Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
Ran.
    »Sie gehört mir!« Wolf kochte vor Wut. Er riss den erstbesten Kerzenleuchter aus der Wandverankerung. Scarlet duckte sich, als der auf den Boden knallte und Kerzen wie Pfeile durchs Becken schossen.
    Die beiden Männer verharrten in ihrer geduckten Haltung und starrten sich schwer atmend an.
    Schließlich knurrte Ran: »Dann hast du dich entschieden.«
    Damit stürzte er sich auf Wolf, der ihn im Sprung erwischte und gegen den Beckenrand schleuderte.
    Ran landete mit gellendem Geheul, rollte sich aber sofort wieder auf die Füße.
    Wolf vergrub die Zähne in Rans Unterarm. Rasend vor Schmerz riss Ran Wolfs Brust mit seinen scharfen Nägeln auf. Tiefe, dunkelrote Striemen blieben zurück. Wolf verpasste Ran einen Kinnhaken und schleuderte ihn gegen die Brunnenfigur.
    Ran setzte erneut zum Angriff an, aber Wolf war darauf vorbereitet, packte ihn im Nacken, nutzte seinen Schwung und drehte ihn um seine eigene Achse. Trotzdem landete Ran elegant auf den Füßen. Keuchend schlichen sie – jeder auf eine Schwäche des anderen lauernd – umeinander herum, während Blut durch ihre zerfetzte Kleidung sickerte.
    Plötzlich stürmte Ran auf Wolf zu und rang ihn mit seinem ganzen Gewicht zu Boden. Wolf hielt ihn mit gestrecktem Arm von seiner Kehle und drückte Ran dabei die Luft ab, selbst wenn er unter Rans Gewicht ächzte. Als er den Kopf abwandte, um dem Speichel aus Rans tropfendem Maul zu entgehen, schlug dieser ihm mit der geballten Faust auf die Schulter – genau auf die Schusswunde aus Scarlets Pistole.
    Aufheulend zog Wolf die Beine an den Körper, trat dem Bruder in die Magengrube und warf ihn ab.
    Sofort waren beide wieder auf den Füßen. Als sie sich gegenüberstanden, schien sie die Energie zu verlassen und sie schwankten. Trotzdem sahen sie sich blutrünstig an und achteten nicht auf das Blut, das aus ihren Wunden troff.
    Wolf duckte sich zum Sprung, warf Ran rückwärts auf den Boden und landete auf dessen Brust. Ran krallte sich an Wolfs Ohr fest und zerrte daran.
    Wolf drückte seinen Gegner auf den kalten Marmor, legte den Kopf in den Nacken und heulte.
    Unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, stand Scarlet wie festgewachsen an der Säule. Das Geheul hallte von den Wänden wider und ging ihr durch Mark und Bein.
    Dann senkte Wolf den Kopf und verbiss sich in der Kehle seines Bruders.
    Scarlet hob die Hände vors Gesicht, aber sie musste trotzdem hinsehen. Mit jedem Herzschlag spritzte Blut aus dem offenen Hals gegen Wolfs Kinn und sammelte sich in einer Lache auf dem Mosaikboden.
    Ran ruderte mit den Armen und bäumte sich noch einmal auf, doch sein letzter Kampf war kurz. Einen Augenblick später ließ Wolf von ihm ab und der leblose Körper lag regungslos da.
    Scarlet hievte sich über das Treppengeländer und schleppte sich hinkend die Treppe hoch.
    Die Eingangshalle war menschenleer. Sie sprintete durch die Pfütze auf die Türen zu. Die auf die Straße führten. In die Freiheit.
    Dann hörte sie, wie Wolf ihr mit großen Sprüngen nachsetzte.
    Sie stieß die Tür auf. Kühle Abendluft umfing sie, als sie die Treppen zu dem verlassenen Platz hinunterjagte und sich nach Hilfe umsah.
    Sie sah niemanden.
    Niemanden.
    Hinter sich hörte sie die Tür. Sie keuchte blind voran. Etwas weiter entfernt rannte eine Frau in eine Gasse hinein. Hoffnung spornte Scarlet an und sie flog fast über den Platz. Plötzlich schien sie fast abheben und über den Asphalt schweben zu können. Wenn sie die Frau erreichen könnte, wenn sie ihren Port benutzen und um Hilfe rufen konnte …
    Doch dann tauchte eine andere Figur auf. Ein Mann, der sich unnatürlich schnell fortbewegte. Er flitzte in die Gasse und augenblicklich gellte der Todesschrei der Frau über den Platz. Und brach ab.
    Aus der Gasse kam nur Geheul.
    Dann hörte Scarlet ein zweites Heulen, noch eines und schließlich lag der Platz im Zwielicht unter den lang gezogenen blutrünstigen Klagelauten.
    Namenloses Entsetzen schnitt Scarlet die Luft ab. Sie stolperte über ihre eigenen Füße, fiel hin und ratschte sich die Handflächen am Asphalt auf. Keuchend drehte sie sich auf den Rücken. Sofort wurde auch Wolf langsamer und pirschte sich lauernd an.
    Er atmete fast so schnell wie sie.
    Irgendwo in der Stadt erhob sich erneut ein vielstimmiges Geheul.
    Wolf stimmte nicht ein.
    Für ihn gab es nur Scarlet. Er war kaltblütig und hungrig. Sein Schmerz war offensichtlich. Seine Raserei noch offensichtlicher.
    Sie kroch auf brennenden Händen von ihm

Weitere Kostenlose Bücher