Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
sich vom Tor und der Mann im Anzug nahm vom Toningenieur eine tropfende Eiswaffel und schleckte daran. »Kann ich nicht wenigstens die Jacke ausziehen?«, fragte er missmutig.
    Katie beobachtete die Männer angewidert. »Schauen Sie sich die nur an. Kapieren sie nicht, dass die Sache ernst ist?«Tom kratzte seine stoppelige Wange. »Abergläubisches Volk.«
    Sie wusste, dass er die Leute vom Jahrmarkt meinte, und zuckte verlegen die Achseln. »Wie ich sehe, sind manche abgereist.« Auch das stimmte. »Ja. Die Sänger aus Tralee sind gegangen. Und einige aus Shetland. Ein paar Stände sind abgebaut. Die Leute wurden vom Gewitter verscheucht. Und vom Rest.«
    Tom sah sie scharf an. »Sehr wahrscheinlich vom Rest. Es heißt, dass gewisse Elemente den Jahrmarkt überschwemmen. Viele von ihnen, mal tauchen sie hier auf, dann sind sie verschwunden, plötzlich wieder da. Auf dem Eilderfeld brennen die ganze Nacht Feuer. Und morgens noch nicht mal ein angekohlter Zweig. Ich weiß es, ich habe nachgeschaut. Musik zu allen Stunden; selbst zu Hause kann ich sie nachts hören. Zelte, die noch keiner zuvor gesehen hat. Dinge funktionieren nicht, andere sind weg. Und in dieser Regennacht, hat mir jemand erzählt, waren überall im Herrenhaus Lichter, blaue flackernde Dinger.« Sie schaute hinaus auf das flachgelegte Getreide, über dem die Schmetterlinge tanzten. »Sie glauben also an Übernatürliches, Tom?«
    Der Platzwart stieß ein raues Lachen aus. »Wenn du so lange gelebt hast wie ich, glaubst du an immer mehr, nicht an immer weniger. Aber warum sie gekommen sind und wer sie hergebracht hat, weiß ich nicht. Ich finde, in der Lammasnacht beim Erntefest sollten wir sehr wachsam sein.« »Warum?«
    Er sah sie kurz an. »Du weißt warum. Das Jahr hat Ritzen. Lücken. Da gibt es Wege zwischen Welten. Du könntest durchfallen, direkt aus der Welt hinaus. Das Erntefest ist so etwas. Das Einbringen der Frucht, die Jahreswende. Und diese Leute, die wollen immer jemand holen.« Sie wollte sagen: »Mick wollen sie holen«, aber noch als sie es dachte, kam Micks Vater durch das Tor. »Sind diese verdammten Reporter noch nicht fort?«, schäumte er und überflog ein Papier auf seinem Klemmbrett. »Hör mal, Tom, geh hinüber zum Feld. Irgendein Idiot hat alle neuen Seile am Kunstgewerbezelt losgemacht.« Tom schaute rasch zu Katie hinüber. »Immer mit der Ruhe, Chef.« Er ging davon. Mr Carter wandte sich wütend an das Fernsehteam. »Wie lange geht das noch?« »Nur noch ein paar Aufnahmen.« Der Regisseur winkte und kaute an einem Stift. »Das ist alles, was wir brauchen.« Als Mr Carter wieder gehen wollte, fragte Katie leise: »Wie geht es Mick?«
    »Gut. Nun, ehrlich gesagt, er hat uns einen kleinen Schreck eingejagt. Vor ein paar Nächten. Ich frage mich, ob es nicht Asthma ist – dieses viele Musizieren macht es nicht besser.« »Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung mit ihm?« Er wischte unbeholfen über das Papier. »Katie, ich muss zugeben, ich habe so viel zu tun, dass ich ihn kaum zu sehen kriege. Alles scheint falsch zu laufen. Als ob es jemand darauf angelegt hätte, mich auf Trab zu halten. Er scheint auch bei den Mahlzeiten nie da zu sein. Du siehst wahrscheinlich mehr von ihm.«
    Nein, ich sehe ihn auch nicht, dachte sie, als sie ihm nachschaute. Seit dem Sturm haben Rowans Leute Mick nie allein gelassen. Wo immer er war, da waren sie auch: die wölfischen Zwillinge, der große Hinterhältige, die drohenden Kinder. Mick war mager, jeden Tag sah er abgespannter aus. Katie hatte kaum ein Wort mit ihm wechseln können. Sie nährten sich von ihm, und niemand schien das auch nur zu bemerken.
    Katie trat erbittert gegen das Tor. Sie hatte keinen Plan, niemanden, der ihr riet, was tun. Und wenn sie ihn mitnahmen, ihn durch den Spalt der Lammasnacht in die Finsternis schleppten, und sie nichts getan hatte, um das zu verhindern? Wenn nur Alex dageblieben wäre! Er wusste Bescheid; sie hatte keine Ahnung.
    Sie fröstelte in der Nachmittagssonne und drehte zwischen den Fingern die Scheibe, die funkelte und in der Sonne schimmerte.
    Katie wusste, sie musste es noch einmal versuchen. Irgendwie. »Aufnahme!«, rief der Regisseur.
     
    SECHZEHN
     
    Ich liebe die Liebste, sie weiß und versteht,
    Ich liebe den Boden, auf dem sie geht.
    Doch wenn ich sie nicht mehr sehe auf Erden,
    Wie kann ich, was sie mir war, für sie dann werden?
    ÜBERLIEFERT
     
    Sandy zog die Bremse am Kinderwagen an und spähte unsicher in den Stand. Der

Weitere Kostenlose Bücher