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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Baumeister
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dem Kinofilm
Und täglich grüßt das Murmeltier
, der morgens den »I Got You Babe« dudelnden Radiowecker abschaltet und den ganzen Tag von der Melodie verfolgt wird. Deshalb sind »Ohrwürmer« oft schreckliche Lieder, denn genau die sind es, die wir vorzeitig abstellen.
    Aber warum sollte sich unser Gehirn mit »I Got You Babe« herumärgern? Psychologen meinen, diese Ohrwürmer seien ein unglückliches Abfallprodukt einer im Grunde sehr nützlichen Funktion, nämlich der vollständigen Erledigung von Aufgaben. Im Laufe der Jahrzehntewurden verschiedenste Theorien aufgestellt, um die Funktionsweise des Zeigarnik-Effekts zu erklären. Eine These behauptete beispielsweise, das Unbewusste beobachte unsere Ziele und stelle sicher, dass wir sie umsetzen; diese störenden Gedanken seien also im Grunde ein positives Signal, denn sie zeigten, dass Ihr Unbewusstes am Ball bleibe, bis die Aufgabe erledigt ist. Eine zweite These meinte, das Unbewusste suche die Hilfe des Bewusstseins: Wie ein kleines Kind, das einen Erwachsenen am Ärmel zupft, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, fordere das Unbewusste das Bewusstsein auf, seine Aufgabe zu erledigen.
    Baumeisters Assistent E. J. Masicampo fand jedoch eine bessere Erklärung des Zeigarnik-Effekts. In einem Experiment forderte er Studenten auf, an die wichtigste Prüfung des Semesters zu denken (die Kontrollgruppe sollte an die wichtigste Party denken). Die Hälfte von ihnen sollte dann einen konkreten Lernplan aufstellen.
    Danach bekamen die Teilnehmer eine Aufgabe, die den Zeigarnik-Effekt maß. Sie erhielten unvollständige Wörter und sollten diese ergänzen. Diese Wörter waren geschickt so gewählt, dass sie an Wörter erinnerten, die mit Lernen zu tun haben, obwohl es auch andere Lösungen gab. Wenn beispielsweise ein Pr... vorgegeben wurde, dann war eine mögliche Lösung »Prüfung«, aber genauso ließen sich auch Wörter wie »Prozent« oder »Prämie« bilden. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Teilnehmer, in deren Kopf die unerledigte Aufgabe herumspukte, verstärkt Lösungen wählen würden, die direkt oder indirekt mit Prüfungen zu tun hatten. Und so war es auch: Den Teilnehmern ohne Lernplan spukte der Gedanke an die Prüfung im Kopf herum. Teilnehmer, die einen Lernplan erstellt hatten, waren zwar auch an die Prüfung erinnert worden, aber nachdem sie einen Plan gemacht hatten, war das Thema offenbar erledigt.
    In einem anderen Experiment wurden die Teilnehmer aufgefordert, über wichtige Projekte nachzudenken. Einige sollten Aufgaben aufschreiben, die sie kürzlich erledigt hatten, andere solche, die noch anstanden und demnächst erledigt werden sollten; eine Kontrollgruppesollte gar nichts aufschreiben. Danach sollten die Teilnehmer die ersten zehn Seiten eines Romans lesen. Während der Lektüre wurde regelmäßig überprüft, ob ihre Gedanken abschweiften oder ob sie sich auf den Text konzentrierten. Im Anschluss wurden sie gefragt, wie gut sie sich konzentrieren konnten und ob ihre Gedanken abgeschweift waren. Außerdem hatten sie einige Fragen zum Text zu beantworten.
    Wieder machte der Plan den Unterschied. Diejenigen Teilnehmer, die unerledigte Aufgaben notiert hatten, standen vor größeren Schwierigkeiten, sich auf den Roman zu konzentrieren – es sei denn, sie hatten einen Plan aufgestellt. Obwohl sie die Aufgabe nicht erledigt und nicht einmal begonnen hatten, half ihnen der Plan, den Kopf frei zu bekommen und den Zeigarnik-Effekt aufzuheben. Verfügten die Teilnehmer über keinen Plan, wurden sie von lästigen Sorgen verfolgt. Ihre Gedanken schweiften vom Roman zu den nicht erledigten Aufgaben und sie schnitten bei den Verständnisfragen schlechter ab.
    Der Zeigarnik-Effekt ist also keine mahnende Stimme, die erst zum Schweigen gebracht wird, wenn die Aufgabe erledigt ist. Die nagenden Gedanken sind kein Zeichen, dass das Unbewusste an der Erledigung der Aufgabe arbeitet oder das Bewusstsein traktiert, sie zu erledigen. Das Unbewusste fordert das Bewusstsein vielmehr auf, einen Plan zu erstellen. Das kann das Unbewusste offenbar nicht allein, deshalb quengelt es, bis das Bewusstsein Ort, Zeit und andere Einzelheiten in einem Plan festlegt. Ist der Plan gefasst, hört das Unbewusste auf, das Bewusstsein mit seinen Ermahnungen zu nerven.
    Genauso geht Allens System mit dem Affen-Geist um. Wenn Ihre To-do-Liste 150 Punkte enthält, wie bei vielen von Allens Klienten, dann könnte der Zeigarnik-Effekt dazu führen, dass Sie von einer

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