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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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öffnete ich langsam die Augen. Das Licht war zu grell.
    »Sky?« Sally stand sofort an meinem Bett. »Hast du Durst? Die Ärzte sagen, du sollst viel trinken.« Sie hielt mir einen Schnabelbecher hin. Ihre Hand zitterte.
    »Lass ihr doch noch einen Moment Zeit, Liebling«, sagte Simon und stellte sich hinter sie. »Geht es dir gut?«
    Ich nickte. Ich wollte nicht sprechen. In meinem Kopf herrschte ein Wirrwarr von widersprüchlichen Bildern. Was davon Tatsache, was Einbildung war, konnte ich nicht unterscheiden.
    Meinen Kopf mit einer Hand stützend hielt mir Sally den Becher mit Wasser an die Lippen und ich trank einen kleinen Schluck.
    »Ist es jetzt besser? Kannst du deine Stimme benutzen?«, fragte sie.
    Da waren einfach zu viele Stimmen - meine, Zeds, ein Mann, der sagte, er wäre mein Freund. Ich schloss die Augen und drehte mein Gesicht zum Kissen.
    »Simon!« Sally klang verzweifelt.
    Ich wollte sie nicht traurig machen. Vielleicht wäre sie ja wieder froh, wenn ich so tat, als ob ich nicht da wäre. Manchmal funktionierte das.
    »Sie steht unter Schock, Sally«, sagte Simon tröstend. »Gib ihr ein bisschen Zeit.«
    »Aber das letzte Mal, als sie sich so verhalten hat, war damals, als wir sie bei uns aufgenommen haben. Ich kann es in ihren Augen sehen.«
    »Scht, Sally. Ziehe bitte keine voreiligen Schlüsse. Sky, du nimmst dir so viel Zeit, wie du brauchst, hörst du? Niemand hetzt dich.«
    Sally setzte sich an mein Bett und nahm meine Hand. »Wir lieben dich, Sky. Halte dich daran fest.«
    Aber ich wollte keine Liebe. Liebe tat weh.
    Simon schaltete das Radio an und stellte einen Sender mit sanfter klassischer Musik ein. Sie umschmeichelte mich zärtlich. In den Jahren, in denen ich immer wieder das Heim oder die Pflegefamilie gewechselt hatte, war mir Musik zum ständigen Begleiter geworden. Die einzigen Äußerungen, die ich von mir gegeben hatte, waren seltsame selbst gedichtete Liedchen gewesen, die ich gesungen hatte, woraufhin meine Betreuer zu dem Schluss kamen, dass ich nicht ganz richtig im Kopf war. Vermutlich stimmte das sogar. Aber dann hatten Sally und Simon mich kennengelernt und erkannt, dass sie etwas für mich tun konnten. Sie hatten geduldig darauf gewartet, dass ich aus meinem Kokon hervorkam, und nach und nach war es mir auch gelungen. Seither hatte ich keine einzige Note mehr gesungen. Ich konnte ihnen das nicht noch einmal antun.
    »Mir geht’s gut«, krächzte ich. Ging es mir nicht. Mein Hirn war ein einziger Schrotthaufen.
    »Danke, Schätzchen.« Sally drückte meine Hand. »Das wollte ich hören.«
    Simon fummelte an einem Blumenstrauß herum und räusperte sich mehrmals hintereinander. »Wir sind nicht die Einzigen, die wissen wollen, ob es dir gut geht. Zed Benedict und seine Familie warten auch schon lange draußen in der Besucherlounge.«
    Zed. Meine Verwirrung wurde größer. Panik durchfuhr meinen Körper wie ein Stromschlag. Was ihn anbetraf, war mir etwas Wichtiges klar geworden, aber ich hatte diese Tür schon wieder zugeschlagen.
    »Ich kann nicht.«
    »Ist in Ordnung. Ich gehe nur schnell raus und sag ihnen Bescheid, dass du wach, aber noch nicht in der Lage bist, Besuch zu empfangen. Aber ich fürchte, dass die Polizei auch schon darauf wartet, mit dir zu sprechen. Wir müssen sie hereinlassen.«
    »Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll.«
    »Sag ihnen einfach die Wahrheit.«
    Simon verließ das Zimmer, um den Benedicts Bescheid zu geben. Ich bedeutete Sally, dass ich mich aufsetzen wollte. Erst jetzt fiel mir auf, wie überanstrengt und müde sie aussah.
    »Wie lange liege ich schon hier?«
    »Du warst zwölf Stunden nicht bei Bewusstsein, Sky. Die Ärzte konnten es nicht erklären. Wir waren in großer Sorge.«
    Etwas ließ mich aufblicken. Die Benedicts verließen das Krankenhaus. Zed verlangsamte seinen Schritt, als er an der Glasscheibe zu meinem Zimmer vorbeikam, und unsere Blicke trafen sich. Ich verspürte ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. Angst. Er blieb stehen und legte seine Hand auf die Scheibe, so als wollte er sie nach mir ausstrecken. Ich ballte meine Hände über der Bettdecke zu Fäusten. Tief in mir drin konnte ich ein Klingeln hören, schrill, brutal. Der Wasserkrug auf meinem Nachttisch fing an zu vibrieren; das Deckenlicht flackerte; der Summer, mit dem die Krankenschwester herbeigerufen werden konnte, sprang aus der Halterung und knallte auf den Boden. Zeds Ausdruck wurde finster; das Klingeln durchdringend. Dann kam Saul und

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