Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
wirkte McGees Rücken noch gerader. »Dreimal pro Woche kommt eine Haushälterin. Ansonsten kümmere ich mich um alles. Mr. MacGregor teilte der Köchin und mir mit, dass Sie eventuell ein anderes Arrangement treffen möchten.«
Sie hätte Daniel liebend gern dafür erwürgt. Doch sie hielt sich gerade und sah sich kühl im Raum um. »Ich denke nicht, dass das nötig sein wird, McGee. Sie scheinen ein Mann zu sein, der sowohl seine Pflichten kennt als auch seinen eigenen Wert.«
Ihr kühles Kompliment war weder dazu gedacht gewesen, ihn zu besänftigen, noch tat es das. »Danke, Miss. Möchten Sie die anderen Räume ebenfalls sehen?«
»Später. Ich möchte erst auspacken.« Und allein sein, dachte Anna.
»Natürlich, Miss.« Er verbeugte sich und ging zur Tür. »Wenn Sie etwas benötigen, brauchen Sie nur zu läuten.«
»Danke, McGee.«
Kaum war er fort, ließ sie sich auf das riesige Bett sinken. Was hatte sie nur getan? Alle Zweifel, die sie bisher verdrängt hatte, stürzten auf sie ein. Sie hatte das Heim ihrer Kindheit verlassen, aber nicht, um in ihr eigenes kleines Apartment zu ziehen, sondern in dieses riesige Haus, in dem sie eine Fremde war. Ein Eindringling. Und wenn man sich den steifen McGee ansah, hielt er sie wohl eher für den Teufel persönlich. Wenn sie nicht so nervös wäre, könnte sie fast darüber schmunzeln.
Sie strich mit der Hand über die weiße Tagesdecke. Hier werde ich also ab jetzt schlafen, dachte sie. Jede Nacht. Und morgens mit ihm aufwachen. Keinen Rückzug mehr in ein ruhiges Bett nach dem Gutenachtgruß. Er würde immer in ihrer Nähe sein. Und sie in seiner.
Panik stieg in ihr auf. In einem Wandspiegel sah sie sich an. Klein, blass und mit weiten Augen auf dem viel zu großen Bett. Und sie sah die massive Eichenkommode, sehr klare Linien, sehr maskulin. Mit weichen Knien stand sie auf und ging hinüber. Ihre Finger waren taub, als sie den Verschluss von einer Eau-de-Cologne-Flasche abdrehte. Dann stieg ihr Daniels typischer Duft in die Nase – herb, lebendig und sehr männlich. Die Welt hörte endlich auf sich zu drehen. Als sie die Flasche wieder zuschraubte, waren ihre Hände ruhig, sie zitterten nicht mehr.
Was hatte sie denn getan? Genau das, was sie hatte tun wollen. Mit einem leisen erleichterten Lachen begann sie, ihre Sachen in Daniels Schrank zu verstauen.
Außer ihrer Kleidung und ein paar Lieblingsfotos hatte sie nichts mitgebracht. Trotzdem fühlte sie sich nach dem Auspacken wohler und sogar ein wenig zu Hause. Was noch fehlte, war ein Nachttisch für sie, passend zur Kommode natürlich. Und die steifen Vorhänge ließen sich sicherlich durch etwas Freundlicheres, Fließenderes ersetzen.
Zufrieden sah sie sich um. Nie wäre ihr der Gedanke gekommen, dass es sie faszinieren könnte, ein paar häusliche Entscheidungen zu treffen. Sicher, es war nicht, als müsste sie entscheiden, ob eine Operation nötig war oder eine medikamentöse Behandlung ausreichte, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl. Vielleicht konnte sie wirklich alles haben. Im Moment würde sie sich damit begnügen, McGee damit zu beauftragen, ein paar bequeme Sessel für das Schlafzimmer aufzutreiben. Und eine Leselampe, dachte sie, als sie das Zimmer verließ. Vielleicht noch ein kleiner Schreibtisch für sie. Der Raum war mit Sicherheit groß genug dafür. In einem Haus wie diesem würden sich bestimmt ein paar passende Dinge finden lassen. Falls nicht, würde Anna morgen nach ihrem Dienst eben ein wenig bummeln gehen.
Im ersten Stock war sie versucht, den Salon und die Bücherei zu durchstöbern und selbst ein paar Sachen umzustellen. Aber da sie das Prinzip des Stolzes verstand, ließ sie es sein. Es selbst in die Hand zu nehmen würde nur McGees Butler-Ego verletzen. Und McGee gehörte zu Daniels Leben. Wenn sie ihre Entscheidungen erfolgreich durchsetzen wollte, musste sie zusehen, dass der Butler auch zu ihrem Leben gehören würde.
Sie eilte nach unten und steuerte die Küche an, einfach weil die der logischste Anlaufpunkt war. Als sie näher kam, hörte sie Stimmen und blieb stehen.
»Wenn sie für den MacGregor gut genug ist, dann bin auch ich mit ihr einverstanden. Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, McGee.« Die Frauenstimme hatte den gleichen melodischen schottischen Akzent wie die des Butlers.
»Ich rege mich nicht auf. Sie hat kein Recht, ohne Heiratsurkunde unter diesem Dach zu leben«, erwiderte McGee mit eisiger Entrüstung.
»Unsinn«, kam es humorvoll
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