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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Licht«, knurrte er.
    Na toll. Also musste sie im Dunkeln packen, mit zitternden Händen und diesem hochnervösen, hünenhaften Mann im Nacken. Edie huschte durch die Wohnung, nahm Dinge von ihrem Zeichentisch, die sie nur ertastete, und stopfte sie in ihre Zeichentasche.
    »Hey. Sind wir nicht gekommen, um Klamotten zu holen?«
    »Ich brauche meine Skizzenbücher! Außerdem Bleistifte und Füller und Zeichenkohle, mein Bleistiftmesser und –«
    »Pack das Zeug einfach ein«, unterbrach er sie resigniert. »Vertrödle keine Zeit mit Erklärungen.«
    Edie warf die Tasche vor seine Füße, dann tauchte sie im Kleiderschrank ab und stieß wenig damenhafte Kraftausdrücke aus, bis sie ihren Koffer fand. Anschließend stolperte sie in ihr Schlafzimmer, wobei sie sich so heftig die Schienbeine anschlug, dass sie vor Schmerz jaulte.
    »Zwei Minuten sind vorbei«, informierte er sie.
    »Ich beeile mich so sehr, wie ich das im Dunkeln kann!« Edie riss Schubladen auf und grapschte wahllos Zeug heraus. Unterwäsche, T-Shirts, etwas, von dem sie hoffte, dass es ein Sweatshirt war. Aus der nächsten Schublade Jeans. Sie trat sich die lächerlichen Schuhe von ihren malträtierten Füßen und schlüpfte mit einem Seufzer der Erleichterung in ihre roten knöchelhohen Turnschuhe. Auch wenn sie zu dem Kleid sehr speziell aussehen würden.
    »Schnapp dir einen Mantel und dann los«, ermahnte Kev sie brüsk.
    »Aber meine Kosmetikartikel und mein –«
    »Wir kaufen dir neue.« Er nahm den Koffer.
    Edie tapste hastig zur Tür, legte die Hand um den Knauf und versperrte Kev den Weg. »Ich muss eine Nachricht für Jamal hinterlassen.«
    Er hielt irritiert inne. »Du kannst kein Licht anmachen.«
    »Aber ich kann nicht einfach sang- und klanglos verschwinden«, sagte sie flehentlich. »Bitte, Kev. Er ist erst acht. Er braucht mich. Und er ist mein Freund.«
    Kev schwieg. »Edie, es tut mir leid«, sagte er dann sanft. »Aber ich habe ein mulmiges Gefühl. Andere werden deine Nachricht an ihn lesen. Ich denke nicht, dass du Aufmerksamkeit auf Jamal lenken solltest. Er hat schon genug Probleme.«
    Damit hatte er das eine Argument gefunden, das ihr den Wind aus den Segeln nahm, trotzdem widerstrebte es ihr noch immer. »Aber –«
    »Du wirst es später bei ihm gutmachen.« Kev hängte ihr die Zeichentasche um die Schulter, schnappte sich wieder ihren Koffer, zog die Tür zu und sperrte sie ab.
    Vollkommen geräuschlos ging er voraus, und das trotz der Holzdielen, die sonst immer knarzten. Er zog Edie hinaus auf den wackeligen Treppenabsatz, unter dem sich im Zickzackkurs die Stufen an der Seite des Gebäudes nach unten schlängelten.
    Schwarze Gestalten fielen still von oben herab, ein dichter Regen des Todes.
    Wums, wums … wums
. Eine landete auf Edie und schmetterte sie zu Boden. Ihr wurde die Luft aus den Lungen gepresst, bevor sie die Chance hatte zu schreien.

18
    Kev blockte den Totschläger ab, packte ihn und verdrehte dem Angreifer den Arm, um ihn dann mit dem Kopf voran die Treppe hinunterzustürzen. Noch ehe er eine Pistole oder ein Messer ziehen konnte, attackierte ihn schon der zweite Mistkerl. Mit einem Schlagstock holte er nach ihm aus. Kev wehrte ihn ab und sprang mit einem Satz zur Seite, um einem brutalen, auf seinen Schritt gerichteten Kick zu entgehen, aber er fand nicht genügend Halt auf der Treppe, sodass er eine Nanosekunde aus der Balance geriet, was der andere dazu nutzte, ihm beide Beine unter dem Körper wegzureißen. Kev rammte dem Kerl den Ellbogen ins Gesicht, hörte Zähne abbrechen, roch Knoblauchatem, dann polterten sie ineinander verkeilt wie ein vielgliedriger Oktopus die Stufen hinunter. Champagnerfarbener Chiffon huschte an Kevs Augenwinkel vorbei.
    Edie versuchte zu schreien, brachte aber nur ein panisches Krächzen zustande.
    Er hatte Mühe, sein Entsetzen zu kontrollieren, während er es mit der pythonartigen Muskelkraft von Mr Knoblauchatem aufnahm. Kev hatte noch nie in einer solchen seelischen Verfassung gekämpft. Seine Konzentration war vermindert durch Angst und Emotionalität. Sonst war er stets kühl und distanziert, die perfekte Kampfmaschine. Frei von Furcht, Schuldbewusstsein, Zorn.
    Aber nicht in diesem Fall. Er hatte Edie wegen eines verfluchten
Koffers
in Gefahr gebracht.
    Heiße Wut kochte in ihm hoch, was ihm dabei half, Mr Knoblauchatem auf den Rücken zu ringen, um seine Wangenknochen und seine Nase mit den Fäusten zu bearbeiten. Instinktiv riss er blitzschnell den Kopf zur Seite

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