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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Nasenlöcher geweitet, die Reißzähne gebleckt. Einer von den beiden, die sie in ihre Zelle gesperrt hatten.
    Ein Klacken, ein Pfeifen und ein Pfeil bohrte sich in seinen Unterarm. Er brüllte auf, fiel mitten im Sprung vornüber und schlug mit dem Gesicht auf den Asphalt.
    »Fast geschafft«, sagte Cinder mit zusammengebissenen Zähnen und zerrte Wolf voran.
    Aus den dunklen Straßen näherte sich das vielstimmige Geheul. Schemenhafte Gestalten kamen mit großen Sätzen aus den Schatten hervorgesprungen.
    Scarlets Kreuz schien durchzubrechen, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und Wolfs Knöchel glitt ihr aus der Hand. »Sie kommen!«
    »Was du nicht sagst!«
    Scarlet krachte auf die Knie. Sie warf einen Blick auf den bewusstlosen Wolf und wurde von einer ungeheuren Mutlosigkeit befallen. Doch dann zwang sie sich zum Aufstehen. Ihre Beine gaben nach wie Gummi.
    Der Mann schob sie auf das Schiff zu. »Renn!«, schrie er und packte Wolfs Füße.
    »Thorne, du Schwachkopf, du hättest längst das Raumschiff startklar machen müssen!«
    Scarlet sah zur offenen Luke. »Das kann ich machen! Aber nur, wenn ihr mir versprecht, ihn reinzuhieven.«
    Obwohl sich alles in ihr dagegen wehrte, Wolf zurückzulassen, rannte sie los. Ihre Muskeln brannten und in ihren Adern kochte das Blut. Doch sie setzte einen Fuß vor den anderen. Achtete weder auf das Brennen noch auf die Seitenstiche, sondern wischte sich den Schweiß aus den Augen. Nur. Noch. Einen. Schritt.
    Irgendetwas zerfetzte ihr Sweatshirt. Ein lautes Reißen und dann wurde sie am Knöchel gepackt. Sie schrie gellend und krachte auf die Rampe. Fingernägel krallten sich in ihren Unterschenkel. Sie brüllte auf vor Schmerz.
    Ein Pfeifen. Ein dumpfer Aufprall.
    Die Hände rutschten schlaff an ihrer Wade hinab.
    Scarlet trat dem Mann gegen das Kinn, bevor sie mit letzter Kraft über die Rampe in den weit geöffneten Schiffsrumpf sprang. Dann schoss sie ins Cockpit und ließ sich auf den Pilotensitz fallen. Die Triebwerke schnurrten beruhigend. Sie bewegte sich wie in Trance. Ihre Herzschläge dröhnten wie donnernde Hufe in der Brust.
    Die Handgriffe kannte sie auswendig.
    »Kapitän? Cinder?«
    Erschrocken wirbelte sie zur Tür herum, aber da war niemand. »Wer ist da?«
    Nach einer kurzen Pause kam die Gegenfrage: »Und wer bist du?«    
    Scarlet wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das musste das Raumschiff sein. Es hatte sie etwas gefragt.
    »Ich bin Scarlet. Wir müssen das Schiff startklar machen. Kannst du …«
    »Wo sind Cinder und Thorne?«
    »Die kommen gleich! Gibt’s hier eine automatische Startvorrichtung?«
    Auf der Cockpitanzeige gingen die Lichter an. »Automatische Startvorrichtung und automatische magnetische Stabilisierung.«
    »Gut.« Mit der Hand am Schubkontrollhebel lauschte sie auf die Schritte der beiden auf der Rampe.
    Der Schweiß rann ihr von den Schläfen. Sie schluckte, doch ihre Kehle war trocken und rau wie Sandpapier.
    »Warum brauchen die so lange?« Sie drehte den Sessel zur Tür des Cockpits und spähte durch den Frachtraum hinaus.
    Wolf lag keine zehn Schritte vom Fuß der Rampe entfernt, Cinder und ihrem Freund zu Füßen, die Rücken an Rücken standen.
    Umzingelt von sieben lunarischen Spezialagenten – und in deren Mitte ein Thaumaturge.

42
    Cinder spürte den Thaumaturgen, noch bevor sie ihn sah. Wie eine Schlange, die sich durch ihre Hirnwindungen wand und sie zwang stillzustehen. Stillzustehen und sich zu ergeben.
    Ihr rechtes Bein gehorchte, ihr linkes wollte voran.
    Mit einem Aufschrei knallte sie auf den Asphalt. Fast hätte der bewusstlose Mann – Wolf? – sie unter sich begraben. Thorne stolperte fluchend und wäre um ein Haar auch noch auf sie gefallen.
    Cinder rappelte sich wieder hoch und wirbelte herum.
    Die Männer pirschten sich aus den Schatten der Gassen heran, strichen um Ecken, krochen hinter dem Schiff hervor, durchbohrten sie mit glühenden Augen und zeigten ihre scharfen Reißzähne. Sie zählte sieben Männer.
    Plus ein Thaumaturge, gut aussehend wie alle von ihnen, mit gelockten schwarzen Haaren und scharf geschnittenem Gesicht. Er trug einen roten Mantel – ein Thaumaturge der Zweiten Ordnung.
    Beim Zurückweichen stieß sie an Thorne.
    »Und …«, flüsterte er ihr ins Ohr, »wie viele Pfeile hast du noch?«
    In den dunklen Augen des Thaumaturgen glitzerte das Mondlicht.
    »Einen.«
    Sie bezweifelte, dass der Thaumaturge das gehört hatte, doch er lächelte überlegen und

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