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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schlug von neuem mit seinem Schwingen und stieg weiter auf, immer höher und höher, ein Schatten vor der hellen Scheibe des Mondes, erfüllt von einem unbeschreiblichen Gefühl des Glücks und der Freiheit, das er nie gekannt hatte, bis die Nacht ihn schließlich verschluckte.
    Zurück blieben die Mönche der Bruderschaft, die an den Zinnen von Monte Cargano standen, noch immer ihre nutzlosen Messer, Dolche und Sicheln in den Händen, und mit einemmal wie auf einen unhörbaren Befehl hin zusammen ein Gebet anstimmten.
    Sie beteten darum, daß die Prophezeiungen des Johannes sich nicht erfüllen mochten. Daß es ihnen gelang, das Heiligtum vor dem verderblichen Einfluß des Bösen zu bewahren, bis irgendwann der Jüngste Tag anbrach und der Herrgott ihnen befahl, das Portal zu öffnen, auf daß die Menschheit von ihrem eigenen Übel fortgerissen werde.
    Doch noch war es nicht soweit.
    Noch nicht ...
    *
    493 JAHRE SPÄTER
    Es gibt Menschen, die alles tun würden, um dem Sensenmann nie ins knöcherne Antlitz schauen zu müssen. Andere wiederum sind dem Tod weit mehr zugetan als dem Leben.
    Zu letzterer Kategorie gehörten die beiden Gestalten, die in jener Nacht im Januar des Jahres 1997 um kurz nach Mitternacht über die Mauer der St. Catherine's Memorial Church in Los Angeles kletterten. Nacheinander, mit einem Selbstbewußtsein, welches verriet, daß dies nicht das erste Mal war, daß sie sich auf diese Weise Zutritt zu dem Friedhof verschafften, kamen die Eindringlinge über die Backsteinmauer und sprangen auf der anderen Seite behende zu Boden.
    Sie waren beide von Kopf bis Fuß völlig schwarz gekleidet, was weniger damit zu tun hatte, daß sie sich von ihren dunklen Sachen einen besseren Schutz vor Entdeckung versprachen, sondern weit mehr damit, daß die Farbe ihrer Einstellung entsprach. Schwarz symbolisierte für den dreiundzwanzigjährigen Baxter Collins und seine zwei Lenze jüngere Freundin Carola Wilson all das, was das Leben ihnen nicht bieten konnte: Ruhe. Frieden. Glück. Und Erfüllung bis in alle Ewigkeit.
    Denn für die zwei Grufties war Schwarz gleichbedeutend mit Tod. Mit Jenseits. Mit all dem, das danach kam. Was war das Leben schon verglichen mit den Wundern, die jenseits der beengenden Grenzen des Seins lagen?
    Der Tod versprach den beiden jungen Leuten mehr, als ihre irdische Existenz ihnen jemals würde bieten können. Deshalb suchten sie seine Nähe. Darum waren sie hier, auf dem Friedhof der St. Catherine's Memorial Church, um zwischen den Gräbern und Grüften den Odem der Unsterblichkeit in sich aufzunehmen, das Flair des Jenseits, wie in so vielen Nächten zuvor.
    Doch heute würde das letzte Mal sein.
    Sie hatten lange darüber diskutiert, ob der Schritt, den sie zu tun gedachten, wirklich richtig war, und sie waren zu dem Schluß gekommen, daß es nichts gab, was sie sich mehr wünschten. Baxter und Carola wollten dieser trostlosen, öden Welt, die für sie weder Freude noch Glück bereithielt, den Rücken kehren, um in eine andere, zweifellos bessere Welt einzugehen.
    Und sie würden es gemeinsam tun.
    Während sie sich liebten. Auf dem Höhepunkt ihrer Lust.
    Dem »kleinen« Tod sollte sein großer Bruder direkt auf dem Fuße folgen .
    Baxter huschte hinüber zum Hauptgang des Friedhofs und blickte sich um, da sich gelegentlich irgendwelche Penner, die von den Sicherheitsbeamten aus den beheizten Wartesälen der U-Bahnen verscheucht wurden, herschlichen, um in einer der Grüfte über Nacht Schutz vor Wind, Schnee und Kälte zu suchen. Als er nach einer halben Minute niemanden entdeckt hatte, winkte er Carola zu sich.
    Die junge Frau schloß zu ihm auf. »Alles klar?«
    Baxter nickte. »Scheint so.«
    Carola lächelte. »Gut«, sagte sie gedehnt. »Dann wird uns niemand stören .«
    Baxter grinste. Er ergriff die Hand seiner Freundin und zog sie hinter sich her den Mittelgang entlang. Schnee, weiß und jungfräulich, knirschte leise unter den Absätzen ihrer Schuhe. Zu beiden Seiten des Weges ragten Grabsteine empor, standen da in Reih' und Glied, wie Soldaten auf dem Paradeplatz.
    Die beiden jungen Leute gingen weiter, bogen später von dem Weg auf einen anderen Pfad ab, der tiefer in das Areal führte, und schlichen Hand in Hand an einer Reihe von Mausoleen vorbei, von denen einige fast so groß wie Einfamilienhäuser waren. Das waren vor allem die Ruhestätten bekannter Hollywoodstars, die ihren Reichtum im wahrsten Sinne des Wortes mit in ihr Grab genommen hatten, vermutlich, um

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