Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
einer silbergrauen Limousine, die vor dem Terminal stand.
»Ihr habt einem ja nicht viel Zeit gelassen, ein passendes Geschenk zu finden«, erklärte Daniel. »Das hier war das Beste, was mir in der Eile einfiel.«
»Es ist perfekt.« Lachend umarmte Myra ihn. »Einfach perfekt.«
Über ihren Kopf hinweg zwinkerte Daniel Herbert zu. »Als Trauzeuge sollte man sich um die Details kümmern.«
Anna wartete, bis Herbert seiner Braut in den Wagen half. »Das war sehr nett von dir«, sagte sie leise zu Daniel.
»Ich bin eben ein sehr netter Mann«, erwiderte Daniel.
Lachend stieg sie ein. »Mag sein. Aber darauf würde ich mich nicht verlassen.«
Im Fond der Limousine hatte Myra sich schon bei Herbert eingehakt. »Zwei Flaschen Champagner?«
»Eine für vorher.« Daniel nahm eine aus dem Eiskübel. »Eine für danach.« Er öffnete sie und schenkte vier Gläser ein. »Auf das Glück.«
Vier Gläser klirrten, doch als Daniel trank, sah er nur Anna an. Der Champagner prickelte auf ihrer Zunge, und sie begriff, dass das Abenteuer noch längst nicht vorüber war.
Als sie vor dem kleinen weißen Haus hielten, war die Flasche leer. Myra verschwand mit Anna in dem kleinen Waschraum und richtete ihr Haar und das Make-up.
»Wie sehe ich aus?«
»Wunderschön.«
»Mir haben immer ein paar Kleinigkeiten gefehlt, um als wirklich schön durchzugehen, aber heute Abend, das muss ich schon sagen, bin ich auf jeden Fall eindrucksvoll.«
Mit beiden Händen drehte Anna ihre Freundin wieder zum Spiegel. »Heute Abend bist du schön. Sieh nur genau hin.«
Zusammen sahen sie in den Spiegel. Myra lächelte. »Er liebt mich wirklich, Anna.«
»Ich weiß.« Anna schlang den Arm um Myras Hüfte. »Ihr werdet ein tolles Team abgeben.«
»Ja, das werden wir bestimmt.« Mit hoch erhobenem Kopf betrachtete Myra sich. »Ich glaube, er weiß noch gar nicht, was für ein Team.« Sie stieß den Atem aus und blickte auf Anna. »Ich werde nur ungern sentimental, aber ich beabsichtige, nur einmal in meinem Leben zu heiraten. Also ist es das jetzt wohl. Du bist meine beste Freundin, und ich liebe dich. Ich wünsche mir, dass du genauso glücklich wirst, wie ich es in dieser Minute bin.«
»Ich werde daran arbeiten.«
Myra nickte. »Okay, gehen wir. Und noch etwas …« Mit der Hand am Türgriff hielt sie inne. »Falls ich anfangen sollte zu stottern, verrat’s niemandem, vor allem nicht Cathleen Donahue.«
Mit ernstem Gesicht legte Anna die Hand aufs Herz. »Kein Sterbenswörtchen, Ehrenwort.«
In einem winzigen Salon mit Marmorkamin und Sommerblumen war Anna dabei, als ihre Freundin Herbert versprach, ihn zu lieben und zu ehren. Als ihre Augen feucht wurden, kam sie sich albern vor und blinzelte heftig. Eine Heirat war schließlich nicht mehr als ein Vertrag. Und bevor man den unterschrieb, musste man sorgfältig überlegen. Trotzdem rann ihr eine Träne über die Wange. Daniel drückte ihr sein Taschentuch in die Hand, wie er es schon mal getan hatte. Kurz darauf war die Zeremonie bereits vorüber. Und dann schloss sie eine völlig benommene Myra in die Arme.
»Ich habe es getan«, murmelte Myra, dann lachte sie auf und drückte Anna fest an sich.
»Und ohne zu stottern.«
»Ich hab’s getan«, wiederholte sie und hielt die Hand hoch, an deren Ringfinger jetzt ein goldener Ring über dem Diamantring steckte. »Verlobt und verheiratet innerhalb von fünf Stunden!«
Daniel nahm die Hand, die sie so bewunderte, und küsste sie formvollendet. »Mrs. Ditmeyer.«
Lachend fasste Myra seine Finger. »Ihr müsst mich heute Abend noch viel öfter so nennen, damit ich mich daran gewöhne. Oh Anna, ich werde gleich weinen und mein Make-up ruinieren«, schluchzte Myra.
»Das macht nichts.« Anna reichte ihr Daniels zerknautschtes Taschentuch. »Herbert kann nicht mehr zurück.« Sie drückte ihn fest an sich.
Der frischgebackene Ehemann lachte. »Und sie auch nicht.«
»Dein Leben wird komplizierter werden.«
»Ich weiß.«
»Ist das nicht herrlich?« Anna küsste ihn herzhaft. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe Hunger. Das Hochzeitsmahl spendiere ich.«
Auf Empfehlung des Friedensrichters und mit der Hilfe des Chauffeurs fanden sie ein kleines Landgasthaus, das auf dem Gipfel eines bewaldeten Hügels lag. Es war bereits geschlossen, aber ihre Überredungskunst und ein paar Geldscheine brachten den Eigentümer dazu, das Restaurant zu öffnen und den Koch zu wecken. Während die anderen in den Speisesaal geführt wurden,
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