Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
trug er ein Tablett mit einem hohen Glas, in dem sich auf einer Portion Milch ein Sahneberg mit Marshmallows türmte, daneben lag ein Schokostick zum Einrühren. Für sich hatte Zed eine Tasse schwarzen Kaffee bestellt.
»Du hast ja keine Ahnung, was du verpasst«, seufzte ich genießerisch, den Geschmack von geschmolzenem Marshmallow mit Schokosirup auf der Zunge.
»Ich glaube, für mich ist es ein ebenso großer Genuss, dir dabei zuzusehen.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Ich weiß, das ist ein ziemlich schäbiges Date - tut mir leid.«
»Na ja, du kennst mich ja: Ich bin gerade dabei, mir auszurechnen, wie viel du für mich ausgegeben hast. Und das nächste Mal erwarte ich Kaviar in einem Fünf-Sterne-Restaurant.«
»Ich könnte dir noch einen Burger im Imbiss anbieten, wenn du Hunger hast.«
Ich zog ihm eine Pelzpfote von der Hand. »Sei nicht albern. Das nächste Mal lade ich dich ein. Jeder ist mal an der Reihe.«
Er streichelte meinen Handrücken, seine Berührung jagte mir einen kribbeligen Schauer über den Rücken. »Es macht mir nichts aus, die Rechnung zu teilen, aber trotzdem ist es mir lieber, wenn ich für mein Date bezahle. Ich glaube, es würde mir trotzdem nicht gefallen, wenn du für mich bezahlen würdest.«
Ich lachte. »Du kommst aus der Steinzeit, was?«
»Du hast meinen Dad und meine Brüder doch kennengelernt. Das sagt wohl alles.«
Als wir uns auf den Heimweg machten, war es auf den Straßen schon viel ruhiger geworden. Die schneebedeckten Bergspitzen leuchteten im Mondlicht und die Sterne glitzerten als kleine weiße Punkte in einem schwarzen Himmel, so weit weg und doch so klar.
»Da fühle ich mich gleich ganz klein«, sagte ich und stellte mir vor, wie unendlich weit entfernt sie waren.
»Tut mir leid, dass ich dir das jetzt so schonungslos sagen muss, Sky, aber du bist klein.«
Ich knuffte ihn in den Magen und er schnaufte pflichtgemäß »Uff!«, obwohl ich bezweifelte, dass ich ihm auch nur ansatzweise wehgetan hatte. »Hör mal, ich hatte hier gerade einen tiefschürfenden Moment - so eine ›Ist-das-Universum-nicht-überwältigend‹-Erfahrung. Etwas mehr Respekt, bitte.«
Er grinste. »Nicht ganz einfach, solange du ein Skelett-Kostüm trägst. Weißt du eigentlich, dass du im Dunkeln leuchtest? Das hat noch keines meiner Dates getan!«
»Und wen hast du bitte gedatet, Mr Benedict? Tina hat gesagt, in eurer Familie geht man nicht mit Mädchen aus Wrickenridge aus.«
»Das stimmt. Du bist eine Ausnahme. Ich hatte ein paar Dates - die meisten Mädchen stammten aus Aspen.« Er umschlang meine Taille. »Und wie steht es mit dir?«
Mir schoss die Röte ins Gesicht und ich verfluchte mich, dass ich dieses Thema angeschnitten hatte. »Meine Freunde zu Hause in England haben tatsächlich mal ein Date für mich arrangiert. Es war die reinste Katastrophe. Der Typ war so selbstverliebt, das war echt kaum zu glauben.«
»Dann warst du also nur seine Vorzeigeschnitte.«
»Wie bitte?«
»Du solltest nur sein Image aufpolieren.«
»Schätze schon. Wir sind nur zweimal aus gewesen, dann hatte ich die Nase voll. Wie du siehst, sind meine Erfahrungen also sehr begrenzt.«
»Tut mir jetzt nicht leid, das zu hören. Hat dir die Party gefallen?«
»Die Spiele waren total albern, haben aber Spaß gemacht.«
»Ich hatte gehofft, dass du das erwähnen würdest. Mich hat ja besonders fasziniert, was mit dem Wackelpudding passiert ist.« Er küsste meinen Hals. »Wusste ich’s doch, du hast ganz zweifellos nicht alles abgewischt.«
»Zed!« Mein Protest war jedoch nur halbherzig - dafür genoss ich seine Aufmerksamkeit viel zu sehr.
»Scht! Ich bin hier gerade beschäftigt.«
Als das ›große Saubermachen‹, wie er es nannte, vorbei war, bogen wir in meine Straße ein. In dem Moment kamen zwei Jungen, verkleidet als Axtmörder, lauthals brüllend aus dem Nebel gerannt. Sie hatten blutverschmierte Hände und in ihren Köpfen steckten Messerattrappen. Einer trug eine Klinge in der Hand.
»Jetzt gibt’s ein Blutbad! Tötet den Wolf! Tötet das Skelett!«, schrie er. »Angriff!« Er stürmte auf mich zu, seine Tüte mit Süßkram platzte und die Bonbons verteilten sich überall auf dem Gehweg. Er blieb nicht stehen, seine Blutlust sah sehr überzeugend aus. Das Messer kam auf mich zugesaust und ich versuchte, mich wegzuducken. Ich schrie.
Zed brannte die Sicherung durch. Er packte den Jungen, verdrehte ihm das Handgelenk, sodass das Messer scheppernd zu Boden fiel, stieß ihn
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