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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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ein schöner Name für ein schönes Mädchen.«
    Cinder kämpfte gegen das Bedürfnis, ihm über den Mund zu fahren, und lehnte entnervt den Kopf gegen den Türrahmen. Das Mädchen sah zu ihr hinüber. Sie zitterte.
    »Tut mir leid«, begann Cinder und hob die Hände, »schön, dass wir uns kennenlernen …«
    Emilie brach in ein hysterisches Schluchzen aus. Sie konnte den Blick nicht von Cinders Metallhand abwenden. »Bitte bringt mich nicht um! Ich erzähle auch keinem, dass ich euch gesehen habe. Ich verspreche es, aber tut mir nichts!«
    Cinder starrte auf ihre Metallhand, bevor ihr klar wurde, dass das Mädchen nicht vor ihr als Cyborg Angst hatte, sondern vor ihr als Lunarierin. Als Thorne sie tadelnd ansah, gab sie es auf. »Na gut, dann kümmerst du dich um sie«, sagte sie und stampfte aus dem Zimmer.
    Sie setzte sich auf die Stufen, sah nach draußen und hörte zu, wie Thorne das Mädchen zu beruhigen versuchte. Die Arme hielt sie um die Knie geschlungen und so lauschte sie auf Thornes Gurren und Emilies Schluchzen und rieb sich die schmerzenden Schläfen.
    Früher hatten die Leute sie angewidert angesehen, jetzt jagte sie ihnen Angst ein.
    Sie war nicht sicher, was schlimmer war.
    Sie wollte laut schreien. Sie konnte nichts dafür, wie sie war. Sie hatte nichts damit zu tun.
    Wenn man sie vor die Wahl gestellt hätte, hätte sie sich ganz bestimmt nicht dafür entschieden.
    Lunarierin.
    Cyborg.
    Flüchtling.
    Gesetzlose.
    Ausgestoßene.
    Cinder schloss die Augen, legte den Kopf in die Armbeuge und verdrängte all die Ungerechtigkeiten. Sie würde sich nicht von Selbstekel überwältigen lassen. Sie hatte zu viele andere Sorgen.
    Nebenan bat Thorne das Mädchen, ihm alles über Michelle Benoit zu erzählen, was ihr einfiel, aber er bekam nur irgendwelche schwammigen Ausflüchte.
    Cinder seufzte. Wie konnte sie das Mädchen überzeugen, dass sie ihr nichts tun wollten, dass sie die Guten waren?
    Dann fiel ihr etwas ein.
    Klar konnte sie das Mädchen davon überzeugen. Ziemlich leicht sogar.
    Sofort bekam sie Gewissensbisse, aber die Versuchung blieb. Sie ließ den Blick über den Horizont schweifen, aber außer Feldern war nichts zu sehen.
    Sie faltete die Hände und ging in sich.
    »Du kennst doch Michelle Benoit, oder?«, fragte Thorne gerade in fast flehendem Ton. »Schließlich bist du hier in ihrem Haus. Das ist doch ihr Haus, oder etwa nicht?«
    Cinder rieb sich die Schläfen.
    Sie war nicht wie Königin Levana und ihre Thaumaturgen und all die anderen Lunarier, die ihre Gabe missbrauchten und andere durch Manipulation für ihre selbstsüchtigen Ziele benutzten.
    Aber wenn die Manipulation anderer dem Allgemeinwohl diente … Außerdem wäre es ja nur für ganz kurze Zeit …
    »Emilie, bitte hör auf zu weinen. Es ist doch eigentlich eine ganz einfache Frage.«
    »Okay«, murmelte Cinder und erhob sich von den Stufen. »Schließlich ist es auch zu ihrem Besten.«
    Sie atmete tief ein, um die Schuldgefühle zu verdrängen, und ging wieder ins Wohnzimmer.
    Das Mädchen verkroch sich mit verquollenen Augen in die Polster.
    Cinder entspannte sich und ließ das leise Kribbeln die Nervenbahnen herablaufen. »Wir sind deine Freunde«, sagte sie dann, »wir sind hier, um dir zu helfen.«
    Emilies Augen leuchteten.
    »Emilie, kannst du uns sagen, wo Michelle Benoit ist?«
    Eine Träne rann ihr die Wange herab. »Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie ist vor drei Wochen verschwunden. Und die Polizei hat nichts gefunden.«
    »Was weißt du denn über ihr Verschwinden?«
    »Es war mitten am Tag. Scarling hat gerade Gemüse ausgeliefert. Michelle hatte weder einen Hover noch ein Schiff. Sie scheint auch nichts mitgenommen zu haben. Ihr ID -Chip wurde entfernt; er ist hier, ebenso wie ihr Portscreen.«
    Cinder musste all ihre Konzentration aufwenden, um ihre freundliche Haltung nicht aufzugeben, als sie das hörte.
    »Aber ich glaube, dass Scarlet etwas weiß.«
    Cinder horchte auf.
    »Sie wollte nach ihr suchen. Sie ist vor ein paar Tagen aufgebrochen und hat mich gebeten, mich um den Hof zu kümmern. Wahrscheinlich hatte sie irgendeine Spur, aber sie hat mir nicht verraten, was für eine. Tut mir leid.«
    »Und seitdem hast du nichts mehr von Scarlet gehört?«, fragte Thorne und beugte sich vor.
    Emilie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich mache mir Sorgen um sie, aber sie ist hart im Nehmen. Sie kann sehr gut auf sich aufpassen.« Sie strahlte wie ein Kind. »Hat euch das geholfen? Ich will euch unbedingt

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