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Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Titel: Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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herausfand, würde er sie gnadenlos in eine Ecke drängen. Er hatte sich nicht mit Nachgiebigkeit an die Spitze gearbeitet. Aber sie wollte es in ihrem Beruf ebenfalls bis an die Spitze schaffen. Deshalb musste sie ebenso entschlossen und unnachgiebig sein.
    Sie würde ihn also abholen, und sie würden ein ruhiges Dinner zusammen verbringen. Nur leichte Konversation. Beim Kaffee würden sie dann – ganz vernünftig – ihre Situation besprechen. Und dann würde er ihre Gefühle und ihre Einstellung verstehen.
    Anna sank bis ans Kinn ins Wasser. Wem machte sie hier eigentlich etwas vor? Ein Dinner mit Daniel MacGregor würde nie so verlaufen. Sie würden sich wie Boxkämpfer im Ring gegenüberstehen. Sie würden debattieren, streiten und wahrscheinlich noch mehr zusammen lachen. Sicherlich würde er zu brüllen anfangen. Und es war davon auszugehen, dass sie zurückbrüllen würde. Wenn sie sich dann wieder beruhigt hatten, würde er gar nichts verstehen. Nur, dass er sie heiraten wollte.
    In ihrem Magen flatterte es bei dem Gedanken. Er wollte sie. Sie wäre vielleicht durch ihr ganzes Leben gegangen, ohne dass jemand sie ansah, wie Daniel es tat. Vielleicht hätte nie jemand an den festen Schlössern gerüttelt, hinter der sie ihre Leidenschaft verschlossen hielt. Wie ihr Leben dann wohl ausgesehen hätte?
    Fad. Das Wort zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Damit würde sie sich jetzt nie mehr zufriedengeben können. Sie wollte Daniel MacGregor. Und sie würde ihn bekommen.
    Sie hatte schon den halben Sieg in der Tasche, wenn sie sich ihr Selbstvertrauen von ihm nicht erschüttern ließ. Dabei war es so einfach, alles zu vergessen, wenn er sie ansah. Aber das würde sie heute Abend nicht zulassen.
    Sie stieg aus der Wanne, zog sich einen Bademantel über und wickelte sich ein Handtuch um das Haar. Sie hatte ihn zum Dinner eingeladen. Nur ein winziger Vorteil, aber den würde sie ausnutzen.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie den Inhalt ihres Kleiderschranks. Normalerweise hatte sie ein untrügliches Gespür dafür, welche Garderobe für die Gelegenheit angebracht war. Doch alles, was sie herausnahm, erschien ihr viel zu schlicht. Sie griff nach dem meergrünen Seidenkleid. Es war so dezent, dass es schon fast streng wirkte, aber für den heutigen Abend mochte es wohl die beste Wahl sein. Wenn ich etwas Aufregenderes suche, hätte ich vorher Myras Kleiderschrank plündern sollen, dachte sie gerade, als es unten an der Haustür läutete.
    Bei der Unterbrechung stieß sie einen verärgerten Fluch aus. Das war so untypisch für sie, dass sie sich auf dem ganzen Weg die Treppe hinunter Vorhaltungen machte. Kaum dass sie die Tür aufgezogen hatte, stürmte Myra herein und ergriff ihre Hände.
    »Oh Anna, gut, dass du zu Hause bist.«
    »Myra. Ich habe gerade an dich gedacht.« Erst jetzt registrierte sie, wie fest Myra ihre Hände gepackt hielt. »Was ist los?«
    »Ich muss mit dir reden. Allein. Sind deine Eltern da?«
    »Nein.«
    »Gut. Aber erst brauche ich einen Drink. Hast du einen Brandy?«
    »Sicher.« Belustigt führte Anna sie in den Salon und gab ihr den gewünschten Drink. »Toller Hut.«
    »Wirklich?« Myra fuhr mit der Hand über die elfenbeinfarbene Kappe mit dem kleinen Schleier. »Nicht zu gewagt?«
    »Gewagt?«, wiederholte Anna und schenkte einen doppelten Brandy ein. »Du fragst mich, ob etwas, das du trägst, zu gewagt ist?«
    »Lass die Witze, Anna.« Myra drehte sich zum Spiegel und zupfte an dem Schleier. »Vielleicht sollte ich die Feder herausziehen …«
    Anna betrachtete die weiße Feder, die sich vorwitzig um Myras Ohr ringelte. »Jetzt bin ich sicher, dass etwas mit dir nicht stimmt.«
    »Was sagst du zu dem Kleid?« Myra schlüpfte aus dem roten Regenmantel und stand in einem schmal geschnittenen, elfenbeinfarbenen Kostüm mit Spitzenbesatz da.
    »Wunderschön. Ist es neu?«
    »Zwanzig Minuten alt.«
    Anna ließ sich auf einer Sessellehne nieder, während ihre Freundin den Brandy hinunterstürzte. »Für mich hättest du dich aber nicht so schick zu machen brauchen.«
    »Jetzt ist wirklich nicht der Zeitpunkt für dumme Witze.« Myra stieß den Atem aus und stellte ihr Glas ab.
    »Das merke ich. Warum sagst du mir nicht endlich, was los ist?«
    »Wie schnell kannst du etwas Tolles anziehen und eine Tasche packen?«
    »Eine Tasche packen? Myra, was ist los?«, fragte Anna nun zum dritten Mal.
    »Ich heirate«, platzte Myra heraus und ließ sich auf die Couch fallen.
    »Du heiratest?«

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