Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

wurde von leichten Krämpfen geschüttelt, die von ihren Robotergliedmaßen ausgingen, und dann verzog sie das Gesicht, als habe sie auf eine Zitrone gebissen. Unter flatternden Augenlidern warf sie ihm einen schnellen Blick zu.
    »Cinder?«
    Sie setzte sich auf. Ihr Kiefer und ihre Zunge bewegten sich einen Moment unkontrolliert, und die ersten Worte lallte sie nur: »Auto-Kontroll-Voreinstellungen … um ein Haar hätte es mir komplett den Strom abgezapft.«
    Sie runzelte die Stirn und schien einen Augenblick unsicher, bevor sie das Kabel ertastete, das noch immer in ihrem Hirn angeschlossen war. Sie riss es heraus und knallte die Klappe über dem Kontrollfeld zu. »Du hast die Klappe geöffnet?«, brachte sie etwas klarer und mit unverhohlenem Ärger heraus.
    Er sah sie mürrisch an. »Meinst du, das hab ich gern getan?«
    Sie war offensichtlich immer noch sauer – nicht rasend vor Wut, aber dankbar schien sie auch nicht zu sein. Sie starrten sich lange an. Die Maschine summte hinter der Metalltür und in der Ecke begann eine Birne in unregelmäßigen Abständen zu flackern.
    »Na gut«, grummelte Cinder schließlich. »Du bist ziemlich schnell drauf gekommen.«
    Thorne grinste erleichtert. »Das ist wieder so ein Moment zwischen uns, stimmt’s?«
    »Wenn du unter einem Moment verstehst, dass ich das erste Mal, seit wir uns kennengelernt haben, nicht den Impuls verspüre, dich zu erwürgen, dann hast du wahrscheinlich Recht.« Cinder sackte wieder auf dem Boden zusammen. »Aber vielleicht bin ich auch nur zu erschöpft, um irgendwen zu erwürgen.«
    »Das kann ich wegstecken«, sagte Thorne, legte sich der Länge nach neben sie und genoss die Kühle des harten Bodens, die grässlich blendenden Lampen an der Decke, den Gestank der Kanalisation an ihren Overalls und das Gefühl vollkommener Freiheit.

Zweites Buch
    Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte.

11
    Es zischte in der Pfanne, als das Ei in die geschmolzene Butter glitt und das leuchtende Gelb in das fast durchsichtige Eiweiß lief. Scarlet pustete eine Feder vom nächsten Ei, bevor sie es mit einer Hand in die Pfanne schlug. Als die Spiegeleier sich an den Rändern wölbten, schob sie den Pfannenwender darunter.
    Vom Zischen der Eier abgesehen, war alles still im Haus. Als sie nach dem Kampf nach Hause gekommen war, hatte sie nach ihrem Vater gesehen und ihn komatös schlafend in Michelles Bett vorgefunden. Auf dem Nachttisch stand eine Whiskeyflasche, die er aus der Küche gestohlen hatte.
    Sie kippte den Rest des Whiskeys in den Garten und leerte alle anderen Flaschen, die sie finden konnte. Dann wälzte sie sich vier Stunden im Bett von einer Seite auf die andere. Die Ereignisse des Abends kreisten in ihrem Kopf: die Brandwunden auf dem Unterarm ihres Vaters, die panische Angst auf seinem Gesicht und seine verzweifelte Suche nach dem, was Michelle versteckt hatte.
    Und Wolf mit seinem durchdringenden Blick. Der sie fast überzeugt hätte. Aber ich war es nicht .
    Scarlet legte den Pfannenheber auf den Rand der Pfanne, nahm einen Teller aus dem Schrank und schnitt sich eine Scheibe von dem harten Brot ab. Am Horizont wurde es hell und der Himmel war wolkenlos. Es würde wieder sonnig werden, auch wenn der Wind durch die Maispflanzen blies und im Kamin heulte. Auf dem Hof krähte der Hahn.
    Seufzend hob sie die Eier aus der Pfanne, setzte sich und schaufelte sich die ersten Bissen hungrig in den Mund. Mit der freien Hand fischte sie nach dem Portscreen und ging ins Netz. »Suchen«, murmelte sie mit vollem Mund. »Tätowierung L-S-O-W.«
    Meinten Sie vielleicht ...
    Murrend tippte sie die Wörter ihrer Suchanfrage ein und schluckte den letzten Bissen herunter. Eine Sammlung von Links lief über den Bildschirm: Tabulose Tattoos. Tattoo Designs. Virtuelle Tattoomodels. Die Kunst, Tattoos zu entfernen. Neu: Tattoos so gut wie schmerzfrei!
    Sie versuchte es mit Tattoo LSOW962.
    Keine Treffer.
    Sie biss ins trockene Brot.
    Unterarm Tätowierung Ziffern
    Auf dem Bildschirm tauchten Arme auf, dünne und dicke, helle und dunkle. Mit großen grellen Motiven oder mit winzigen Symbolen. Die Ziffer Dreizehn, Geburtsdaten und geografische Koordinaten. Das erste Friedensjahr »1 D.Z.« war besonders beliebt.
    Das Kauen auf dem harten Brot tat weh. Scarlet ließ es auf den Teller fallen und rieb sich die Augen. Straßenkämpfer Tattoos? Tattoos für Entführer? Mafia Tätowierungen?
    Was waren das für