Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zed nickte, warf mir einen letzten Blick zu und ging weiter. Das Klingeln verstummte, riss einfach ab; das Vibrieren hörte auf.
Sally rieb sich die Arme. »Merkwürdig. Das muss ein Erdstoß gewesen sein.« Sie befestigte den Summer wieder in der Halterung. »Ich wusste gar nicht, dass Vegas in der Erdbebenzone liegt.«
Ich wusste nicht, ob es an mir oder an Zed gelegen hatte. War er so wütend auf mich, dass er mich am liebsten schütteln wollte? Oder war es meine Angst gewesen, die versucht hatte, ihn wegzustoßen?
Ich fühlte mich benommen und ließ Sally mein Haar für mich bürsten und flechten.
»Ich werde dich nicht fragen, was passiert ist, Schatz«, sagte sie, während sie beim Bürsten darauf achtete, das Haar an meiner Wunde nicht zu straff zu ziehen, »weil du das gleich noch zur Genüge mit der Polizei und dem FBI erörtern musst. Aber ich möchte, dass du weißt, egal, was auch passiert ist, es ist nicht deine Schuld. Niemand wird dich dafür verantwortlich machen.«
»Zwei Männer sind gestorben, richtig?« Meine Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. Ich sah mir selbst dabei zu, wie ich mit Sally sprach, und hatte mich dabei in Wahrheit tief in meinem Inneren verkrochen, verschanzte mich hinter so vielen Türen und Schlössern, dass niemand an mich herankam. Das war der einzige Ort, an dem ich mich sicher fühlte.
»Ja. Die Polizei und das FBI waren zur gleichen Zeit vor Ort, sie hatten jeweils von verschiedener Seite einen Tipp bekommen - es herrschte Chaos, die linke Hand wusste nicht, was die rechte tat. Die zwei Männer wurden bei der Schießerei getötet.«
»Der eine hieß Gator. Er hatte einen leicht gelockten Pferdeschwanz. Er war nett zu mir gewesen.« Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich darauf kam.
»Dann tut es mir leid, dass er tot ist.«
Es war ein Räuspern an der Tür zu hören. Victor Benedict stand da zusammen mit einem unbekannten Mann in einem dunklen Anzug.
»Dürfen wir hereinkommen?« Victor sah mich mit bohrendem Blick an. Das Beben war nicht unbemerkt geblieben und er schien ... na ja, vor mir auf der Hut zu sein, so als wäre ich eine Bombe, die jeden Moment hochgehen könnte.
»Bitte.« Sally erhob sich von der Bettkante und machte den Männern Platz.
»Sky, das hier ist Lieutenant Farstein von der Polizei Las Vegas. Er möchte dir gerne ein paar Fragen stellen, ist das okay?«
Ich nickte. Farstein, ein sonnengebräunter Mann mittleren Alters mit schütterem Haar, zog sich einen Stuhl heran.
»Sky, wie geht es dir?«, fragte er.
Ich trank einen Schluck Wasser. Ich mochte ihn -mein Instinkt sagte mir, dass er aufrichtig besorgt war. »Ich bin ein bisschen verwirrt.«
»Ja, das Gefühl kenne ich.« Er holte einen Block hervor und warf einen Blick auf seine Notizen. »Du hast die Polizeibehörden aus zwei verschiedenen Bundesstaaten und das FBI in Atem gehalten, aber wir sind froh, dass wir dich wohlauf gefunden haben.« Er tippte nachdenklich auf seinen Block. »Vielleicht fängst du am besten ganz von vorne an - erzähl uns, wie du entführt worden bist.«
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. »Es fing an, dunkel zu werden. Ich war Skifahren gewesen - na ja, genauer gesagt war ich mehr mit Hinfallen als mit Fahren beschäftigt.«
Victor lächelte und sein Gesicht erinnerte mich sehr an das von Zed, wenn sich seine Züge entspannten. »Ja, ich habe gehört, dass du Skifahren lernen wolltest.«
»Tinas Auto hatte den Geist aufgegeben.«
Farstein überprüfte seine Notizen. »Der Mechaniker hat entdeckt, dass jemand an den Batterieanschlüssen herumgefummelt hat.«
»Oh.« Ich massierte mir die Stirn. Danach ging’s etwas holpriger weiter. »Dann haben Zed und Xav mich überredet, mit zu ihrem Auto zu kommen. Sie haben mich im Kofferraum eingesperrt. Nein, nein, das haben sie nicht.« Ich presste meinen Nasenrücken mit zwei Fingern zusammen. »Ich sehe zwar vor mir, wie sie’s tun, aber es fühlt sich irgendwie falsch an.«
»Sky.« Victor sprach mit tiefer, eindringlicher Stimme. »Was genau siehst du?«
Farstein fuhr dazwischen. »Willst du damit sagen, dass dich die beiden Benedict-Brüder entführt haben, Sky?«
In meinem Kopf machte es klick. Die Bilder liefen in einem Rutsch vor meinen Augen ab, ohne Stottern, ohne Schmerzen.
»Sie haben ganz freundlich getan, aber sie wollten mir wehtun.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt, Sky.« Victor war aufgebracht, seine Lippen hatte er fest
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