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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Basis der Stadt fuhr ein mit einer großen Kabine bestücktes Kettenfahrzeug, in dessen Außenhülle diverse Arbeiter verstaut waren, neben ihr vor und hielt an. Das Fahrwerk des Vehikels federte beim Abbremsen ein. Es war kleiner und leichter als die meisten anderen Transporter und bestand offensichtlich nicht aus dem gleichen organischen Material wie diese. Sie folgte der Projektion über ein paar Stufen in das Fahrzeuginnere und setzte sich in einen bequemen, adaptiven Schalensitz. In den Armlehnen befanden sich Vertiefungen für die Finger, und drei schwarze Netzhautprojektoren hingen direkt in Augenhöhe. Sie brachte die Finger in Position, blickte auf die Lichter der Benutzerführung und…
    Sie bewegte die Stadt.
     
    Durragon wartete mit gespanntem Blick. Wenn die Stadt wirklich zerfiel, dann wurde vielleicht auch die Barrikade brüchig, und seine Soldaten konnten hineinströmen. Der Sieg war so nahe, daß er ihn schier riechen konnte. Er lächelte und tätschelte sein Reittier. »Ich werde den Befehl über deine Brüder übernehmen«, versprach er ihm leise. »Sie werden uns nicht länger die kalte Schulter zeigen.«
    Zunächst gab es jedoch keine besonderen Vorkommnisse. Am frühen Morgen führte er zusammen mit dem Materialverwalter eine wenige Minuten dauernde Inspektion der Vorräte durch und studierte anschließend die Karten, die ein neu angeworbener Kartograph gezeichnet hatte. Der Kartenzeichner, der scharfe Gesichtszüge hatte, stand nervös dabei, während Durragon die mit Tinte gezeichneten Linien mit dem Finger nachfuhr.
    »Sir«, hob der junge Mann an.
    Durragon ignorierte ihn. »Die Karten sind ausgezeichnet«, befand er wenige Sekunden später. »Meine Armee wird von Tag zu Tag professioneller.«
    »Sir«, platzte es aus dem Kartographen heraus, »es fällt eigentlich nicht in mein Ressort, aber ich fürchte um Eure Sicherheit.«
    Durragon schaute zu ihm hoch. »Wie?«
    »Die Jäger, Sir…«
    »Noch immer nicht an sie gewöhnt, eh? Ich kommandiere mit fester Hand.«
    »Ich kenne sie gut, Sir. Ich habe noch vor drei Monaten bei einem ihrer Stämme gelebt. Eure Jäger sind unzufrieden.«
    »Ach?« Durragon rollte vorsichtig die Karte zusammen.
    »Eure neuen Flankenläufer reden hinter Eurem Rücken.« Der Kartograph zitterte jetzt. »Sie werden mich töten, wenn sie erfahren, daß ich etwas gesagt habe…«
    »Wir werden unser kleines Geheimnis für uns behalten«, versprach Durragon nonchalant. »Was sagen sie denn?«
    »Daß Ihr Euch geweigert habt, mit der ersten Welle in die Stadt einzudringen, weil ihr den Mut verloren hättet. Und ihr sollt die zweite Welle so lange zurückgehalten haben, bis sie nicht mehr hineingelangen konnte. Sie sagen, Ihr hättet keinen Elan mehr.«
    »Geschwätz.«
    »Ich halte es für mehr als das, Sir.«
    »Ich werde der Sache nachgehen. Du kümmerst dich um deine eigenen Pflichten.«
    »Ja, Sir.« Der Kartenzeichner packte seine Karten zusammen und verließ das Zelt. Stirnrunzelnd blickte Durragon auf den wehenden Zelteingang. Die Jäger murrten ständig, aber er tolerierte keine Unzufriedenheit unter seinen Offizieren.
    Die neuen Flankenläufer, Gericolt und Perja, saßen an einem Feuer und brühten in einem eingedellten Metalltopf Olsherb-Tee auf. Als sie noch einfache Soldaten gewesen waren, hatten sie mehr Freunde gehabt, und das ärgerte sie. Um sich zu beruhigen, würzten sie den Tee mit einer Prise berauschenden Froybom-Pulvers. Bald waren sie inwendig gewärmt und relativ zufrieden. Als sie so herumhingen, näherte sich ihnen ein Soldat in einem verschlissenen Wams aus Tuch und verneigte sich tief.
    »Mach Meldung«, befahl Gericolt in scharfem Ton.
    »Dat sie, in Zelt von Ihm, bereden Worte von dem Kritzler.«
    »Lauschen, dat du?« fragte Perja und hob eine Augenbraue.
    Der Jäger nickte. Dann führte er aus, was er gehört hatte, und die Auswirkungen des Froybom schienen aus dem Blut der Flankenläufer zu verdunsten. »Dat wir, killen dat Schwätzer«, regte Perja an. Gericolts Augen verengten sich.
    »Uns darüber sorgen, wat der Mann wird tun dat wir.«
    Jetzt waren sie zutiefst unglücklich. Während sie ins Feuer starrten und überlegten, wie sie eine Bestrafung abwenden konnten, entging ihnen, daß die Stadt ihre Demontage wieder aufgenommen hatte. Als die anderen Läufer ihnen Meldung machten, warf Perja die Keramiktasse auf den Boden, erhob sich und klopfte sich den Schmutz aus den Kleidern.
    Noch immer besorgt, ging er zu Durragons Zelt und

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