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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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von Getreidesäcken ergoss sich über den Kai. Einige platzten, während andere mit dumpfem Laut aufschlugen und zerplatzten und einen wahren Berg von Getreide anhäuften.
    Charmaine und die Mädchen verließen mit einigen Päckchen den Laden und traten in den Sonnenschein hinaus. »Geht ihr beiden schon zur Bar voraus«, sagte Charmaine und übergab ihnen noch ihre Einkäufe. »Ich hole euren Vater und John im Hafen ab und komme dann nach.«
    Frederic stürzte auf den Getreidehaufen zu. Keine Hand, keine Stiefel, keine Spur von Paul. Er warf den Stock beiseite und wühlte mit bloßen Händen im Getreide. Er schrie um Hilfe, schleuderte die schweren Säcke zur Seite und kämpfte gegen die Masse der Körner, die schneller nachrutschten, als er sie wegschaufeln konnte. Sicher war Paul bewusstlos … und würde ersticken. Er konnte nur beten, dass er nicht schon tot war. Er verfluchte seinen geschädigten Arm, der schwächer war als gedacht, und schrie erneut um Hilfe. Hörte denn niemand? Kam denn niemand? Mit einem Mal waren zwei Matrosen an seiner Seite und gruben ebenfalls wie die Wahnsinnigen.
    John verspürte kurz nacheinander mehrere Erschütterungen auf den Planken des Boardwalks. Im selben Moment schoss ihm der Gedanke an Charmaines Vorahnung durch den Kopf, und er rannte los. In kürzester Zeit sah er die chaotische Szene vor sich. »Was ist passiert?«, hörte er George fragen. Und dann seinen Vater: »Paul … ist verschüttet!«
    »Gütiger Himmel!« Als George sah, dass John angerannt kam, stieß er einen gellenden Schrei aus, dass allen in Hörweite das Blut in den Adern gerann. »Es ist Paul! Er ist lebendig begraben!« Mit diesen Worten sprang er mitten ins Chaos und grub wie ein Verrückter.
    Hastig rissen die Männer die Säcke zur Seite, die zum Teil auf dem Kai zerplatzten oder unter gewaltigen Fontänen im Wasser landeten. Dennoch schien der Berg nicht kleiner zu werden.
    »Läute die Alarmglocke im Versammlungshaus!«, rief John, als er sich umsah und Charmaine schon von Weitem erkannte.
    Voller Angst machte sie kehrt und rannte los. Sie konnte sich nur an einen solchen Unfall erinnern. Damals hatten alle ohne größere Verletzungen überlebt. Rasch sprach sie ein stilles Gebet.
    Paul atmete. Mit Gottes Hilfe legten sie seinen Kopf als Erstes frei und säuberten ihn vom Staub, bevor sie den restlichen Körper ausgruben.
    »Paul, kannst du mich hören?«, rief Frederic flehentlich. Aber Paul war bewusstlos. »Verdammt, wo bleibt Blackford?!«, schimpfte er.
    Die Umstehenden murmelten, bis Buck sich ein Herz fasste. »Er ist fort, Sir.«
    »Fort?«
    »Ja, Sir. Er hat Charmantes vor einem Monat verlassen. Aber wir haben nach Doc Hastings geschickt.«
    Als Charmaine bei der Gruppe anlangte, schlug sie die Hand vor den Mund. »Ist er …«
    »Er lebt«, sagte John erleichtert. »Wir warten auf den Arzt.«
    »Oh, John, ich wusste, dass etwas passieren würde. Ich wusste es!«
    Frederic humpelte ein Stück zur Seite und ließ sich am Rand des Kais auf einen Stapel Säcke fallen, und John fragte sich, wie viel dieser Mann in seinem Leben noch ertragen konnte. Immerhin musste er anerkennen, dass Frederic es bisher noch jedes Mal geschafft hatte.
    Als Dr. Hastings kam, legte man Paul auf eine Art Trage. Einige Rippen waren gebrochen, wie der Arzt feststellte, aber die konnten bandagiert werden, sobald Paul zu Hause war.
    Als man die Bahre in die Höhe hob, zupfte Charmaine ein paar Körner aus Pauls Haar. Eine unschuldige Geste, und doch war John irritiert. Als Paul leise stöhnte, sah John, wie ein erleichtertes Lächeln über Charmaines Gesicht huschte. Kurz bevor sich die Träger in Bewegung setzten, öffnete Paul die Augen und sah die Sorge auf den Gesichtern der Umstehenden. Er wollte sich aufsetzen.
    »Liegen Sie ganz still«, mahnte Charmaine, während sie weitere Körner von seinem Hemd abstreifte.
    Paul ergriff ihre Hand und drückte sie an die Lippen. Dann verlor er erneut das Bewusstsein, und seine Hand sank herab.
    »Sei doch nicht so wütend, John!«, schimpfte Charmaine, als sie zusammen nach Hause ritten. »Paul war verletzt, und ich hatte einfach Angst um ihn.«
    »Ich genauso, aber ich habe ihm nicht die Körner aus dem Haar geklaubt.«
    Sie lachte. »Du bist ja eifersüchtig!«
    Wortlos trieb John seinen Hengst zum Galopp, und Charmaine blieb zurück, um über seine schlechte Laune nachzudenken.
    Als die Untersuchung beendet war und der Arzt dem Patienten Besuch erlaubte, war Frederic der

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