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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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abgelegt.
    Er war also durchaus präsent, als ein Trupp Kavallerie sich dem Wäldchen näherte und es einkreiste.
     
    Kahn versuchte, gegen den Lärm der von Verbrennungsmotoren angetriebenen Trikes anzuschreien und beugte sich vor, in Richtung des Ohrs des dünnen Lockenkopfes. »Ich muß mit einigen Leuten in eurer Stadt reden…«
    Der Gründer schüttelte den Kopf.
    »Es ist sehr wichtig«, drängte Kahn. »Ich muß mit Meteorologen sprechen – mit Wetterkundlern, mit Astronomen – mit Landverwaltern.«
    »Du wirst mit niemandem sprechen«, schrie der Gründer über die Schulter.
    Reflexartig bewegte Kahn die Handgelenke, um die hinten an der Sitzbank des Trikes angebrachten Fesseln zu lockern.
    Die Stadt Neu-Kanaan war geschäftig, wirkte wohlhabend und – auf Kahn – schmerzhaft primitiv. Er wurde in ein zweigeschossiges, geducktes und häßliches Gebäude aus Stein und Beton gebracht und von einem stämmigen Polizisten in einer schlecht sitzenden schwarzen Uniform in Gewahrsam genommen.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß du ein Cyborg bist«, sagte der Polizist, wobei er um Kahn herumging und ihn leicht mit einem dünnen hölzernen Schlagstock touchierte. »Wir haben in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit Cyborgs gehabt. Auch heute enttarnen wir ab und zu noch welche. Weißt du, wie wir feststellen, ob du ein Cyborg bist?«
    Kahn schüttelte den Kopf.
    »Wir schlitzen dich auf.«
    Der Raum war klein. Durch ein winziges vergittertes Fenster konnte Kahn das Mahlen von Verbrennungskraftmaschinen und das Zischen von Dampfmaschinen hören.
    »Ich bin kein Stadt-Teil«, beteuerte Kahn. »Ich muß mit…«
    »Du weißt überhaupt nichts von uns, stimmt’s? Wie die meisten Cyborgs. Ignoranten. Haben sich in den Städten verschanzt und sich nie um uns gekümmert, die wir hier im Dreck und mit den Fliegen leben müssen.«
    »Ich komme zwar von Bruderschaft, bin aber kein Stadt-Teil.«
    Der Polizist schürzte die Lippen und hob die Augenbrauen. »Du kommst aus einer Stadt. Mehr müssen wir auch gar nicht wissen.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Was auch immer du bist, wir brauchen dich nicht. Wir haben hier Gesetze, und ich glaube, du solltest dich glücklich schätzen. Wenn es nämlich nach mir ginge, würden wir dich sofort auseinandernehmen. Herausfinden, was dich ticken läßt. Nicht, daß es dir etwas ausmachen dürfte. Cyborgs kennen ja keinen Schmerz, essen nicht und schlafen nicht.« Der Konstabler schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht sagst du ja auch die Unwahrheit. Du kommst wahrscheinlich aus Ibreem, bist aus der Stadt dort hervorgekrochen. Hast dich getarnt. Nun, wir sind schließlich eine Demokratie. Wir haben Verträge mit Ibreem und können nicht einfach hergehen und sie aufmischen. Die Grenzen sind nicht annähernd so dicht, wie sie eigentlich sein sollten.« Er vollführte eine Handbewegung.
    Kahn wurde von zwei Wachen zu einer Betongrube gebracht. Er stieg über eine Holztreppe in die Zelle hinunter, woraufhin sich ein stabiles Eisengitter herabsenkte. Er hatte kaum Raum, sich hinzuhocken. »Wenn du scheißt, lassen wir dich vielleicht frei«, versprach eine Wache. »Vielleicht aber auch nicht. Man sagt nämlich, daß Cyborgs auch scheißen können.«
    Er machte es sich so bequem wie möglich. Nach wenigen Minuten kniff er sich in die linke Armbeuge und versuchte dann, die Haut mit dem Fingernagel einzuritzen. Was würden sie finden, wenn sie ihn aufschnitten? Ironischerweise wußte er nur wenig über Simulacra. Außer dem Gehirn, so hatte er gehört, war ihre interne Struktur ziemlich amorph. Ganz und gar nicht wie bei einem Stadt-Teil.
    Konnten sie ihn deaktivieren? Er war sich nicht sicher.
    Niemand hatte bisher die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß ein Simulacrum mit solchen Umständen konfrontiert würde.
    Er glaubte nicht, daß er schlafen konnte, wenngleich er auch in der Lage war, die Augen zu schließen. Aber scheißen konnte er mit Sicherheit nicht. Es gab keine Möglichkeit, seine Bewacher davon zu überzeugen, daß er menschlich war.
    Nach einer Stunde schloß er die Augen und projizierte Zahlen und Bauzeichnungen auf die Innenseite der Augenlider. Bald hatte er eine romanische Kathedrale entworfen. Dann veränderte er die Steinsorten, befaßte sich mit Problemen der Statik und revidierte die Konstruktion entsprechend.
    Zu seiner Überraschung stellte sich wenig später doch so etwas wie Schlaf ein – traumlos und fest zwar, nicht sehr angenehm, aber viel

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