Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark

Vom Netzwerk:

hockte.
    Sie formierten sich. Es war nicht militärisch streng, aber jede Schlange wußte schon, wohin sie sich zu wenden hatte. Die Versteinerte interessierte sie nicht mehr. Sie hatten es jetzt mit einer lebenden Person zu tun und das war ich.
    Sie näherten sich nicht direkt. Sie kamen auf Umwegen. Sie kreisten, aber sie drehten die Kreise enger, und ich sah ihre Köpfe gegen mich gerichtet.
    Mäuler öffneten sich. Zungen schnellten hervor. Ich sah auch kleine Zähne schimmern und machte mich auf einen ersten Angriff gefaßt. Ich provozierte ihn selbst, indem ich den Schlangen einen Schritt entgegenging.
    Eine huschte vor. Wie ein türkisfarbenes Stück Peitsche glitt sie über den Boden hinweg. Sie war sehr schnell, kraftvoll – und sie schaffte es, sich in die Höhe zu schnellen.
    Ich war von diesem Anblick so überrascht, daß ich wieder zurücksprang. Die Schlange kam mir vor wie von Wasser getragen, aber hier gab es nur Luft, und mit einer peitschenden Bewegung ihres Schwanzendes kam sie mir verdammt nah.
    Ich ging darauf ein.
    Volles Risiko!
    Bevor sie mich erreichte, hatte ich das Kreuz aus der Tasche geholt. Die rechte Hand streckte ich der Schlange entgegen. Sie konnte nicht mehr ausweichen, klatschte gegen meine Hand, aber auch gegen das Kreuz.
    Es war der Test!
    Wenn er nicht klappte, sah es bitter aus. Die Schlange war sogar über meinen Handrücken gerutscht, doch es kam nicht zum Biß, denn mein Kreuz funktionierte perfekt. Vor meinen Augen erschien ein weißes Licht. Nein, kein Licht, es war mehr eine Flamme, die aus dem Maul der Schlange hervorschoß. Ein nur für einen winzigen Augenblick sprühendes Feuer, das allerdings ausgereicht hatte.
    Die Teile der Schlange wurden von meinem Kreuz und auch von meiner Hand wegkatapultiert. Als Ascheteilchen wirbelten die Reste vor meinen Augen weg.
    Ich wußte jetzt, daß hier zwei Magien zusammenkamen. Einmal die der Medusa.
    Aber welche war die zweite?
    Auf diese Überlegungen konnte ich mich jetzt nicht einlassen, denn es waren noch andere Schlangen im Raum. Sicherlich hatten sie mitbekommen, was mit ihrer Artgenossin passiert war. Ob sie allerdings auch ihre Pläne aufgeben würden, stand in den Sternen.
    Noch waren sie weit genug weg. Ich konnte mich noch um Jane Collins und den Professor kümmern. Beide standen hinter der Scheibe und hatten meine Aktion mitbekommen.
    Während Jane einen Daumen in die Höhe gestreckt hielt und dabei verzerrt lächelte, war der Professor etwas von der Scheibe weggetreten und hielt seine Handflächen gegen das Gesicht gedrückt. Er konnte es einfach nicht fassen, was ihm da präsentiert worden war. Selten hatte ich einen ungläubigeren Blick eines Menschen gesehen.
    Die Schlangen bewegten sich. Sie huschten wieder über die glatten Fliesen hinweg, ohne allerdings ein besonderes Ziel zu haben. Zumindest fiel mir nichts auf. Sie blieben zusammen. Sie glitten über- und untereinander her, bildeten so etwas wie einen Schlangenhaufen, und es erschien mir tatsächlich so, als hätten sie vor mir und natürlich auch vor dem Kreuz einen Heidenrespekt.
    Ich wollte sie nicht am Leben lassen. Niemand konnte wissen, was passierte, wenn sie es schafften, einen Menschen zu beißen. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, daß sie den magischen Keim einer Medusa transportierten, und das konnte für einen Gebissenen verheerend werden.
    Ich bewegte mich an den beiden anderen Seziertischen vorbei. Auf dem rostfreien Stahl spiegelte sich das Licht der kalten Lampen und sorgte für helle Reflexe. Der Boden war sauber, so daß die dunklen Schlangenreste auffielen.
    Ich stoppte nicht. Sie sollten erkennen, daß ich keine Angst hatte. Das Kreuz hielt ich in der Hand. In diesen Augenblicken kam ich mir vor wie ein Schlangenbeschwörer, der es auf seine Art und Weise versucht und nicht mit einer Flöte.
    Ja, sie zogen sich zurück. Jetzt war es ganz deutlich zu sehen. Wie zuckende Kringeln huschten sie über den Boden hinweg. Sie schlängelten, sie drehten sich, aber sie schnellten nicht mehr in die Höhe und auch nicht auf mich zu.
    Dort wo sich die Waschbecken und die Regale aufreihten, hatten sie ein Ziel gefunden. Die Schlangen unterstützten sich gegenseitig. Sie knoteten sich ineinander, sie blieben liegen, sie bewegten sich nur noch sehr langsam.
    Das wiederum wunderte mich. Es hatte den Anschein einer radikalen Veränderung. Als hätten sie Giftspritzen erhalten, deren Dosis sie allmählich einschläferte.
    Lag es nur an meinem