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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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sich umwandte, sah sie, dass Bud ihr auf Champion folgte. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ihnen etwas passiert, Ma’am«, sagte der Stallknecht, als er sie einholte.
    Die ungleichen vier bahnten sich mühsam ihren Weg durchs Unterholz zum Strand hinunter, der ungefähr drei Meilen vom Besitz der Duvoisins entfernt lag. Doch auf dem Sand wurde das Gehen beschwerlicher, sodass Giovanni und Ryan bald unter der Last ihrer Beute keuchten. Mehr als ein Mal wollte Ryan eine Pause einlegen, aber der Priester trieb ihn unablässig voran, obwohl er genauso erschöpft war. Jeannette war froh, als sie langsamer vorankamen, weil sie hoffte, dass aus dem Herrenhaus Hilfe einträfe. Yvette dagegen wollte lieber schneller gehen, um die Männer zu erschöpfen. Als Jeannette zu ihr herübersah, zog sie nur stumm an ihrem Zopf. Jeannette verstand das Signal und nickte kaum merklich. Dann dachte sie an Wade. Vielleicht war er ja noch irgendwo in der Nähe und rettete sie, bevor ihre Schwester etwas Unüberlegtes tat.
    Mit gerunzelter Stirn starrte Wade auf das Ruderboot hinunter und fragte sich, was ein Boot hier draußen, meilenweit von der Stadt entfernt, zu suchen hatte. Niemand fuhr zum Fischen in diese entlegene Gegend. Als er um das Boot herumging, bemerkte er Fußabdrücke und eine Art Schleifspur. Offenbar hatte jemand das Boot erst kürzlich hierher an den Strand gezogen. Er kratzte sich am Kopf und folgte der Spur, die am Waldrand in einen Pfad überging. Wenig später langte er bei Father Benitos Hütte an. Wieder kratzte er sich am Kopf und überlegte, ob Rebecca womöglich an diesem Ort Zuflucht gesucht hatte.
    Als der Priester und Ryan am Ruderboot anlangten, waren sie schweißgebadet. Atemlos ließ sich Ryan in den Sand plumpsen, doch Benito sah sich mit gezogener Waffe nach allen Seiten um. Dann ließ er Jeannette für einen kurzen Augenblick los und schaute im Boot nach seinen Karten.
    Als er sich umwandte, blickte er die Zwillinge an, die sich im Mondlicht zum Verwechseln ähnelten. »Komm her, Jeannette.«
    Beide Mädchen traten einen Schritt vor und sahen einander überrascht und erstaunt an.
    Benito lachte in sich hinein. »Ihr wollt mich wohl zum Narren halten, was?« Er wandte sich an das Mädchen, das starr geradeaus blickte. »Also noch einmal: Komm her, Jeannette.«
    Nach einem kurzen Moment des Zögerns bestätigte sich sein Verdacht. Das »unsicher« wirkende Mädchen trat einen Schritt vor. »Ich bin Jeannette«, sagte sie kleinlaut. Dann drehte sie sich zu ihrer Schwester um, die eine Grimasse zog. »Tut mir leid, Yvette.«
    Benito grinste durchtrieben. »Na los, steig ein!«, brummte er und deutete mit der Pistole auf das Boot.
    »Aber ich fürchte mich vor dem Meer! Erst recht in der Nacht!«
    »Steig ein, oder ich erschieße deine Schwester!«
    Eilig gehorchte das Mädchen, und John Ryan tat es ihr nach.
    »Sie doch nicht, Ryan!«, bellte Giovanni. »Helfen Sie mir lieber, das Boot ins Wasser zu schieben. Das Segel setzen wir, sobald wir die Brandung hinter uns haben.«
    Brummend stieg Ryan wieder aus. Dann schoben sie das Boot gemeinsam in die anbrandenden Wellen.
    »Und was wird aus mir?«, fragte Yvette ängstlich.
    »Du bleibst am Strand!«, rief Benito über die Schulter zurück. Als die ersten Schaumkronen anrollten, musste er um sein Gleichgewicht kämpfen. »Bleib, wo du bist, wenn dir das Leben deiner Schwester lieb ist!«
    Yvette nickte nur stumm und sah ihnen besorgt nach.
    »Setz dich!«, herrschte der Priester Jeannette an. »Nein, nicht ans Ende … auf die mittlere Bank!«
    Jeannette gehorchte und ließ die Pistole nicht aus den Augen, die dem Priester beim Schieben des Boots im Weg war. Als das Wasser tiefer und die Brandung stärker wurde, legte Benito die Pistole auf die hinterste Bank, um die Bordwand besser packen zu können. »Fester!«, herrschte er Ryan an. »Los, noch einmal!« Er keuchte. »Gleich haben wir es geschafft!«
    Als die nächste Welle anrollte, sprang Jeannette auf die Füße. »Lauf los, Jeannette! Schnell!«, schrie sie.
    Wie erwartet starrten Father Benito und Ryan zum Strand zurück, woraufhin das Mädchen die Pistole packte und auf Benito richtete. Der Priester zuckte zusammen, aber im nächsten Augenblick lachte er los. »Demnach haben wir doch die falsche Jeannette erwischt! Du hältst dich wohl für besonders klug! Was willst du jetzt machen? Willst du mich erschießen?«
    Yvette runzelte die Stirn. Als die nächste Welle das Boot traf, hatten die

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