommentierte Nadia. «Ich habe es ihm schon tausendmal gesagt, aber er versucht es immer wieder. Dieser Freak bringt es fertig und packt mir die Festplatte zu einem Bouillonwürfel. Ich hoffe, du hast klar und deutlich nein gesagt.»
    «Zuerst nicht», behauptete sie und erklärte wahrheitsgemäß, sie sei davon ausgegangen, der große Computer

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