Die Macht der ewigen Liebe
ich begriff, dass diese Frau dasselbe gewesen war wie ich: ein Phönix!
»Wer war sie?«
»Meine Frau.«
In seinem Ton schwang eine Endgültigkeit mit, die weitere Fragen verbot. Er ließ die Hand fallen, drehte sich zu mir und lehnte sich mit der Schulter an die Wand. Der zärtliche Gesichtsausdruck war verschwunden. »Sag mir, wie ich dein Vertrauen gewinnen kann.«
Fieberhaft überlegte ich, wie ich mir diesen Mann zunutze machen konnte. Andere hatten mich schon seit Ewigkeiten ausgenutzt, da konnte ich den Spieß doch mal umdrehen? »Finde meinen Vater. Du hilfst mir dabei, ihn zurückzubekommen, danach reden wir.«
Seamus schüttelte den Kopf. »Hättest du mich nicht um etwas Einfaches bitten können? Zum Beispiel darum, die Kronjuwelen zu stehlen?« Als ich den Mund öffnete, um ihn anzumeckern, winkte er ab. »Nein, so machen wir’s. Na komm. Sean und die Jungs bringen dich zu deinen Freunden zurück.«
Ich folgte ihm zur Tür. »Ich glaube, dass schaffen Sean und ich auch allein.«
Er kapierte sofort, was ich meinte. Mit einem HaufenBeschützer, die sich gegen mich wenden konnten, ging ich nirgendwohin. »Du traust auch wirklich gar niemandem über den Weg, oder?«
Ich schwieg. Sollte er doch glauben, was er wollte. Wir gingen nach unten, wo er Sean anwies, mich zu den Blackwells zurückzufahren. Er nahm einem seiner Männer dessen Handy ab und reichte es mir. »Wir rufen an, wenn wir ihn finden.« Gerade als ich zur Tür hinauswollte, rief er mir noch etwas zu. »Nach deinem Vater hätten wir übrigens auch so gesucht, weißt du? Er ist ein O’Malley, und um unsere Verwandtschaft kümmern wir uns.«
»Beweise es«, erwiderte ich mit einem herausfordernden Blick, dann schloss sich die Tür hinter mir.
Sean war nicht sonderlich zum Plaudern aufgelegt, und das war mir ganz recht. Bei unserer Abfahrt hatte der Hüne die hintere Wagentür für mich geöffnet, und ich hatte mich gefragt, ob er das in seiner Eigenschaft als Chauffeur tat oder weil er den größtmöglichen Abstand zwischen uns herstellen wollte. Darüber, dass Seamus mich hatte gehen lassen, verspürte ich noch keine Erleichterung, denn solange ich nicht wieder bei meinen Freunden war, konnte ich mich nicht entspannen. Stattdessen schwirrte mir der Kopf von all den Neuigkeiten, die ich erfahren hatte.
Ich war kein Mischling, wie es in Alcais’ Buch geheißen hatte, ein Ausdruck, der mich zu einem Tier mit einem minderwertigen Stammbaum reduzierte. Ich war ein Phönix. Ein Geschöpf, das aus seiner eigenen Asche emporstieg. Was für ein absolut treffender Name! Mein Leben hatte hauptsächlich aus Asche bestanden, und ich hatte mich so sehr bemüht, mich daraus zu erheben und mehr zu sein, als man von mir erwartete. Der Phönix war auch ein feuriges Wesen, und ich fragte mich, ob der Name nicht zum Teil wegen der roten Funken gewählt wordenwar, die Hand in Hand mit unserer einzigartigen Fähigkeit einhergingen, anderen Schmerzen zuzufügen.
Zwei Stunden zuvor hatte ich gedacht, mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Hatte gedacht, ich wäre in der Hand der Beschützer, ohne eine Möglichkeit zu fliehen. Aber ich hatte nicht aufgegeben. Ich hatte mich vor niemandem geduckt oder darauf gewartet, gerettet zu werden, oder geglaubt, ich würde verdienen, was mir zugestoßen war. Ich hatte mich im letzten Jahr verändert. Wenn es etwas gab, für das es sich zu kämpfen lohnte – ich musste an die Menschen um mich herum denken –, dann verkroch man sich in keinem Loch.
Sean hielt den Wagen an, und ich begriff, dass wir beim Haus der Blackwells angekommen waren. »Sind Sie sicher, dass wir nicht verfolgt wurden?«, fragte ich.
Er machte ein beleidigtes Gesicht und grunzte, als wäre das eine Antwort.
»Es war super, Sie kennenzulernen, Sean«, übertrieb ich. »Also dann: bye, bye.«
Ich wollte die Tür öffnen, doch sie ging nicht auf. Bemüht, die Angst nicht zu zeigen, die meine Handflächen feucht werden ließ, begegnete ich Seans Blick im Rückspiegel.
»Wir werden in der Nähe sein«, sagte er schroff. »Mach keine Dummheiten, Mädel.«
Die Schlösser schnappten auf, und ich öffnete die Tür in dem Bewusstsein, dass mir soeben ein Wachmann seine Version eines Versprechens gegeben hatte. Unter anderen Umständen hätte ich darauf vielleicht mit einer sarkastischen Bemerkung reagiert, stattdessen durchflutete mich nur schwindelerregende Erleichterung. So weit hatte Seamus also Wort gehalten. Ich war zu Hause.
Ich
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