Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
entschuldigte Anna sich und nahm den Eigentümer beiseite.
»Mr. Portersfield, ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie für uns aufgemacht haben.«
Natürlich war er über jeden zahlenden Gast glücklich, aber die späte Stunde hatte ihn doch ein wenig verstimmt. Jetzt allerdings fand er es unmöglich, bei diesem netten Lächeln, das Anna ihm schenkte, noch länger böse zu bleiben. »Meine Türen stehen immer offen«, sagte er liebenswürdig. »Leider schließt die Küche um neun, das Mahl wird also zu dieser späten Stunde vielleicht nicht ganz unserem Ruf entsprechen.«
»Ich bin sicher, es wird ganz köstlich sein. Um genau zu sein, meine Freunde werden Ihnen bestimmt versichern, dass es das beste Essen ihres Lebens ist. Sehen Sie«, sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn ein wenig weiter von den anderen fort, »sie haben gerade eben geheiratet. Deshalb brauche ich Ihre Hilfe, um ein paar Dinge zu arrangieren.«
»Frisch Vermählte.« Mr. Portersfield war nicht gänzlich unempfänglich für Romantik. »Es freut uns immer, wenn wir Brautpaare aufnehmen können. Wenn wir vorher davon gewusst hätten …«
»Oh, ich bin sicher, dass alles zur vollsten Zufriedenheit verläuft. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass Mr. Ditmeyer Bezirksstaatsanwalt in Boston ist? Wenn er mit seiner Braut zurück zu Hause ist, wird er Sie allen seinen Freunden empfehlen. Und Mr. MacGregor … nun, ich brauche Ihnen bestimmt nicht zu sagen, wer er ist, oder?«
Mr. Portersfield hatte nicht die geringste Ahnung, aber die Andeutung reichte ihm völlig. »Nein, natürlich nicht.«
»Ein Mann in seiner Position findet nur selten ein ruhiges Fleckchen, wo er sich entspannen kann. Hausmannskost, frische Landluft. Ich weiß, wie beeindruckt er von Ihrem Restaurant ist. Sagen Sie, Mr. Portersfield, haben Sie zufällig einen Plattenspieler?«
»In meinem Wohnraum, ja, aber …«
»Wunderbar!« Anna tätschelte seine Hand und setzte ihr nettestes Lächeln auf. »Ich wusste doch, dass Sie mir helfen werden.«
Als sie zehn Minuten später an den Tisch zurückkehrte, stand nicht viel mehr als ein Brotkorb und ein Teller Butter auf der Tafel.
»Wohin bist du denn verschwunden?«, fragte Daniel, als sie sich setzte.
»Ich habe mich um ein paar Details gekümmert. Auf die Braut und den Bräutigam«, brachte sie einen Toast mit ihrem Wasserglas aus.
Myra lachte. »Ich habe Herbert gerade gewarnt, dass er sich auf viele Mahlzeiten wie diese einstellen kann.« Mit dem Kopf deutete sie auf Wasser und Brot. »Bis wir einen Koch einstellen.«
Herbert nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich habe dich nicht wegen deiner kulinarischen Talente geheiratet.«
»Umso besser«, ließ Anna sich vernehmen. »Sie hat nämlich keine.«
Ein verschlafener Fünfzehnjähriger kam und stellte eine Vase voller Wildblumen auf den Tisch. Er musste sie frisch gepflückt haben. Es sah also so aus, als würde Mr. Portersfield doch noch mitmachen.
»Oh, wie schön.« Myra nahm einen Stängel aus der Vase, während der Junge davonschlurfte und damit begann, Tische umzustellen. Lautstark. Mr. Portersfield kam mit einem Plattenspieler auf dem Arm herein, und innerhalb weniger Augenblicke ertönte Musik.
»Der erste Tanz für das Brautpaar Ditmeyer.« Anna stand auf und zeigte auf die Stelle, die der Junge frei gemacht hatte.
Als sie allein am Tisch saßen, strich Daniel Butter auf ein Stück Brot und reichte es Anna. Hungrig biss sie hinein.
»Weißt du, als du mich zum Abendessen einludst, hatte ich mir das etwas anders vorgestellt.«
Jetzt strich Anna Butter auf ein Stück Brot und gab es an ihn weiter. »Eigentlich hatte ich auch vorgehabt, etwas näher an zu Hause zu bleiben.«
»Die beiden sehen glücklich aus.«
Sie sah zu Myra und Herbert hinüber, wie sie einander auf der winzigen Tanzfläche festhielten. »Ja. Schon seltsam, die beiden wären die Letzten gewesen, die ich mir zusammen vorstellen konnte. Aber wenn ich sie jetzt so sehe – sie passen perfekt zueinander.«
»Gegensätze.« Daniel hielt seine Hand an ihre. Seine war groß und hart, ihre klein und weich. »Nur die machen das Leben spannend.«
»Ja, so langsam fange ich auch an, es zu glauben.«
Mit dem freundlichsten aller Lächeln servierte Mr. Portersfield den Salat. »Aus unserem eigenen Garten«, verkündete er stolz. »Das Dressing ist ein altes Familienrezept.« Er arrangierte die Blumen um und verschwand wieder.
»Er wirkt sehr viel fröhlicher als vorhin noch«, bemerkte
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