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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehr dunkles, aber lichtes Haar, trug einen Oberlippenbart und rauchte für sein Leben gern Pfeife. Auch jetzt hing ein leicht gekrümmtes Ding aus seinem Mund. Die randlose Brille saß wie angeleimt vor seinen Augen, und der Mund verzog sich an den Winkeln zu einem kargen Lächeln.
    »Zuerst die Lady«, sagte er und reichte Jane die Hand.
    Ich stellte die Detektivin vor und sagte ihr auch den Namen des Professors. Er hieß Morgan, war ein anerkannter Spezialist auf seinem Gebiet und akzeptierte auch mich.
    »Dann schauen wir uns doch mal das Mitbringsel an!« sagte er, als ich die hintere Wagentür geöffnet hatte.
    »Bitte.«
    Der Professor tauchte mit dem Kopf zuerst in den Fond. Im Licht der Innenbeleuchtung staunte er über das, was wir ihm als Gabe mitbrachten. Er klopfte mit den Fingern gegen den Körper, tastete ihn auch kurz ab und drückte sich wieder zurück, wobei er den Kopf schüttelte. »Ich war bis vor einer Minute noch skeptisch, das bin ich jetzt nicht mehr. Sie ist tatsächlich aus Stein.«
    »Ja, sie ist versteinert.«
    »Ich werde zwei Mitarbeiter kommen lassen. Sie ist sehr schwer geworden. Ich denke, daß wir sie auf eine Sackkarre laden können. Wir bringen sie dann in einen bestimmten Raum, der hier auf ebener Erde liegt. Da haben wir dann keine schweren Transportprobleme.«
    Ich war einverstanden. Jane stand neben mir. Sie fror trotz der Wärme und flüsterte mir zu: »Ich glaube, John, daß diese Nacht noch nicht vorbei ist. Etwas erwartet uns noch. Etwas kommt auf uns zu. Das spüre ich.«
    Ich half mit, die versteinerte Rita Forman aus dem Wagen zu holen. Sie war sehr schwer. Mit Mühe konnten wir den sitzenden Steinkörper auf die Sackkarre laden, um ihn dann abzutransportieren. Der Professor und ich gingen nebeneinander her und unterhielten uns. Hin und wieder wehte mir eine Wolke des Tabaks um die Nase, was mich nicht weiter störte.
    »Sie haben sich bestimmt Gedanken über die Zukunft gemacht, Mr. Sinclair.«
    »Klar. Sie muß zerstört werden.«
    Morgan nickte. »Ein Mensch wird zerhackt«, flüsterte er. »Das ist auch bei meinem Job nicht alltäglich. Aber ich akzeptiere unsere Zusammenarbeit wie ich sie schon immer akzeptiert habe. Ich möchte auch nicht in Sie dringen und mich großartig nach den Gründen erkundigen. Aber können Sie mir etwas sagen?«
    »Es geht um die Magie der Medusa, nehme ich an.«
    »Ah ja, der Gorgonen-Fluch aus der griechischen Mythologie.«
    »So ist es.«
    Der Professor blieb stehen. »Sie meinen, daß diese Legenden und Geschichten tatsächlich der Wahrheit entsprechen?«
    »Trotz der versteinerten Frau kann ich Ihnen da keine konkrete Antwort geben.«
    »Aber Sie müssen trotzdem daran glauben.«
    »Ja und nein, Professor. Ich glaube eher daran, daß es eine starke und finstere Macht gibt, die vieles lenkt. Sie ist in der Lage, alte Legenden und Sagen aufzunehmen und sie in die Wirklichkeit zu transportieren.«
    Er räusperte sich. »Hat die Macht einen Namen?«
    »Nein, keinen bestimmten. Der Teufel, die Gegenwelt, wie auch immer. Es würde zu weit führen, wenn wir jetzt hier stehenblieben, um darüber zu diskutieren.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Wir hatten das Haus längst betreten. Vom breiten Flur aus konnten wir mit dem Lift in die oberen Etagen fahren, was in unserem Fall nicht nötig war. Neben der Nottreppe gab es eine zweite, zweiflügelige Tür, die geöffnet wurde. Helles Licht fiel in den Gang hinein.
    Neben mir stand Jane. »Ich bin schon so oft in der Pathologie gewesen, John, aber daran gewöhnen werde ich mich nie«, flüsterte sie.
    »Frag mich mal.«
    Der Gegenstand wurde über die Schwelle geschoben. Wir folgten der versteinerten Rita Forman und gelangten in einen großen Raum, in dem es sehr kalt war. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Es gab die Tische aus rostfreiem Eisen mit den Ablaufrinnen. Ich sah die Regale aus knochenbleichem Kunststoff, die als Ablage für verschiedene Werkzeuge dienten, an den Wänden. Zwischen ihnen standen kleine Waagen, Schalen, Töpfe und Chemikalien in verschlossenen Flaschen.
    Ein Büro war auch vorhanden. Der kleine Raum wurde von einer Glasscheibe von anderen getrennt. Auch die Tür besaß einen Glaseinsatz.
    Der Professor sprach mit seinen Mitarbeitern. Ich wußte nicht, ob er ihnen etwas über die Tote gesagt hatte, aber sie, denen vieles nicht fremd war, was andere Menschen zur Flucht veranlaßt hätte, waren auch von der neuen Leiche berührt. Denn das hatten sie noch nicht erlebt. Es

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