Die Macht der Macht
Existenz mehrerer parallel zuständiger Einheiten – all das verhindert oder verlangsamt Entscheidungen. In großen Organisationen finden sich diese bürokratischen Auswüchse naturgemäß häufiger als in kleineren. Wenn die Komplexität zu groß oder das Tempo der Entscheidungen zu gering wird, rufen Unternehmen Unternehmensberater, die dann mit unterschiedlichen Werkzeugen eine Re-Organisation der Prozesse vornehmen.
Macht in bürokratischen Organisationen und Prozessen erreichen Sie immer dann, wenn es Ihnen gelingt, Schlüsselrollen einzunehmen. Finden Sie heraus, an welchen Stellen die für den Erfolg wesentlichen Entscheidungen unterstützt oder behindert werden können. Wenn Sie Macht ausüben wollen, sollte Ihr Ziel eine solche Flaschenhalsposition sein. Die Macht selber kann in der Genehmigung oder Verhinderung beantragter Entscheidungen liegen oder auch in der Kontrolle und Freigabe oder Verweigerung benötigter Ressourcen.
Politische Prozesse in Organisationen bringen häufig Fraktionen hervor, die unterschiedlicher Meinung über die zu erreichenden Ziele oder über den Weg zum Ziel sind. Diese Gruppen unterscheiden sich in der Bewertung verschiedener Alternativen, sie haben unterschiedliche Interessen und Werte. Diese Meinungsverschiedenheiten und daraus entstehende Konflikte gehören zum täglichen Geschäft. Darum braucht es Macht und Einfluss, um Entscheidungen herbeizuführen.
Neben der Ihnen mit Ihrem Amt verliehenen formalen Autorität und den dazugehörigen Befugnissen entsteht Macht aus der Verfügungsgewalt über Ressourcen. Diewichtigsten Ressourcen in einem Unternehmen sind in der Regel Menschen und Geld, je nach Firma auch bestimmte nur eingeschränkt zugängliche Geräte oder Materialien. Eine solche Ressource kann auch aus Information bestehen, die Sie anderen rechtzeitig und vollständig oder eben nur dosiert zur Verfügung stellen. Personen, die Schlüsselpositionen innehaben, zum Beispiel durch die Kontrolle einer zentral wichtigen Technologie, können durch die Beschleunigung oder Verzögerung von Prozessen Macht ausüben. Wenn Sie Entscheidungsprozesse steuern können, können Sie zu einem Teil auch die Entscheidung selber beeinflussen. Das gelingt umso stärker, je mehr die Entscheidung Ermessenssache ist.
BÜROKRATISCHE MACHTAUSÜBUNG
Verzögerung – Entscheidungen können länger dauern als geplant
Komplikationen – Entscheidungen können mehr Abteilungen oder Personen betreffen als gedacht
Regelungen – zusätzliche Regelungen, an die bisher niemand gedacht hatte, sind zu beachten
Widerstand – ein Vorhaben wird nur scheinbar akzeptiert. Unter der Oberfläche wird weiter gemauert wie bisher
Budgetkontrolle – damit werden die zugewiesenen Mittel kontrolliert
Zuständigkeit – nach Prüfung stellt sich heraus, dass jemand anders zuständig ist
Expertise – hier sind noch andere zu fragen
Informationen – wichtige Informationen fehlen noch oder werden absichtlich zurückgehalten
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MACHT UND MENGE
Von Teams bis Vroniplag
Die Macht der Vielen
Am 20. Januar 2008 geschah es auf dem Odeonsplatz in München. Etwa 700 Menschen versammelten sich und gingen gemeinsam in die Filiale von McDonald’s am Stachus. Dort bestellten sie beinahe 4500 Hamburger und Cheeseburger. Ähnliches passierte auch an anderen Orten: Am 4. April 2009 trafen sich mehrere tausend Jugendliche um 16:00 Uhr zu einer Kissenschlacht vor dem Kölner Dom. Massenhysterie? Ein bisher unentdeckter Virus? Weit gefehlt. Ein Flashmob.
Das Oxford Dictionary liefert uns die Definition für einen »Flashmob«: »a public gathering of complete strangers, organized via the Internet or mobile phone, who perform a pointless act and then disperse again.« Die »Zeit« beschreibt das Phänomen so: »Wildfremde Menschen verabreden sich per Internet und proben den öffentlichen Unsinn. Die Flash Mobs verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind.« Sie organisieren sich über SMS oder über Mail und praktizieren gemeinsam etwas, das schnell geht und meist lustig ist: Tanzen, Singen, Theatralik. Nach einigen Minuten ist das Geschehen meist auch schon wieder vorbei, und die Menge zerstreut sich.
Moderne Medien eröffnen Möglichkeiten zu neuartiger und schneller Kommunikation. Im Zeitalter des Web 2.0 hat das Internet eine andere Dimension erreicht: Statt nur nach Informationen zu suchen, sind die Nutzer inzwischen Gestalter geworden. Instrumente wie Wikis (inhaltlich frei vom Nutzer gestaltete Seiten), Weblogs (eine
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