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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Hände oben.«
    Scarlet trat vor die Tür, aber als sich die Kieselsteine in ihre bloßen Füße bohrten, blieb sie stehen und behielt Wolf wachsam im Auge. Sie wartete auf eine Bewegung, aber er stand so still wie das Steinhaus hinter ihr.
    »Ich habe der Polizei eine Tele geschickt«, log sie. Ihr fiel ihr ein, dass sie ihren Portscreen auf dem Küchentisch liegengelassen hatte.
    Seine Augen funkelten und plötzlich dachte Scarlet an ihren schlafenden Vater im ersten Stock. Konnte sie hoffen, dass ihr Gebrüll ihn aus dem Tiefschlaf gerissen hatte?
    »Wie bist du hier hergekommen?«
    »Zu Fuß«, sagte er, die Hände noch immer erhoben. Der Wind zerzauste seine Haare. »Ich bin gelaufen – oder eher gerannt. Willst du, dass ich wieder gehe?«
    Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. »Ich will, dass du mir sagst, was du hier zu suchen hast. Und wenn du glaubst, ich hätte Angst vor dir …«
    »Ich versuche nicht, dir Angst einzujagen.«
    Sie schielte kurz auf den Gewehrlauf hinunter, um sich zu vergewissern, dass sie ihn noch im Visier hatte.
    »Ich wollte mit dir darüber reden, was du beim Kampf gesagt hast. Die Sache mit dem Tattoo … und das mit deiner Großmutter. Und mit deinem Vater.«
    Scarlet biss die Zähne zusammen. »Und wie hast du rausgefunden, wo ich wohne?«
    Er runzelte verwirrt die Stirn. »Auf deinem Schiff steht der Name des Hofs. Ich will dir wirklich nichts tun, ich dachte nur, du brauchst vielleicht Hilfe.«
    »Hilfe?« Ihr stieg das Blut in die Wangen. »Von dem Psychopathen, der meinen Vater gefoltert hat? Der meine Großmutter entführt hat?«
    »Ich habe damit nichts zu tun«, sagte er ruhig. »Andere haben auch solche Tattoos. Es muss wer anders gewesen sein.«
    »Ach, wirklich? Gehörst du zu einer Sekte oder so was?« Ein Huhn drückte sich gegen ihr Bein. Sie erschrak und konnte das Gewehr kaum noch ruhig im Anschlag halten.
    »Oder so was«, sagte er und zuckte die Achseln. Unter seinen Füßen knirschte der Kies.
    »Keinen Schritt näher!«, brüllte Scarlet. Die Hühner gackerten und stoben davon. »Ich schieße auf dich, glaub es mir!«
    »Ich glaube es dir.« Er sah sie plötzlich freundlich an und tippte sich an die Schläfe. »Ziel auf meinen Kopf. Das ist meistens tödlich. Aber wenn du das Gewehr nicht ruhig halten kannst, ziel lieber auf den Körper, der gibt eine größere Zielscheibe ab.«
    »Dein Kopf sieht von hier aus ziemlich groß aus.«
    Er lachte – und war vollkommen verändert. Plötzlich wirkte er entspannt und freundlich.
    Scarlet war angewidert. Dieser Mann hatte kein Recht zu lachen, nicht solange Grand-mère verschwunden war.
    Wolf verschränkte die Arme. Bevor Scarlet ihm befehlen konnte, sie wieder über den Kopf zu heben, sagte er: »Gestern Abend wollte ich dich beeindrucken, aber wie’s aussieht, ist der Schuss nach hinten losgegangen.«
    »Männer, die ihre Aggressionen nicht im Griff haben, meine Großmutter entführen und mich verfolgen, beeindrucken mich normalerweise nicht besonders.«
    »Ich habe deine Großmutter nicht entführt«, unterbrach er scharf. Dann blickte er auf die Hühnerschar zu seinen Füßen hinunter. »Aber wenn er wirklich ein Tattoo wie meins hatte, kann ich dir vielleicht helfen herauszufinden, wer es war.«
    »Warum sollte ich dir vertrauen?«
    Er nahm die Frage ernst und dachte lange darüber nach. »Ich kann es nicht beweisen. Aber wie ich dir gestern schon gesagt habe, bin ich jetzt seit fast zwei Wochen in Rieux – im Gasthaus kennen sie mich und bei den Kämpfen auch. Dein Vater wird mich nicht erkennen. Und Michelle auch nicht.« Er verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein, als könne er nicht mehr still stehen. »Ich will dir helfen.«
    Mit gerunzelter Stirn starrte Scarlet über den Gewehrlauf auf Wolf. Wenn dieser Mann log, war er einer von denen, die ihre Großmutter entführt hatten. Dann war er grausam und verdiente eine Kugel zwischen die Augen.
    Aber er war ihr einziger Anhaltspunkt.
    »Du erzählst mir alles, was du weißt. Alles.« Sie nahm den Finger vom Abzug und zielte auf seinen Oberschenkel. Kein tödlicher Schuss. »Halt die Hände so, dass ich sie sehen kann. Nur weil ich dich ins Haus lasse, heißt das noch lange nicht, dass ich dir vertraue.«
    »Natürlich nicht.« Er nickte folgsam. »Ich würde mir auch nicht über den Weg trauen.«

12
    Scarlet winkte Wolf mit einer Bewegung des Gewehrs heran und sah misstrauisch zu, wie er näher kam. Er warf einen schnellen Blick auf den Stuck

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