Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
Vom Netzwerk:
mich.
    Es sei denn natürlich, Tina hatte recht und er gab nur vor, genau zu der Sorte von Jungen zu gehören, die mir vorschwebte. Nur weiter so, Sky: Verdirb dir ruhig diesen schönen Moment.
    Der Schnee lag jetzt knöchelhoch und meine leichten Turnschuhe taugten leider nicht dazu, meine Füße trocken zu halten.
    »Das hätte ich mir eigentlich denken können«, brummte ich und schüttelte einen Klumpen Schnee von meiner textilbezogenen Schuhkappe, bevor der Stoff vollkommen nass wurde.
    »In praktischen Dingen wie diesen nutzt meine Seherfähigkeit nicht wirklich - tut mir leid. Ich hätte dir sagen sollen, Stiefel mitzubringen.«
    Er war manchmal schon ein seltsamer Kerl. »Und, welche Kräfte hast du noch so, außer deinen telepathischen Fähigkeiten?«
    »Verschiedene, aber vor allem kann ich in die Zukunft sehen.« Er blieb an einer besonders malerischen Stelle stellen, eine kleine Lichtung im Wald, wo der hohe Schnee noch ganz unberührt war. »Magst du einen Engel machen?«
    Er fragte ganz beiläufig, dabei musste ich erst noch verdauen, was er eben gesagt hatte. »Mach nur. Ich halte dich nicht auf.«
    Grinsend ließ er sich rücklings zu Boden in den Schnee fallen und wedelte mit Armen und Beinen, um den Abdruck eines Engels zu machen.
    »Komm schon - ich weiß doch sowieso schon, dass du’s machen wirst.«
    »Weil du’s sehen kannst?«
    »Nö, weil ich das hier mache.« Er setzte sich schnell auf und zog mich, ehe ich wusste, wie mir geschah, zu sich herunter.
    Na ja, jetzt, wo ich schon mal im Schnee saß, machte ich selbstverständlich auch einen Engel. Als ich da so auf dem Rücken lag und in die Sterne schaute, versuchte ich, alle sorgenvollen Gedanken, dass ich ein Savant war und mir womöglich von irgendwoher Gefahr drohte, beiseitezuschieben und einfach nur die atemberaubende nächtliche Schönheit des Waldes zu genießen. Ich spürte Zed neben mir, wie er darauf wartete, dass ich einen Schritt weiter auf ihn zu machte.
    »Und was kannst du sehen?«
    »Nicht alles und nicht jederzeit. Die Zukunft meiner Familie kann ich zum Beispiel nicht sehen beziehungsweise sehr selten. Dafür stehen wir uns zu nahe - es kommt dann zu Interferenzen, aus denen sich zu viele Variablen ergeben.«
    »Können die anderen das auch?«
    »Nur Mom, Gott sei Dank.« Er setzte sich auf und klopfte sich den Schnee vom Ärmel. »Der Rest besitzt andere Gaben.«
    »Hast du meine Zukunft gesehen? In dieser Vorahnung?«
    Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. »Vielleicht. Aber wenn ich dir jetzt genau sage, was ich gesehen habe, ändert sich damit entweder der Lauf der Dinge oder aber sie werden dadurch erst in Gang gesetzt - ich kann das nicht mit Sicherheit sagen. Je näher ich einem Ereignis bin, desto klarer wird das Bild. Und mit Sicherheit weiß ich erst zwei bis drei Sekunden vorher, dass etwas Bestimmtes eintreten wird. Und trotzdem kann’s total schiefgehen. Genau das ist in dem Raft passiert - dadurch, dass ich in die Situation eingegriffen hatte, habe ich das verursacht, was ich eigentlich verhindern wollte.«
    »Du wirst mir also nicht verraten, ob ich eine gute Skiläuferin werde?«
    Er schüttelte den Kopf und klopfte mir gegen die Stirn. »Nein, nicht mal das.«
    »Gut, denn mir ist lieber, es nicht zu wissen.«
    Der Wind raschelte in den Zweigen. Die Schatten unter den Bäumen verdunkelten sich.
    »Wie ist das eigentlich? Wie hältst du es aus, so viel zu wissen?«, fragte ich sanft. Er war in vielerlei Hinsicht mein Gegenstück: Ich wusste so wenig über mich selbst und über meine Vergangenheit; er wusste zu viel über die Zukunft.
    Zed stand auf und zog mich auf die Füße. »An den meisten Tagen ist es ein Fluch: Ich weiß, was die Leute im nächsten Moment sagen werden, ich weiß, wie ein Film endet oder wie das Spiel ausgeht. Meine Brüder können nicht wirklich nachvollziehen, wie das ist. Und sie wollen auch nicht drüber nachdenken. Wir müssen alle mit unseren jeweiligen Gaben zurechtkommen.«
    Kein Wunder, dass er Probleme hatte, in der Schule klarzukommen. Wenn er den anderen immer voraus war, immer bereits alles wusste, die Geschehnisse aber nicht verändern konnte, musste ihm das Ganze ziemlich sinnlos erscheinen. Das war wie die verbrannte Pizza. Mir brummte schon der Schädel, wenn ich nur darüber nachdachte.
    »Das ist mir alles zu abgefahren.«
    Er legte den Arm um mich und zog mich dicht an sich heran. »Ja, das glaub ich dir. Aber für mich ist es wahnsinnig wichtig, dass du das

Weitere Kostenlose Bücher