Die Macht der Medusa
alles. Danach erlebten wir die Versteinerung, und anschließend schauten wir zu, wie die Schlangen aus dem Körper huschten, die mein Kreuz schließlich verbrannte. Es gibt eben nicht nur die eine Magie, sondern noch eine zweite. Sie haben sich zu dieser Allianz verbunden. Stein und Blut. Wo befindet sich da die Verbindung?«
Eine kleine Hoffnung hatte ich noch, als das Telefon klingelte. Ich hob ab und hörte die Stimme des Kollegen. »War ja eine einfache Sache, Mr. Sinclair.«
»Das freut mich.«
»Aber nur einfach für mich. Sie haben Pech gehabt. Diese Rita Forman ist eine völlig unbescholtene Person, durch die Polizistenbrille betrachtet. Sie ist wegen keinerlei Straftat registriert.«
»Haben Sie gar nichts herausgefunden?«
»Ja und nein. Die Anschrift.«
»Ist doch schon was.«
»Das geschieht ja automatisch. Ich geben sie Ihnen durch.« Für uns war das wichtig, denn beim Entkleiden der Person hatten wir keinerlei Papiere gefunden. Ich schrieb mit, und so erfuhren wir, daß sie tatsächlich in der Nähe des Biergartens gewohnt hatte, in dem Jane und ich gesessen hatten.
»Wenn Ihnen das weiterhilft, würde es mich freuen«, sagte der Kollege.
»Bestimmt. Vielen Dank.«
»Gern geschehen, bis dann mal wieder.«
»Kein Grund zum Jubeln, wie?« sagte Suko.
»Nein, aber wir wissen jetzt, wohin wir uns wenden müssen.«
»Aber nicht jetzt.«
»Keine Sorge. Morgen früh.«
Jane Collins stand auf. Sie strich über ihre helle Hose. »Okay, Freunde, dann werde ich mich jetzt vom Acker machen, um noch ein paar Stündchen Schlaf zu erwischen. Außerdem muß ich noch die Neugier von Lady Sarah befriedigen. Kommt ihr morgen vorbei, John?«
»Ja, das liegt ja fast auf dem Weg.«
Jane verabschiedete sich von uns. Ich brachte sie bis zur Wohnungstür, wo sie sich mit einem Kuß von mir verabschiedete. » Sorry , John, aber den Abend hätte ich mir ganz anders vorgestellt.«
»Ich auch.«
»Dann schlaf noch.«
Ich grinste hinter ihr her und ging zu den anderen zurück, als sich die Lifttür hinter Jane geschlossen hatte. Ich setzte mich erst gar nicht mehr hin und verabschiedete mich auch von Shao und Suko.
»Sollten wir nicht sicherheitshalber einen Spiegel mitnehmen?« fragte mein Freund und Kollege. »Wir können ihn ja in den Kofferraum legen. Ich möchte nicht als Steinfigur enden.«
»Das überlasse ich dir.«
»Gut. Noch eine Frage.« Suko stand auf und blieb vor mir stehen. »Diese Rita Forman hat von Blut und auch von Schlangen gesprochen. Die Schlangen hast du gesehen. Aber was ist mit dem Blut? Ist dir das auch aufgefallen?«
»Nein. Oder vielleicht. Hundertprozentig weiß ich es nicht. Ich habe allerdings den Verdacht, daß die Schlangen aus Blut bestanden haben. Blut und eine dünne Haut. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Und das ist noch spekulativ.«
»Okay, mehr wollte ich nicht wissen. Gute Nacht.«
Ich zog mich nach nebenan in meine Wohnung zurück und duschte mir den Schweiß vom Körper weg. Es war einfach widerlich warm in der Bude, so daß ich sogar das kalte Wasser genoß, auch wenn ich das Gefühl hatte, in Eis zu stehen.
Schlafen konnte ich schlecht. Beim Zubettgehen drehten sich die Gedanken um den neuen Fall. Ich fiel schließlich in einen leichten Schlummer, der allerdings von wilden Träumen durchzuckt wurde. Überall sah ich Schlangen. Braune, grüne, schwarze und auch rote. Letztere schwebten über meinem Gesicht, kamen näher und immer näher, bevor sie in wahren Blutlachen zerplatzten.
Geschwitzt riß es mich aus dem Schlaf. Ein Traum, es war nur ein Traum gewesen, doch manchmal können Träume auch Wirklichkeit werden, und das war auch hier zu befürchten...
***
Alina Gray stand auf der Terrasse der Wohnung, die ganz oben lag und mit drei anderen, deren Terrassen in alle vier Himmelsrichtungen wiesen, den achten Stock bildete.
Das Geländer war weiß gestrichen. Die Farbe glänzte wie Knochenmehl. Alina umklammerte den Handlauf mit beiden Händen so stark, daß ihre Knöchel deutlich unter der gespannten Haut zu sehen waren.
Wenn sie nach unten geschaut hätte, dann wäre ihr Blick auf die Kronen der Bäume gefallen, die in einem Garten standen, den auch die Mieter des Hauses benutzen konnten. Wer allerdings oben wohnte, wie Alinas Freund Rob Gilmore, der brauchte den Garten nicht und verlustierte sich lieber auf der Terrasse, wie eben in dieser wunderbar weichen Sommernacht, in der sich sogar der Wind Wärme aus der Wüste geholt zu haben schien und jetzt
Weitere Kostenlose Bücher