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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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gesehen hatte. Darauf hatte sie ausgesehen wie eine Gangsterbraut aus den Jahren um 1920. Selbst in aller Herrgottsfrühe trug sie schon den für sie typisch roten Lippenstift. Da konnte ich mir die eine Frage nicht verkneifen: »Warst du ein Flapper?«
    Ein geheimnisvolles Lächeln, das nichts verriet, umspielte ihren Mund. »Der Charleston ist mir nicht unbekannt.« Sie zog sich die Schuhe wieder an und meinte mit einem verschmitzten Seitenblick: »Heißt das, wir tauschen uns mal ein bisschen aus? Mir brennt nämlich schon seit geraumer Zeit die Frage auf der Zunge, wann du beschlossen hast, einen auf Bono zu machen und grundsätzlich mit Sonnenbrille rumzulaufen. Hübsch ist sie ja, aber trotzdem …«
    Ich schnaubte und rieb mir den Brustkorb, als mich eine neue Schmerzwelle erfasste. Jeden Tag kehrten meine Fähigkeiten ein wenig mehr zurück, trotzdem hatte ich mich noch nicht heilen können. Ich war auch heute Morgen anden Strand gegangen, um es zu versuchen. Lotties Blick fiel auf meine Hand, und ich ließ sie fallen. Zum Glück klingelte in diesem Moment mein Handy und rettete mich davor, antworten zu müssen.
    »Hallo?«, meldete ich mich.
    »Remy, ich bin’s, Erin. Wir müssen uns treffen.«

    Am Telefon wollte Erin mit der Sprache nicht herausrücken. Sie bestand auf einem Treffen, und ich schlug die Muir Woods vor. Dieses Schutzgebiet bestand aus sechs Meilen verschlungener Wanderwege mit etlichen Zugängen, einem zu großen Areal also, als dass unser Feind es hätte abdecken können, falls sich das Ganze als Falle erwies. Außerdem wimmelte es dort von Touristen und Einheimischen, und ein Angriff im Freien wäre zu auffällig.
    Ich fuhr mit dem Pick-up hin, während Asher und Lucy im Mercedes folgten. Als wir die rot-orangefarbene Golden Gate Bridge überquerten, erinnerte ich mich daran, wie mein Großvater mir einmal versprochen hatte, mit mir in die Muir Woods zu fahren. Stattdessen hatte er mich zu Melindas Haus gebracht und mich überredet, sie zu heilen. Danach hatte ich ihm nichts mehr geglaubt. Nun kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob er hinter Erins Anruf steckte.
    Die windige Fahrt durch die Hügel zu den Muir Woods endete auf einem vollen Parkplatz. In der Nähe des Eingangs fand ich eine Lücke und stellte den uralten Motor des Pickups ab. Ich hüpfte raus, steckte die Schlüssel in die Jackentasche und tastete nach dem Messer, das ich dort versteckt hatte. Ich hatte mich warm in Jeans, Wanderschuhe, Schal, einen dicken marineblauen Sweater und eine hüftlange schwarzeJacke gekleidet. Der Mercedes näherte sich, fuhr aber an mir vorbei. Sobald auch Asher und Lucy einen Parkplatz gefunden hatten, würden sie mir mit Abstand folgen, wobei sie sich wie ein Paar bei einem Date benehmen wollten, während Lottie die Hügel auskundschaften würde. Als die drei an mir vorbeifuhren, trafen sich Lucys und mein Blick für einen kurzen Moment. Eine Sekunde lang blitzte in ihren Augen Sorge auf, dann war sie auch schon wieder verschwunden.
    Nachdem Lottie und ich vom Strand zurückgekehrt waren und Asher und Lucy von dem anstehenden Treffen erzählt hatten, hatten wir nicht viel Zeit für Diskussionen gehabt. Es blieben uns nur ein paar Stunden, um unsere Sachen zu packen und auf die andere Seite der Bucht zu fahren. Asher hatte so ausgesehen, als wollte er das Treffen am liebsten abblasen, aber ich hatte ihn niedergestarrt. Er konnte mitkommen oder zurückbleiben, ich aber fuhr auf jeden Fall hin, solange die Möglichkeit bestand, etwas über meinen Vater zu erfahren. Lucy pflichtete mir bei. Und nachdem Lottie sich neutral verhielt, stand es zwei zu eins, auch wenn mein Bündnis mit Lucy höchst wacklig war.
    Ich ging federnden Schrittes auf den Eingang zu. Eigentlich hätte ich gar nicht so froh darüber sein dürfen, mich in Gefahr zu begeben, trotzdem war ich es. Alles – eine mögliche Falle eingeschlossen – war besser, als sich mit den anderen in einem Haus in die Enge getrieben zu fühlen. Andere Mädchen konnten verlotterte Jogginghosen und löchrige T-Shirts tragen, Ben & Jerry’s essen, sich beschissene Abschiedsmusik anhören und sich bei ihren Freundinnen ausheulen, wenn ihre Freunde ihnen auf dem Herzen herumtrampelten. Ich dagegen musste mit meinem Freund weiterleben, beobachten, wie er meine Schwester tröstete und sie zum Lächeln brachte. Es half überhaupt nicht, dass ich ihn selbst darum gebeten hatte.
    Nachdem ich mir ein Ticket und eine Landkarte gekauft hatte, betrat

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