Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
steckte die Hände in seine kastanienfarbenen Ärmel.
    »Na gut«, sagte Thorne, »wenn das so ist …«
    Er zog die Pistole des Soldaten aus dem Hosenbund und zielte auf den Thaumaturgen. Und erstarrte.
    »O nein! Nicht schon wieder!«
    Aus dem Augenwinkel sah Cinder, wie sich Thornes Arm krümmte, bis die Mündung auf seine eigene Schläfe zielte.
    »Cinder …« Er sah sie entsetzt an.
    Der Thaumaturge lächelte selbstgefällig.
    Cinder atmete aus, versuchte sich zu beruhigen und zielte mit dem letzten Pfeil auf Thornes Bein. Sie schüttelte sich, als sie den Aufprall hörte, doch nur Sekunden danach klirrte die Pistole auf den Boden und Thorne brach bewegungslos über Wolf zusammen.
    Der Thaumaturge lächelte liebenswürdig. »Oh, Mademoiselle Linh. Ich freue mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Cinder beobachtete die sieben Lunarier. Sie standen sprungbereit geduckt, hungrig, drohend, um sie bei der geringsten Bewegung in Stücke zu reißen.
    Aus irgendeinem Grund machte ihr das weniger aus als die schadenfrohe Belustigung des Thaumaturgen. Wenigstens ließen sich die Absichten dieser Männer nicht missverstehen.
    Cinder war schon ein paar Schritte auf die Lunarier zugetaumelt, bevor sie merkte, was sie tat. Sie zwang sich anzuhalten, schwankend vor Anstrengung, doch dann fand sie das Gleichgewicht wieder und stand breitbeinig auf dem Asphalt. Auf ihrem Retina-Display erschien eine Nachricht:
    Bioelektrische Manipulation entdeckt. Initialisiere Widerstand ...
    Die Buchstaben erloschen. Cinder hatte sich wieder im Griff, ihre Gedanken und ihr Körper gehorchten ihr wieder. Ihre lunarische Gabe hielt der des Thaumaturgen stand.
    »Dann ist es also wahr«, sagte er.
    Der Druck in ihrem Kopf ließ nach, ihre Ohren ploppten und sie konnte wieder deutlich hören und klar denken. Sie keuchte, als hätte sie gerade einen ganzen Kontinent durchquert.
    »Sie werden mich entschuldigen. Ich musste es einfach ausprobieren.« Seine Zähne waren strahlend weiß. Es schien ihm nicht das Geringste auszumachen, dass er sie nicht so leicht kontrollieren konnte wie Thorne.
    Oder so leicht wie die sieben Männer, die sie umringten.
    Ihr Herz machte einen Satz, als sie dem am nächsten stehenden Mann einen Seitenblick zuwarf. Er hatte zottige dunkelblonde Haare, und von der Schläfe bis zum Kinn entstellte eine Narbe sein Gesicht. Sie blieb mit Anstrengung ruhig, bekämpfte die aufkommende Verzweiflung und übertrug ihre Gedanken auf ihn.
    Er war aus ganz anderem Holz geschnitzt als alle, die sie bisher mit ihrer lunarischen Gabe beeinflusst hatte. Er war weder offen und zielgerichtet wie Thorne noch kalt und entschlossen wie Alak noch verschreckt wie Emilie oder pflichtbewusst und stolz wie der Polizist.
    Dieser Mann war wie ein Tier. Wild und rasend, instinktgesteuert. Mit dem Drang, seine Beute zu Tode zu hetzen. Und ununterbrochen lotete er aus, welche Stellung er im Rudel einnahm und was zu tun war, um sie zu verbessern. Töten. Fressen. Vernichten.
    Schaudernd wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Thaumaturgen zu.
    Er lachte leise. »Was sagen Sie zu meinen Lieblingen, Mademoiselle? Wie unauffällig sie sich unter Menschen mischen und wie schnell sie sich in Bestien verwandeln …«
    »Sie stehen unter Ihrer Kontrolle«, sagte Cinder, als sie ihre Stimme wiederfand.
    »Nun schmeicheln Sie mir aber. Ich bestärke sie nur in ihren natürlichen Instinkten.«
    »So würde ich das nicht nennen. Weder Menschen noch Tiere haben solche Instinkte. Zu jagen und sich zu verteidigen, das vielleicht, aber Sie haben Ungeheuer aus ihnen gemacht.«
    »Vielleicht spielen dabei auch genetische Modifikationen eine Rolle.« Wieder dieses leise Lachen, als hätte sie ihn auf frischer Tat ertappt. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, Mademoiselle Linh. Ich lasse sie nicht an Sie heran, denn das Vergnügen will ich meiner Königin keineswegs vorenthalten. Was Ihre Freunde angeht, sieht es allerdings etwas anders aus …«
    Im Gleichschritt traten zwei Soldaten vor und packten Cinders Oberarme.
    »Schafft sie ins Theater«, befahl der Thaumaturg. »Ich informiere Ihre Majestät, dass Michelle Benoit doch noch zu etwas nütze war.«
    Die Männer hatten sie noch keine zwei Schritte weit geschleift, da brüllte ein Motor auf. Cinder sah über die Schulter, wie die Albatros abhob und in Brusthöhe über dem Asphalt schwebte. Die heruntergelassene Rampe vibrierte metallisch, die Frachtkisten klapperten gegeneinander.
    »Cinder!« Ikos

Weitere Kostenlose Bücher