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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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uns beiden eine Chance geben wollte. Das Leben war kurz, ich wollte nicht mehr warten.
    Völlig fertig duschte ich und machte mich wie in Trance bettfertig. Ich dachte, dass ich vielleicht nicht einschlafen könnte, aber ich war total erschöpft. Kurz bevor ich wegdämmerte, hatte ich das Gefühl, dass der abgedunkelte Raum merkwürdig wirkte, aber ich war zu müde, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Ich wachte davon auf, dass meine Zimmertür auf- und wieder zugemacht wurde. Jemand schlich sich auf bloßen Füßen auf Zehenspitzen an mein Bett. Dann hörte ich vertraute Atemzüge und wusste, es war Lucy. In dieser Nacht erhellte kein Mondlicht ihr den Weg, und sie fluchte leise vor sich hin, als sie mit ihren Zehen an den Nachttisch stieß. Ich beobachtete ihr Näherkommen, sah ganz klar ihre Gesichtszüge, während sie sich blind zu mir vorarbeitete. Und ich erinnerte mich, was mich beim Einschlafen beschäftigt hatte.
    Ich kann im Dunkeln sehen.
    Abrupt setzte ich mich hin, worauf meine Schwester, die sich gerade neben mein Bett kniete, vor Schreck losschrie.
    »Scht!«, flüsterte ich. »Ich bin’s nur.«
    »Du hast mir einen Schrecken eingejagt!«
    »Hab ich mitgekriegt«, erwiderte ich. »Bin jetzt noch halb taub. Du schreist wie ein Mädchen, Lucy.«
    Sie stupste mich ans Bein. »Klappe!« Sie versuchte nicht, ihre Nervosität zu verbergen, andererseits war ihr auch nichtklar, dass ich sie sehen konnte. »Kann ich mit dir reden?«, fragte sie.
    Testhalber nickte ich. Vielleicht war es im Zimmer heller, als ich dachte. »Natürlich«, sagte ich dann laut, und auf ihrem Gesicht machte sich Erleichterung breit. Sie konnte mich nicht sehen, aber ich sah sie. Wahrscheinlich war das die Folge meiner Attacke auf Seamus. War ich nicht auch viel schneller als gewöhnlich gewesen, als ich in die Eingangshalle der O’Malleys gestürmt war? Da ich meine Geschwindigkeit unterschätzt hatte, wäre ich ja um ein Haar irgendwo dagegengedonnert. Entwickelte ich mich immer mehr zur Beschützerin? Ich hatte schon eine ganze Weile niemanden mehr geheilt. Was würde passieren, wenn ich meine Fähigkeiten verlor? War das überhaupt möglich?
    »Es tut mir leid«, sagte Lucy und riss mich damit aus meinen Gedanken.
    »Was?«, fragte ich verwirrt.
    Sie begann zu weinen. »Als sie dich heute gekidnappt haben, da dachte ich, dass ich dich vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Ich hatte solche Angst um dich und gleichzeitig war ich so bescheuert gewesen, dir für alles die Schuld zu geben! Hasst du mich?«
    Als ob ich das könnte. Ich hatte es so vermisst, mit ihr zu reden.
    »Oh Lucy.« Ich drückte sie an mich. »Ich liebe dich, Sis. Ich könnte dich nie hassen!« Sie schluchzte lauter, und ich fügte hinzu: »Enttäuscht sein von dir, das ja. Dich an den Haaren ziehen wollen, auf jeden Fall! Aber hassen, nie!«
    Sie schluckte. »Das solltest du aber. Ich war so fies zu dir! Was ich gesagt habe, als Mom gestorben ist … Du wärst auch fast gestorben, und ich war so grausam. Ich hab’s nicht so gemeint. Nichts davon.«
    Sie zitterte am ganzen Körper, und ich drückte sie nochfester. »Du hast gelitten. Das haben wir beide. Es tut mir so leid, dass du in diese Sache mit reingezogen worden bist. Eigentlich wollte ich dich doch immer nur vor allem bewahren.«
    »Das spielt keine Rolle. Wie Seamus schon gesagt hat, sie hätten uns sowieso gefunden.«
    Das hätten sie. Es war lediglich eine Frage der Zeit gewesen. Ich hätte mich fernhalten können, sie wären trotzdem gekommen. Nach einiger Zeit beruhigte sich Lucy in meinen Armen, und ich griff nach meiner Tasche, die auf dem Nachttisch lag, um ihr ein Taschentuch zu geben. Schniefend putzte sie sich die Nase, und das kleine Geräusch machte mir bewusst, wie verletzlich sie war.
    »Möchtest du bei mir schlafen?«, fragte ich.
    »Darf ich denn?«
    Als Antwort rutschte ich ein Stück zur Seite und hob die Bettdecke für sie. Es erinnerte mich an die vielen Male, da sie zu Hause nach einem Albtraum in mein Zimmer geschlichen gekommen war. Sie kuschelte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Die Liebe für meine Schwester raubte mir den Atem. Ich hatte sie so vermisst. Einige Zeit lagen wir einfach nur da, jede in die eigenen Gedanken vertieft.
    »Fragst du dich eigentlich nie, wieso ich über keine deiner Fähigkeiten verfüge?«, fragte Lucy unvermittelt. »Ich meine, ich bin eine O’Malley und Dad ist ein Beschützer und du bist du. Wieso wurde ich

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