Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
überrascht, dann schien sie Cinder zu erkennen. Als sie deren Cyborg-Hand bemerkte, wich die Farbe aus ihrem Gesicht.
»Bonjour, Mademoiselle«, grüßte Thorne von der Treppe.
Das Mädchen warf ihm einen Blick zu. Dann war nur noch das Weiße in ihren Augen zu sehen und sie fiel vornüber auf die Fliesen.
33
Cinder fluchte und sah sich nach Thorne um, doch der zuckte nur mit den Achseln. Der Kopf der Bewusstlosen stieß in einem unguten Winkel gegen ein Tischchen im Flur, die Füße lagen noch auf der Türschwelle.
»Ist das die Enkeltochter?«, fragte Cinder, während ihr Scanner schon die Maße des Mädchens mit der Datenbank in ihrem Gehirn verknüpfte. Doch sie fand keine Übereinstimmung; Scarlet Benoit hätte sofort erkannt werden müssen. Sie schob das Abstelltischchen zur Seite und der Lockenkopf schlug auf den Boden.
Cinder schlich um sie herum und spähte aus der Tür. Im Hof stand ein ramponierter Hover.
»Was machst du da?«, fragte Thorne.
»Ich sehe hinaus.« Cinder drehte sich um und sah, wie Thorne das Mädchen neugierig betrachtete. »Sie scheint allein gekommen zu sein.«
Thorne grinste dreckig. »Wir sollten sie mitnehmen.«
Cinder warf ihm einen wütenden Blick zu. »Bist du verrückt geworden?«
»Verrückt vor Liebe. Sie ist umwerfend.«
»Mann, was bist du für ein Idiot. Hilf mir lieber, sie ins Wohnzimmer zu bringen.«
Dagegen hatte er nichts einzuwenden. Eine Sekunde später lag das Mädchen auf seinen Armen.
»Hier aufs Sofa.« Cinder ging voraus ins Wohnzimmer und legte die Kissen zurecht.
»So was kann ich gut.« Thorne drehte das Mädchen in seinen Armen um, so dass ihr Kopf gegen seine Brust fiel und ihre blonden Locken sich im Reißverschluss seiner Lederjacke verfingen.
»Thorne. Leg sie hin. Auf der Stelle.«
Er murmelte irgendetwas, legte das Mädchen ab und zerrte das Top über ihren nackten Bauch, dann gab er sich große Mühe, ihre Beine bequemer zu platzieren. Cinder riss ihn am Hemdkragen zurück. »Wir müssen hier raus. Ich bin mir hundert Prozent sicher, dass sie uns erkannt hat. Sowie sie die Augen aufschlägt, schickt sie der Polizei eine Tele.«
Thorne zog einen Portscreen aus der Jackentasche und hielt ihn Cinder hin.
»Was ist das?«
»Ihr Port. Den habe ich ihr weggenommen, als du Panik geschoben hast.«
Cinder schnappte ihn sich und steckte ihn in eine Seitentasche ihrer Cargohose. »Trotzdem wird es nicht lange dauern, bis sie irgendwem von uns erzählt. Und wenn sie der Sache nachgehen, merken sie, dass wir nach Michelle Benoit gesucht haben, und dann fangen sie selbst an, nach ihr zu suchen und … vielleicht sollten wir die Batterie aus ihrem Hover mitnehmen, wenn wir abhauen.«
»Ich finde, dass wir mit ihr reden sollten. Vielleicht weiß sie ja, wo Michelle ist.«
»Hier bleiben und mit ihr reden? Und ihnen noch mehr Anhaltspunkte geben, wie sie uns aufspüren können? Das ist das Blödeste, was ich je gehört habe.«
»He, ich fand es ja auch besser, sie mitzunehmen, aber nach deinem Veto bin ich jetzt bei Plan B: Wir fragen sie aus. Ich freue mich darauf. Mit einer meiner Freundinnen habe ich immer ein Spiel gespielt, wir nannten es Verhör, und dabei mussten wir –«
»Es reicht.« Cinder brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Ich gehe jetzt. Du kannst von mir aus bei deiner neuen Freundin bleiben, wenn du willst.« Sie fegte an ihm vorbei.
Thorne heftete sich an ihre Fersen. »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
Sie waren schon an der Haustür, da hörten sie ein Wimmern. Als sie sich umdrehten, schlug das Mädchen gerade die Augen auf.
Cinder fluchte wieder und versuchte, Thorne zur Tür zu zerren, aber der bewegte sich keinen Millimeter. Dann machte er sich los und schlenderte ins Wohnzimmer. Das Mädchen setzte sich auf und sah ihn verschreckt an.
»Keine Angst«, sagte Thorne. »Wir tun dir nichts.«
»Ihr seid diese Leute von den Netscreens, die Entflohenen.« Dann starrte sie Cinder an. »Du bist dieses …«
»Geflohene Cyborg-Mädchen?«, ergänzte Thorne.
Das letzte bisschen Farbe wich aus dem Gesicht des Mädchens. Cinder war kurz vorm Platzen.
»W…wollt ihr mich töten?«
»Nein! Natürlich nicht!« Thorne glitt zu ihren Füßen aufs Sofa. »Wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen.«
Das Mädchen schluckte.
»Wie heißt du, Süße?«
Sie kaute auf ihrer Unterlippe und musterte Thorne misstrauisch, aber mit einem Funken Hoffnung. »Emilie«, hauchte sie kaum vernehmbar.
»Emilie, was für
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