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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist zudem ein Unterschied, ob man eine normale Steinplastik auf einen Tisch legt oder einen Menschen, der versteinert ist und auch noch seine Kleidung trägt.
    Sie hockte nicht auf einem der leeren Stahltische, sondern auf einem, dessen Platte aus Kunststoff bestand. Morgan schickte seine beiden Mitarbeiter weg und verdonnerte sie zum Schweigen. Sie nickten. Damit war die Sache für den Professor erledigt.
    Jane und ich umstanden die Versteinerte. Wir warteten auf Morgan, der sein Haar zurückstrich und sich danach dünne Handschuhe überstreifte. Auch uns gab er welche. An die Regeln mußten wir uns schon halten.
    »Ich würde vorschlagen«, sagte der Pathologe, »daß wir die Frau zunächst einmal ausziehen. Dann kann ich ihren Körper besser studieren. Es ist ja auch für mich interessant.«
    Jane und ich waren damit einverstanden. Sie trug ein dunkles Kleid aus dünnem Stoff, dunkle Schuhe mit flachen Absätzen, aber keine Strümpfe. Sie hatte auch keine Handtasche mitgenommen. Sie schien ihr Haus oder ihre Wohnung in großer Eile verlassen zu haben.
    Wir legten alles zur Seite. Auch die Unterwäsche, und schließlich hockte die Person nackt vor uns.
    Das Licht war stark genug, um alles an ihr sehen zu können. Erst jetzt beschäftigten wir uns mit ihrem Gesicht. Mit dem weit aufgerissenen Mund, in dem eine versteinerte Zunge lag. Mit den Augen, die weit offen standen. Die Haut hatte sich trotz der Versteinerung nicht verändert. Nach wie vor sah sie relativ blaß aus. Nur das Gesicht zeigte einen dunkleren Ton, da es des öfteren der Sonnenstrahlung ausgesetzt worden war.
    Aber es gab trotzdem eine Veränderung, und die schien mir nicht unwichtig zu sein. Professor Morgan hatte sie ebenfalls wahrgenommen, ich las es in seinem Gesicht ab. Auch Jane Collins schaute etwas skeptisch, und mir waren die dunklen Adern dicht unter der Haut ebenfalls nicht entgangen. In ihrer Dicke erinnerten sie mich schon an Stränge. Sie hatten sich so weit nach oben gedrückt, daß sie zu fühlen waren, wenn wir mit den Fingern über den Körper hinwegstrichen.
    »Verstehst du das?« fragte Jane leise.
    »Noch nicht.«
    Der Professor hatte uns gehört und schaute hoch. »Es sind Adern, Stränge, sie transportieren das Blut, und es muß bei der Versteinerung einen starken Stau gegeben haben, daß sie so kräftig hervortreten konnten.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Sie glauben mir nicht?«
    »Bitte, nehmen Sie es nicht persönlich, doch in diesem Fall weiß ich beim besten Willen nicht, was ich glauben soll oder nicht. Hier läuft alles ziemlich verkehrt.«
    »Sind Sie das nicht gewohnt?«
    Ich ließ meine Blicke über die Figur streifen. »Was heißt gewohnt? Das will ich nicht so sagen. Diese Medusen-Magie ist mir nicht neu, ich habe sie schon sehr früh in meiner beruflichen Laufbahn erlebt. Allerdings nicht so.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die Adern.«
    »Na und?«
    Die Frage hatte etwas patzig geklungen, weil der Professor wohl glaubte, daß ich ihm nicht traute. »Schauen Sie sich die Stränge genauer ein. Sie sind dicker.«
    »Der Blutstau, Mr. Sinclair.«
    »Ja, das sagten Sie bereits. Aber ich habe den Eindruck, daß sie im Nichts anfangen und auch wieder enden. Wir sehen sie, und mir kommen sie wie abgeschnitten vor. Sie können anderer Meinung sein, denn es treten auch nur bestimmte Adern hervor und nicht alle.« Ich wies mit der Spitze meines Zeigefingers auf jede Ader, die ich meinte, und begann dabei am Halsende. »Hier – hier, auch hier...« Mein Finger wanderte immer weiter nach unten. »Dort liegen die Stränge unter der Haut, und sie sind dicker als ein normaler Finger.«
    Morgan nickte. »Da gebe ich Ihnen recht. Nur was folgern Sie daraus, Mr. Sinclair?«
    »Ich glaube nicht, daß wir die Person so einfach zerhacken sollten.«
    »Ach.« Er wunderte sich. »Was schlagen Sie denn vor?«
    »Vorsichtig mit einer Steinsäge ansägen.«
    »Sehr schön und weiter?«
    »Vielleicht kann man die Adern eliminieren? Herausschneiden und sie untersuchen.«
    »Sie sind ein Phantast«, spöttelte der Professor. »Was, glauben Sie, finden wir heraus? Gestocktes Blut?«
    »Kann sein.«
    »Warum sind Sie plötzlich so eigensinnig?«
    »Das hat mit Eigensinn nichts zu tun, Mr. Morgan. Miss Collins und ich haben die Person nicht nur als versteinerte Person gekannt, sondern auch noch in ihrem Normalzustand. Sie hat uns dabei nur immer einen Satz gesagt. Ihn wiederholte sie oft. Schlangen und Blut , hat sie stets geflüstert.

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