Die Macht der Medusa
Juligewitter mehr, hier hatte ein Unwetter seinen Weg zu uns gefunden.
Es war noch dunkler geworden. Trotzdem wurde die Umgebung immer wieder aufgehellt, denn jetzt jagte Blitz auf Blitz über den Himmel oder auch der Erde entgegen.
Schön, skurrile und auch gefährliche Bilder entstanden am Himmel. Grelle Girlanden und Funkenströme aus Energie wirbelten über den Himmel hinweg. Manchmal jagten die Speere nach unten. Sie schossen schon in den Wald hinein. Es bestand die Gefahr, daß Bäume gespalten und danach in Brand gesteckt wurden.
Die Umgebung war gefüllt von einem Wechselspiel aus Dunkelheit und fahlem Licht. Immer wieder schlugen die Blitze zu. Aber es fiel noch kein Regen.
Es war hell.
Dann wieder dunkel.
Als wäre jemand dabei, Tore zu öffnen, um nur für einen Moment das Licht ins Freie zu lassen. Danach wurden die Tore so schnell wie möglich geschlossen.
In dieser Umgebung standen wir wie auf dem Präsentierteller, und fühlten und alles andere als wohl.
Wieder erwischte eine totenfahle Helligkeit den Teich und auch den Rand des Waldes. Sie hielt etwas länger an. Plötzlich stand die Zeit still, die erst dann endete, als ein gewaltiger Donnerschlag die Welt um uns herum erschütterte.
Wir aber hatten genau gesehen. Das heißt, Jane war die Frauengestalt am Waldrand aufgefallen, die sich für den langen Moment der Helligkeit wie ein bleiches Gespenst von der Umgebung angehoben hatte.
»Da ist eine!« brüllte sie.
Ihre Stimme wurde von einem plötzlichen Rauschen verschluckt, denn in diesem Moment öffnete der Himmel seine Schleusen. Und er tat es ohne Vorwarnung.
Das Wasser kippte wie aus riesengroßen Eimern gegossen dem Boden entgegen. Kein Tröpfeln, kein Peitschen der Wasserperlen auf den Bewuchs, es schüttete von einem Moment zum anderen, und alles um uns herum versank in tiefem lichtlosem Grau.
Die Umgebung schmolz zusammen. Es gab den Wald, es gab den Teich, es gab auch die freie Fläche, auf der wir standen, doch nichts davon war noch zu sehen.
Das Unwetter machte es einfach unmöglich, die Dinge auseinanderzuhalten.
Der mächtige Regen fegte auf uns nieder. Er erwischte unsere Gesichter, er raubte uns fast den Atem, und die langen Wasserschnüre kamen mir vor wie Gefängnisgitter, die niemand von uns durchbrechen konnte.
»Da war die Frau!« schrie Jane.
»Wo genau?« rief Suko.
Klatschnaß drehte sie sich und deutete in die entsprechende Richtung. Wieder spaltete ein breiter Blitzstrahl diagonal diese Welt. Inmitten der unzähligen Regentropfen sah er aus wie eine breite Eislanze, die aus den kalten Höhen nach unten geschleudert worden war.
Er raste in den Wald hinein. Er traf auch dort etwas. Die Umgebung erhellte sich. Funken sprühten. Hätte es nicht geregnet, es hätte sicherlich einen Brand gegeben. So aber löschte das Regenwasser die aufflackernden Flammen sofort.
Wir hatten keine Zeit zum Staunen, denn es war auch die Stelle erhellt worden, an der Jane die Frau gesehen hatte.
Sie stand noch immer dort.
»Bleib du da!« rief Suko und stürmte los.
Den Spiegel ließ er zurück...
***
Suko konnte es sich leisten, die Waffe bei seinem Freund zu lassen, denn er hatte gesehen, daß es sich bei dieser Person nicht um eine Medusa handelte. Auf ihrem Kopf wuchsen keine Schlangen, dafür helles dünnes Haar, das aussah wie eine Klebemasse.
Er sprang hin.
Die Frau wollte flüchten. Und sie hätte es auch beinahe geschafft, sich in das Unterholz zurückzuziehen, aber sie hatte nicht mit dessen Widerspenstigkeit gerechnet. Es waren einfache Domen gewesen, die sich in ihrer Kleidung festgehakt hatten, daran zerrten und sie in ihrer Aktion behinderten.
Trotzdem riß sie sich los.
Da war Suko bei ihr.
Er zerrte sie herum. Sie fiel in seine Arme, und Suko schleuderte sie zur Seite.
Diesmal hielt kein Unterholz die Frau auf. Dafür der Stamm eines Baumes, gegen den sie krachte und auch nicht so schnell davon wegkam. Suko hielt sie fest. Er hatte seinen linken Arm ausgestreckt und die Hand dicht unter dem Hals gegen die Brust der Person gedrückt.
Der Regen erreichte sie auch hier, aber er war nicht so dicht, da ihn zahlreiche Blätter auf dem Weg nach unten stoppten. So konnte Suko im Wechselspiel von Blitzen und Schatten das Gesicht der Person deutlich erkennen.
Aber er sah noch mehr.
Unter der Haut des halbnackten Körpers bewegte sich etwas. Zuerst glaubte Suko an eine optische Täuschung, dann stellte er fest, daß diese dunklen langen und recht dicken Fäden
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