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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Beweismittel, wie das bei Ihrem Sohn der Fall war, ist das richtig?«
    Â»Ja.«
    Â»Als Staatsanwältin, als jemand, der regelmäßig mit Kinderpsychologen und Sozialarbeitern zusammenarbeitet und über eine profunde Kenntnis des Strafverfolgungssystems verfügt, glauben Sie da nicht, daß Sie in der Lage gewesen wären, Nathaniel besser auf sein Erscheinen vor Gericht vorzubereiten als nahezu jede andere Mutter?«
    Sie verengt die Augen. »Niemand ist in der Lage, ein Kind darauf vorzubereiten. Wie Sie wissen, sind die im Gerichtssaal geltenden Regeln nicht gemacht worden, um Kinder zu schützen, sondern um Angeklagte zu schützen.«
    Â»Welch Glück für Sie, Mrs. Frost«, sagt Quentin trocken. »Würden Sie sagen, daß Sie eine engagierte Staatsanwältin waren?«
    Sie zögert. »Ich würde sagen … ich war eine zu engagierte Staatsanwältin.«
    Â»Würden Sie sagen, daß Sie hart mit den Kindern gearbeitet haben, die Sie in den Zeugenstand riefen?«
    Â»Ja.«
    Â»Sie haben zwölf Verurteilungen erreicht, würden Sie Ihre Arbeit mit den Kindern nicht als erfolgreich bezeichnen?«
    Â»Nein, ganz und gar nicht«, antwortet sie schroff.
    Â»Aber die Täter sind doch alle ins Gefängnis gewandert?«
    Â»Nicht lange genug.«
    Â»Dennoch, Mrs. Frost«, drängt Quentin. »Sie haben es immerhin geschafft, daß unser Rechtssystem bei zwölf Kindern funktioniert hat.«
    Â»Sie verstehen das nicht«, sagt sie mit lodernden Augen. »Es ging um mein Kind. Als Staatsanwältin hatte ich eine ganz andere Verantwortung. Meine Aufgabe war es, jedem der Kinder soviel Gerechtigkeit wie möglich zu verschaffen, und das habe ich getan. Alles, was dann außerhalb des Gerichtssaales geschah, lag in der Verantwortung der Eltern. Wenn eine Mutter beschloß, sich mit ihrem Kind zu verstecken, um es vor einem Vater zu schützen, der es mißbraucht hatte – dann war das ihre Entscheidung. Wenn eine Mutter einen Täter erschoß, dann hatte das nichts mit mir zu tun. Aber auf einmal war ich nicht mehr bloß Staatsanwältin. Ich war die Mutter. Und es lag an mir, alles zu tun, damit meinem Sohn kein weiterer Schaden zugefügt wird.«
    Das ist der Moment, auf den Quentin gewartet hat. Er wittert ihren Zorn und tritt näher an sie heran. »Wollen Sie damit sagen, daß Ihr Kind mehr Recht auf Gerechtigkeit hat als irgendein anderes?«
    Â»Die anderen Kinder waren mein Job. Nathaniel ist mein Leben .«
    Sofort springt Fisher Carrington auf. »Euer Ehren, ich bitte um eine kurze Unterbrechung –«
    Â»Nein«, sagen Quentin und der Richter gleichzeitig. »Ihr Kind ist Ihr Leben?« wiederholt Quentin.
    Â»Ja.«
    Â»Dann waren Sie also bereit, Ihre Freiheit zu opfern, um Nathaniel zu schützen?«
    Â»Absolut.«
    Â»Dachten Sie daran, als Sie Pater Szyszynski die Waffe an den Kopf hielten?«
    Â»Natürlich«, entgegnet sie heftig.
    Â»Dachten Sie, Sie könnten Ihren Sohn nur dadurch schützen, daß Sie Pater Szyszynski vier Kugeln in den Kopf jagen –«
    Â»Ja!«
    Â»â€“ und dafür sorgen, daß er den Gerichtssaal nicht mehr lebend verläßt?«
    Â»Ja.«
    Quentin macht einen Schritt zurück. »Und doch haben Sie uns vorhin erzählt, daß Sie in dem Moment gar nichts gedacht haben, Mrs. Frost«, sagt er und fixiert sie so lange, bis sie den Blick abwenden muß.

    Als Fisher aufsteht, um mich noch einmal zu vernehmen, zittere ich noch immer. Wie konnte mir das passieren? Verzweifelt blicke ich in die Gesichter der Geschworenen, aber ich kann sie nicht deuten. Man kann sie nie deuten. Eine Frau sieht aus, als wäre sie den Tränen nahe. Eine andere löst ein Kreuzworträtsel.
    Â»Nina«, sagt Fisher, »waren Sie an jenem Morgen im Gerichtssaal bereit, Ihre Freiheit für Nathaniel zu opfern?«
    Â»Ja«, sage ich leise.
    Â»Als Sie an jenem Morgen im Gerichtssaal waren, dachten Sie da, das Unausweichliche nur aufhalten zu können, indem Sie Pater Szyszynski aufhielten?«
    Â»Ja.«
    Er hält meinen Blick fest. »Als Sie an jenem Morgen im Gerichtssaal waren, hatten Sie da vor, Pater Szyszynski zu töten?«
    Â»Natürlich nicht«, erwidere ich.
    Â»Euer Ehren«, erklärt Fisher, »die Verteidigung hat keine weiteren Fragen.«

    Quentin liegt auf dem furchtbaren Bett in dem

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