Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
hast du von Vegas ja nicht viel zu sehen bekommen, außer dem Krankenhaus und dieser ... dieser Lagerhalle. Vielleicht gefällt dir die Stadt ja.«
»Vielleicht.« Ich schob den Gedanken für den Augenblick beiseite, ich war einfach zu sehr damit beschäftigt, mich wieder ans Zuhausesein zu gewöhnen, um über einen Umzug nachdenken zu können.
Karla und Saul Benedict statteten uns am Samstagmorgen einen Besuch ab. Ich hatte mich seit unserem ersten Zusammentreffen damals in Gegenwart von Zeds Mutter nie ganz wohlgefühlt, aber heute zeigte sie sich von ihrer besten Seite und gab keinen Hinweis darauf, dass sie mich zu ergründen versuchte. Ironischerweise hätte ich gar nichts dagegen gehabt, wenn mir jemand hätte sagen können, was in meinem Kopf vorging, da ich selbst keine Ahnung hatte. Ich erinnerte mich an die Unterhaltung mit Saul über meine Beziehung zu Zed; wären sie noch immer so erpicht darauf, mich in ihrer Familie zu begrüßen, jetzt, da sie wussten, dass ich in Vegas zusammengeklappt war?
Sally und Simon leisteten mir und den Benedicts in der Küche Gesellschaft. Es ging nicht so schräg komisch zu wie im Haus der Benedicts, als ich dort zu Besuch gewesen war. Sie gaben ein paar gestelzte Artigkeiten von sich und plauderten über die geplanten Weihnachtskonzerte und das Saisongetümmel auf den Pisten. Ich war traurig, dass ich bei den Konzerten nicht mitwirken würde. Die Proben würden ohne mich stattfinden. Schließlich wandte sich Saul zu mir um und kam auf den Grund ihres Besuches zu sprechen.
»Sky, es ist so schön, dich wieder in Wrickenridge zu haben.«
»Danke, Mr Benedict.«
»Du hast Zed erzählt, du hättest falsche Erinnerungen.«
Ich blickte auf meine Hände hinunter.
»Wir glauben, dass wir dir helfen können.«
Simon räusperte sich. »Ähm, wir wissen Ihre Anteilnahme zu schätzen, aber Sky wird von einer hervorragenden Ärztin betreut. Sie kümmert sich um die Behandlung. Ich denke, wir sollten nicht dazwischenfunken.«
»Normalerweise wäre auch nichts dagegen einzuwenden«, sagte Karla mit mühsam verhohlener Ungeduld in der Stimme, »aber wir glauben, dass Skys Problem außerhalb der medizinischen Möglichkeiten liegt.«
Der Blick, den Sally und Simon austauschten, sprach Bände. Sie standen jeglichen Vorgehensweisen, über die sie keine Kontrolle hatten, ablehnend gegenüber; die Benedicts waren nicht die Einzigen, die sich nicht am Zeug flicken ließen.
»Das mag sein, aber Sky ist unsere Tochter und wir entscheiden, was das Beste für sie ist.« Simon erhob sich und gab deutlich zu verstehen, dass für ihn dieser Besuch damit beendet war.
Saul blickte mich unverwandt an. »Wir möchten gern, dass du ein wenig Zeit mit unserer Familie verbringst, Sky. Alle zusammen sind wir in der Lage, Dinge zu tun, die jemandem in deiner Situation helfen können.«
Die Vorstellung jagte mir Angst ein - aber ich wusste auch, dass mich die Methoden der Ärztin keinen Schritt weiterbrachten, egal, wie optimistisch Simon und Sally auch waren.
»Durch Ihre Familie ist Sky doch überhaupt erst in diesen ganzen Schlamassel hineingeraten!« Simon machte keine Anstrengungen mehr, seinen Ärger zu verbergen. »Hören Sie, Mr Benedict ...«
»Bitte sagen Sie Saul zu mir. Wir haben einfach schon zu viel gemeinsam durchgemacht, um so förmlich zu sein.«
Simon seufzte, ihm war der Wind aus den Segeln genommen. »Saul, wir mögen Zed - er ist ein toller Junge, aber höchstwahrscheinlich werden wir gar nicht mehr lange genug hier sein, dass Sky Zeit mit Ihrer Familie verbringen könnte. Bitte, lassen Sie uns jetzt einfach in Ruhe. Sky musste in ihrem jungen Leben schon genug durchmachen; bitte setzen Sie sie jetzt nicht noch unnötig unter Druck, indem Sie irgendwelche Forderungen an sie stellen.«
Sally rang die Hände und verschränkte die Finger fest ineinander. »Wissen Sie, Skys psychische Verfassung ist schon seit ihrer Kindheit nicht sonderlich stabil. Und durch den Kontakt zu Ihrer Familie und Ihren ganz speziellen Problemen ist sie vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten - daran tragen Sie keine Schuld. Aber bitte lassen Sie uns jetzt einfach in Ruhe.«
Die Diskussion wurde über meinen Kopf hinweg geführt, fast so, als ob ich Luft wäre.
»Sally, bitte.«
»Das ist schon in Ordnung, Sky. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen.«
»Ihre Tochter braucht uns«, sagte Mrs Benedict.
»Tut mir leid, aber das sehe ich anders.« Sally baute sich neben Simon an der Tür auf -
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