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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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als würde er die Tätowierung zum ersten Mal sehen. LSOW 962.
    »Loyaler Soldat vom Orden der Wölfe«, sagte er. »Mitglied Nummer 962.« Er ließ die Haut los und zog die Schultern hoch. »Der größte Fehler meines Lebens.«
    Scarlets Haut kribbelte. »Was soll das sein, dieser Wolfsorden?«
    »Eine Gang, die meistens nur Die Wölfe genannt wird. Sie selbst nennen sich Bürgerwehr, Rebellen und Vorboten der Veränderung, dabei sind es … einfach nur Kriminelle. Wenn ich mal genug Geld habe, lasse ich mir das Tattoo entfernen.«
    Ein Windstoß rüttelte an der Tür, Blätter wirbelten gegen die Fensterscheibe.
    »Du gehörst also nicht mehr dazu?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Scarlet warf ihm einen wütenden Blick zu, weil sie einfach nicht schlau aus ihm wurde. »Die Wölfe«, murmelte sie und ließ es nachklingen. »Machen die so was oft? Unschuldige Menschen aus ihren Häusern verschleppen – ohne den geringsten Grund?«
    »Sie haben einen Grund.«
    Scarlet zerrte am Band ihrer Kapuze, bis es sie fast erwürgte. »Was für einen? Was wollen die denn von meiner Großmutter?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Erzähl mir doch nichts! Wollen sie Lösegeld? Oder was?«
    Er ließ die Fingergelenke knacken. »Sie war mal beim Militär«, sagte er und machte eine Handbewegung zum Flur hin. »Auf den Fotos trug sie eine Uniform.«
    »Vor Jahren ist sie für die Europäische Föderation geflogen. Bevor ich zur Welt kam.«
    »Es könnte ja sein, dass sie etwas weiß. Oder dass sie das annehmen.«
    »Was denn?«
    »Militärische Geheimnisse? Geheimwaffen?«
    Scarlet rutschte an den Tisch heran, bis sich ihr die Tischkante in den Bauch bohrte. »Hast du nicht gerade gesagt, das wären ganz gewöhnliche Kriminelle? Warum sollten sie sich für so etwas interessieren?«
    »Vorboten der Veränderung.«
    Scarlet kaute auf ihrer Unterlippe. »Ja, und? Wollen sie die Regierung stürzen? Einen Krieg anzetteln?«
    Wolf sah zum Fenster hinaus. Ein kleines Passagierschiff kam über das Feld auf sie zugeflogen – Arbeiter, deren Schicht begann. »Ich weiß es nicht.«
    »Doch, du weißt es ganz genau. Du bist einer von ihnen!«
    Wolf lächelte freudlos. »Ich war kaum mehr als ein Laufbursche. Sie haben mich nicht in ihre Pläne eingeweiht.«
    Scarlet verschränkte die Finger. »Dann versuch es doch mal mit einer fundierten Vermutung.«
    »Sie haben ein großes Waffenarsenal zusammengestohlen, mit dem sie die Leute einschüchtern wollen.« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht brauchen sie weiteres militärisches Kampfgerät.«
    »Grand-mère könnte ihnen da aber nicht weiterhelfen. Selbst wenn sie früher etwas gewusst haben sollte, als sie noch Pilotin war – jetzt weiß sie bestimmt nichts mehr.«
    Wolf sah sie ratlos an. »Es tut mir leid. Ich habe keine Ahnung, worum es sonst gehen könnte. Vielleicht fällt dir ja etwas ein?«
    »Nein. Ich zermartere mir schon das Gehirn, seit sie verschwunden ist, aber ich bin auf nichts gestoßen. Sie war einfach nur … Sie ist einfach nur meine Großmutter.« Sie deutete auf die Felder. »Sie besitzt einen Bauernhof. Sie ist sehr direkt und kann es nicht ausstehen, wenn man ihr vorschreiben will, was sie zu denken hat, aber sie hat keine Feinde, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Klar, die Leute in der Stadt halten sie für exzentrisch, aber sie mögen sie. Sie ist eine alte Frau.« Sie hielt sich am Kaffeebecher fest und seufzte. »Aber du musst doch wissen, wie man sie finden kann!«
    »Sie finden? Mann, das wäre glatter Selbstmord.« Wolf kratzte sich den Nacken. »Wann ist sie verschleppt worden?«
    »Vor achtzehn Tagen.« Das schnürte ihr die Kehle zu. »Sie haben sie schon achtzehn Tage in ihrer Gewalt!«
    Er starrte mit zerfurchter Stirn auf die Tischplatte. »Es ist zu gefährlich.«
    Krachend fiel Scarlets Stuhl auf den Boden, als sie ruckartig aufstand. »Ich will Informationen von dir, keine Predigt! Mir doch egal, wie gefährlich es ist. Das ist nur ein Grund mehr für mich, sie so schnell wie möglich zu finden. Weißt du, was sie ihr in diesem Moment antun? Genau jetzt, während ich hier meine Zeit mit dir verschwende. Was sie mit meinem Vater gemacht haben?«
    Das Krachen einer Tür hallte durch das Haus. Scarlet fiel fast über den umgekippten Stuhl. Sie sah an Wolf vorbei in den Flur, aber der war leer. Ihr Herz machte einen Satz. »Papa?« Sie schoss in den Flur und riss die Haustür auf. »Papa!«
    Aber die Auffahrt war leer.

13
    Scarlet sprintete die Auffahrt

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