Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
Mal. Und dort war es auch, wo Daniel wieder anfing, Druck auf Anna auszuüben.
»Nächste Woche wird der erste Spatenstich getan«, berichtete Daniel eines Tages, während sie den Rest einer Flasche Chablis tranken.
»Nächste Woche schon?« Überrascht hob Anna den Kopf und sah ihn an. Er starrte dorthin, wo bald sein Haus stehen würde. Er konnte es bereits vor sich sehen, das wusste sie, so als blinkten dort schon gemauerte Wände im Sonnenlicht. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.« Er hatte ihr nichts gesagt. Er hatte ihr keine Pläne gezeigt, obwohl sie danach gefragt hatte.
Er zuckte nur die Schulter. »Es hätte schon früher sein sollen, aber ich musste erst noch ein paar Dinge klarstellen.«
»Ich verstehe.« Diese anderen Dinge hatte er auch mit keinem Wort erwähnt. Anna unterdrückte einen Seufzer und versuchte zu akzeptieren. »Ich weiß, wie wichtig dieses Haus für dich ist, aber ich werde das hier vermissen.« Sie lächelte und legte eine Hand an seine Wange. »Hier ist es so friedlich. Nur Wasser und Felsen und Gras.«
»Das bleibt, auch wenn das Haus steht und wir darin leben.« Er fühlte, dass sie sich zurückzog, und nahm ihre Hand. »So schnell wird es nicht gehen. Solide Dinge brauchen ihre Zeit. In etwa zwei Jahren wird es fertig sein. Aber unsere Kinder werden hier aufwachsen.«
»Daniel …«
»Das werden sie«, fiel er ihr ins Wort. »Und wann immer wir uns in diesem Haus lieben, werde ich an unser erstes Mal hier denken. In fünfzig Jahren noch.«
Sie konnte ihm nicht widerstehen, wenn er so war. Er war viel gefährlicher, wenn er leise sprach, wenn seine Stimme sie warm und zärtlich einhüllte. Für einen Moment glaubte sie ihm. Dann dachte sie daran, welch weiter Weg noch vor ihnen lag. »Du verlangst schon wieder Versprechen, Daniel.«
»Aye. Darauf warte ich.«
»Bitte nicht.«
»Und warum nicht? Du bist die Frau, die ich will, die mich will. Es wird Zeit, dass wir uns etwas versprechen.« Ohne ihre Hand loszulassen, griff er in die Tasche und holte ein kleines Samtetui hervor. »Ich will, dass du das hier trägst, Anna.« Mit dem Daumen klappte er den Deckel hoch. Zum Vorschein kam ein herrlich geschliffener Diamant.
Anna stockte der Atem. Zum Teil vor Staunen über die Schönheit des Rings. Aber auch aus Angst vor dem, was er bedeuten sollte. Ein Versprechen, ein Schwur, eine Verpflichtung. Sie wollte es, sie sehnte sich danach, sie hatte panische Angst davor.
»Ich kann nicht.«
»Natürlich kannst du.« Als er den Ring aus dem Kästchen nehmen wollte, legte sie beide Hände über seine.
»Nein, ich kann nicht. Ich bin noch nicht bereit dazu, Daniel. Ich habe versucht, es dir zu erklären.«
»Und ich habe versucht, dich zu verstehen, Anna.« Aber seine Geduld schwand rapide. Jeden Tag, den er mit ihr verbrachte, war er gezwungen, nur die Hälfte von dem zu akzeptieren, was er wirklich wollte. »Du willst keine Ehe, zumindest jetzt noch nicht. Aber ein Ring ist keine Heirat, nur ein Versprechen.«
»Ein Versprechen, das ich dir nicht geben kann.« Dabei wollte sie es, mit jedem Tag mehr. »Wenn ich den Ring nehme, gebe ich dir ein Versprechen, das vielleicht gebrochen wird. Das kann ich nicht. Du bist mir zu wichtig.«
»Was du sagst, ergibt keinen Sinn.« Er hatte damit gerechnet, abgewiesen zu werden. Schon als er den Ring gekauft hatte, hatte er gewusst, dass sie ihn nicht annehmen würde. Aber die Tatsache, dass er richtig vermutet hatte, schmälerte den Schmerz nicht. »Ich bin dir wichtig, aber du nimmst meinen Ring nicht?«
»Oh Daniel, ich kenne dich.« Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. »Wenn ich diesen Ring nehme, wirst du mich spätestens in einem Monat bedrängen, einen Ehering zu akzeptieren.« Sie seufzte traurig, denn was sie tun musste, fiel ihr unendlich schwer. »Manchmal denke ich, du denkst über uns beide wie über eine Firmenfusion.«
»Vielleicht.« Ärger flackerte in seinen Augen auf, aber er beherrschte sich. Bei Anna konnte er das. »Vielleicht ist das der einzige Weg, den ich kenne.«
»Ja, schon möglich«, stimmte sie leise zu. »Und das versuche ich zu verstehen.«
»Und du siehst es wie ein Rechtsverfahren.« Er sagte es tonlos und absolut nüchtern. Als sie erstaunt aufblickte, fuhr er in demselben Ton fort: »Nur ist mir nicht ganz klar, wer von uns vor Gericht steht, du oder ich.«
»Das stimmt nicht. Bei dir hört sich das so kalt und kalkuliert an.«
»Nicht kalkulierter als eine
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