Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
gehorsam.
»Mir ist egal, ob du … Was?«
»Ich sagte, einverstanden«, wiederholte sie lächelnd. Wie sie erwartet hatte, brachte ihn das völlig aus der Fassung.
»Ich … Na gut.« Stirnrunzelnd schob er die Hände in die Taschen. »Bis dann.« Er hatte genau das bekommen, was er gewollt hatte, aber er blieb auf halbem Weg zu seinem Wagen stehen und sah über die Schulter zurück. Anna stand noch immer da, eingehüllt in strahlenden Sonnenschein. Ihr Lächeln war ruhig und gelassen und engelsgleich. »Frauen«, brummte er und riss die Wagentür auf. Man konnte ihnen einfach nicht trauen.
Anna wartete, bis er losgefahren war, dann brach sie in helles Lachen aus. Ihn so stottern zu hören war besser als jeder Streit. Noch immer lachend ging sie zu ihrem Wagen. Ein Abend mit Daniel war bestimmt interessanter als einer mit einem Buch, dessen war sie gewiss. Als sie den Motor startete, spürte sie die Macht. Sie hatte alles unter Kontrolle. Und das gefiel ihr.
Er brachte ihr Blumen mit. Nicht die weißen Rosen, die er ihr nach wie vor täglich schickte, sondern bescheidene Veilchen aus seinem eigenen Garten. Er beobachtete voller Wohlgefallen, wie sie sie in einer kleinen Glasvase arrangierte, während er sich mit ihren Eltern unterhielt. In dem kleinen Salon ihrer Mutter wirkte er riesig und einschüchternd, aber er fühlte sich wie ein linkischer Teenager beim ersten Rendezvous. Nervös setzte er sich auf einen Stuhl, der seiner Meinung nach besser in ein Puppenhaus gepasst hätte, und nippte an dem mittlerweile lauwarmen Tee, den Mrs. Whitfield ihm serviert hatte.
»Sie müssen zum Abendessen kommen«, forderte sie ihn auf. Die unablässigen Rosenlieferungen hatten ihr Hoffnung gemacht. Hatten ihr auch ein Thema geboten, mit dem sie auf ihren Bridge-Abenden angeben konnte. Die Wahrheit jedoch war, dass sie ihre Tochter nicht verstand und wohl nie verstehen würde. Natürlich, Anna war ein wunderbares Kind gewesen, aber sie selbst war sich immer mehr oder weniger ratlos vorgekommen, wenn es um andere Dinge als das Aussuchen eines Kleides oder das Zusammenstellen eines Menüs gegangen war. Annas verbissener Ehrgeiz und stille Entschlossenheit waren ihr vollkommen fremd.
Mrs. Whitfield war jedoch nicht blind. Ihr entging nicht, wie Daniel Anna ansah, und verstand nur zu gut. Mit einer Mischung aus Wehmut und Erleichterung stellte sie sich vor, wie aus Anna eine Ehefrau und Mutter wurde. Sicher, Daniel mochte vielleicht etwas ungeschliffen wirken, aber daran würde ihre Anna noch erfolgreich feilen. Vielleicht wäre sie in ein oder zwei Jahren schon Großmutter. Noch eine Vorstellung, die gemischte Gefühle in ihr wachrief. Während sie an ihrem Tee nippte, musterte Mrs. Whitfield Daniel.
»John und Sie sind ja jetzt Geschäftspartner, aber über die Arbeit wollen wir jetzt nicht reden. Ich verstehe sowieso nichts von den geschäftlichen Dingen.« Sie tätschelte Daniels Hand. »John erzählt mir ja nie etwas, obwohl ich ihn immer auszufragen versuche.«
»Oh ja, das tut sie«, warf Mr. Whitfield ein.
»Also wirklich, John.« Mit einem Lachen sah sie Daniel scharf an. Wenn dieser Mann ernste Absichten gegenüber ihrer Tochter hegte – und sie war sicher, dass er die hatte –, so würde sie alles über ihn herausfinden, was es herauszufinden gab. »Natürlich sind wir alle neugierig, was Mr. MacGregors Geschäfte angeht. Pat Donahue hat mir übrigens erzählt, dass Sie ihnen ein Grundstück in Hyannis Port abgekauft haben. Ich hoffe doch, Sie wollen nicht aus Boston wegziehen.«
Daniel ahnte, woher der Wind wehte. »Ich mag Boston.«
Anna fand, dass er lange genug Rede und Antwort gestanden hatte, und reichte ihm ihren Umhang. Erleichtert sprang er sofort auf und legte ihn ihr um die Schultern.
»Macht euch einen schönen Abend, Kinder.« Mrs. Whitfield wollte sie zur Tür bringen, aber ihr Mann legte ihr eine Hand auf den Arm.
»Gute Nacht, Mutter.« Anna küsste sie auf die Wange und lächelte ihrem Vater dankbar zu. Ihr war nie richtig klar geworden, wie einfühlsam er doch war. Sie gab auch ihm einen Kuss.
»Viel Spaß«, sagte er und strich ihr über den Kopf, wie er es tat, seit sie denken konnte.
Vor dem Haus atmete Daniel tief durch. »Dein Zuhause ist …«
»Vollgestellt«, beendete Anna den Satz für ihn und hakte sich lachend bei ihm ein. »Meine Mutter schleppt alles an, was ihr gerade gefällt. Erst vor ein paar Jahren ist mir aufgegangen, wie tolerant mein Vater ist.« Entzückt, dass
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