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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gezwungen werden, den Tatsachen ins Auge zu schauen.«
    Thinners Kiefer bewegte sich, als ob er schlucken würde. »Wir sind beide wirklich sehr naiv. Wenn wir weiter so ziellos in der Gegend herumstreifen, werden wir früher oder später gefangen, getötet, ausgestellt – was auch immer. Wir sind nämlich Monster. Mir sieht man das auf Anhieb an, aber du bist nicht minder eines. Wenn wir nach Wiederauferstehung gehen, könnten wir nicht nur die benötigten Informationen bekommen, sondern auch vielleicht mit einem Transport-Teil zum Bifrost gelangen.«
    Jeshua dachte nach. Es war nichts in den Schriften enthalten, das gegen einen solchen Abstecher gesprochen hätte – nur das Risiko, auf Menschen zu treffen. »Wenn sie unsere Identität ermitteln…«
    »Werden sie nicht«, beruhigte Thinner ihn. Wo auch immer sie gewesen waren, hatte man selbst die toten Städte geschleift – verbrannt, als Müllkippe zweckentfremdet und zerstört, wenn das möglich war. Den Tod von Mandala, aufgrund des Wahnsinns und des Verfalls der Stadt, hatten sie als ernüchternde Tatsache akzeptieren müssen.
    Die meisten Städte – die aus Mangel an Menschen starben, die sie einst verbannt hatten – waren nicht mehr imstande, sich zu verteidigen.
    Die Zeit der Vergeltung der Menschen war gekommen.
    Kahn beendete seine Ausführungen. Arthur starrte die gegenüberliegende Wand an, wobei seine Stimmbänder zuckten.
    »Wenn du wirklich von einer Polis kommst…«
    »Von Bruderschaft«, wiederholte Kahn.
    »… dann bin ich nicht sicher, ob du noch länger in diesem Haus bleiben solltest.« Arthur erhob sich von seinem Stuhl und trat an den Tisch. »Wir müssen versprengte Stadt-Teile nämlich melden.«
    »Ich bin kein Stadt-Teil.«
    »Du bist ein Geist«, unterstellte Nan. »Jemand, der schon längst tot sein müßte.«
    »Ob ich andernorts tot bin oder nicht, hat keinen Einfluß auf meine hiesige Existenz«, erklärte Kahn. »Ich bin kein Geist.« Er streckte die Hand aus und ergriff Nans Arm, wobei sie von ihrem Platz aufsprang. »Fühl mal. Ich bin so materiell wie du.«
    »Du behauptest also, du wärst wie ein Bild«, sagte Nan und entzog ihren Arm langsam seinem Griff. »Außer… rund.«
    »Mehr noch als das. Ich denke und handele und fühle genauso wie das Original. Für mich bin ich Kahn. Aber meine Zeit hier ist knapp bemessen. Ich habe nur etwa dreißig Tage.« Er ließ den Blick zwischen Arthur und Nan hin und her schweifen. »Sicher zu wenig Zeit, um jeden zu überzeugen.«
    Arthur stapelte die Becher und trug sie in die Küche, wo er sie in einen leeren Bottich fallen ließ. »Verrückte geben sich als Robert Kahn aus.«
    Kahn schaute hoch.
    »Das sagen sie immer. Besonders, wenn sie partout zusammengeschlagen werden wollen. Solche Sachen.« Er vermied es, Kahn anzusehen. »Du schwitzt ja gar nicht in der Hitze – vielleicht bist du krank. Ich weiß auch nicht, woher du diese Kleidung hast, aber ich komme ja schließlich nicht viel herum. Vielleicht bist du ein Verrückter von einem uns unbekannten Ort.«
    »Ich bin kein Zauberkünstler«, sagte Kahn. »Genausowenig bin ich ein Gott oder ein Geist.«
    »Ich würde auf einen Geist tippen«, meinte Nan.
    »Als ich in den Speicher des Blocks geladen wurde, verfügten die Städte über ein Universalprogramm. Sie müssen mir Zugang gewähren. Bringt mich zu einer noch lebenden Stadt…«
    »Die gibt es hier nicht mehr«, erwiderte Arthur. »Sie sind alle tot, und die Jäger und Gründer versuchten, sie zu verbrennen. Wir haben gegen Stadt-Teile gekämpft.« Er zeigte auf eine großkalibrige Flinte, die als Einzelstück in einem Gewehrhalter am Kamin hing. »Ich wurde eingezogen. Vor vierundzwanzig Jahren haben sie mir diese Knarre gegeben und mir sechs Jahre meines Lebens genommen, weil sie befürchteten, daß die Städte uns alle unterjochen würden. Dann kam ich zu meiner Familie auf die Farm zurück – das war vor achtzehn Jahren.« Er ging mit großen Schritten über den quietschenden Fußboden. »Damals waren die Gründer nur Soldaten und Hitzköpfe. Heute sind sie Bankiers, Kaufleute, Farmer und Ingenieure.«
    »Du hast Jäger erwähnt. Was ist mit denen?«
    »Hmpf!« machte Nan ungläubig.
    »Sie verehrten die Städte und folgten ihnen. Respektierten sie jedoch nicht – komische Art von Verehrung. Sobald ihnen eine Polis in die Hände fiel, fackelten sie sie ab, und als die Poleis schwach wurden, haben sie sie mit Gewißheit alle verbrannt. Jetzt werben die Gründer die

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